/// Kommentar /// – In der Pankower BVV sitzen bau- und umweltpolitische Geisterfahrer, die noch nicht verstanden haben, welche hohe Verantwortung bei heutigen Bauprojekten auf den Planern, Bauherren und kommunalpolitschen Entscheidern lastet. Selbst die Pankower Grünen reden noch von „klimafreundlichen Bauen“, wo doch längst eine Strategie des „klimaneutralen Gebäudebestands“ angestrebt wird.
Eine Idee aus Oslo und aus West-Berlin: Effizienzhäuser Plus können wichtige Beiträge zum sparen von Energie UND CO2 leisten. Sie können sogar Energie gewinnen.
Pankower Architekten, Bauherren und Bürgerinnen und Bürger müssen nach den Beschlüssen der 26. Pankower BVV nun genau aufpassen, was im Stadtplanungsausschuß, im Verkehrsausschuß und im Schulausschuß künftig entschieden wird:
In Anträgen, Beschlußvorlagen und Protokollen kann man die bau- und umweltpolitschen BVV-Geisterfahrer an der Sprache erkennen. Sie entscheiden über Dutzende Millionen Euro und kennen noch nicht einmal das aktuelle regierungsamtlichen Repertoire der Fachbegriffe und den Stand der Technik und die baurechtlichen Handlungsmöglichkeiten.
Schon 2012 hatte das Umweltbundesamt ein 172 Seiten starkes Kompendium „Klimaschutz in der räumlichen Planung – Gestaltungsmöglichkeiten der Raumordnung und Bauleitplanung“ herausgegeben. Nichts ist davon bisher in Pankow angekommen!
Auch muss man sich fragen wieso Institutionen wie das Deutsche Institut für Urbanistik (DiFU) nicht mit ihrer städtebaulichen Fachkompetenz beim den größten innerstädtischen Bauvorhaben berücksichtigt werden, die z.B. auch auf der Fachebene Bauleitplanung wichtige Arbeitshilfen vermitteln. Das Kompendium „Klimaschutz in der verbindlichen Bauleitplanung“ ist nun auch schon zwei Jahre alt.
Auf der internationalen Fachmesse für Bauen und Gebäudetechnik bautec 2018, die von der Messe Berlin (in West-Berlin) organisiert wurde legte ein „Fachsymposium | Was heißt klimaneutral Bauen?“ des damals noch unter einem Dach zuständigen Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BMUB) die baupolitischen Grundlinien bis 2050 dar:
„Bis 2050 wird in Deutschland ein klimaneutraler Gebäudebestand angestrebt. Effizienzhäuser Plus können hierzu einen wichtigen Beitrag leisten, indem sie mehr Energie erzeugen, als sie für ihren Betrieb benötigen und damit Defizite anderer Gebäude ausgleichen. Dass dies in der Nutzungsphase funktioniert, wurde durch Modellvorhaben nachgewiesen. Ist dies die Lösung für den Klimaschutz der nächsten Jahrzehnte oder müssen noch weitere Faktoren betrachtet werden, um das Treibhausgaspotenzial von Gebäuden im gesamten Lebenszyklus realistisch bewerten zu können? Im Rahmen des öffentlichen Netzwerktreffens Effizienzhaus Plus diskutieren Fachleute aus Planung, Forschung und Politik wie klimaneutrales Bauen bereits heute definiert und umgesetzt werden kann.“
Inzwischen hat Bundesminister des Innern, für Bau und Heimat Horst Seehofer die Schirmherrschaft der bautec 2020 übernommen, und präsentiert „Das Bauen von Morgen.“
Wie das „Bauen von Morgen“ in Pankow aussehen soll, wissen die planungsbetroffenen Akteure und Bürger bis heute nicht.
In Pankow haben sich Fraktionen von CDU, Die Linke und SPD einem gemeinsamen Antrag verweigert, „klimafreundlichen Bauen“ am Pankower Tor in den Aufstellungsbeschluß für den Bebauungsplan hineinzuschreiben, obwohl sie selbst erst den Klimanotstand ausgerufen haben.
Nun droht der Politiknotstand, denn die Glaubwürdigkeit der drei Parteien ist bei der jungen Generation nun schwer beschädigt. An zentraler Stelle droht in Pankow eine Fortsetzung des altbekannten Bauwirtschafts-Funktionalismus, mit dem schon im Norden des Mauerparks die Stadtlandschaft verunstaltet und Zukunft verbaut wird.
Bundesinnenminister Horst Seehofer: „Die Bauwirtschaft ist der Eckstein der deutschen Wirtschaft. Neben ihrem zentralen Querschnittscharakter für die ganze Gesellschaft trägt sie mit ihren Innovationen zur Umsetzung der Energiewende durch kostensparenden, nachhaltigen Wohnungsbau und zur Erhöhung der Energieeffizienz bei Gebäuden bei. Diese wichtigen Themen stehen im Fokus der bautec.“
Die nächtste bautec, die vom 18. bis 21. Februar 2020 auf dem Messegelände in Berlin stattfinden wird, lädt die gesamte Bauwirtschaft, Architekten, Planer und Bauherren nach Berlin ein, und wird auch den Blick nach Pankow lenken.