Seit 29 Jahren wird in Berlin am 1. Oktober der Jahrestag des Inkrafttretens der Berliner Verfassung mit einem Festakt begangen. Bürgerinnen und Bürger werden mit dem Verdienstorden des Landes Berlin ausgezeichnet. Im Festsaal des Roten Rathauses erwartete gestern ein entspannter und charmanter Regierender Bürgermeister Michael Müller die Gäste.
Zu Beginn seiner Rede gab es gleich doppelt Anlaß zur Gratulation: Lea Rosh feierte ihren Geburtstag. Und auch Udo Marin, feierte seinen Geburtstag.
Der Regierende Bürgermeister würdigte den Tag, an dem alljährlich Menschen geehrt werden, die sich um die Stadt verdient gemacht haben:
„Die Persönlichkeiten, die wir heute mit dem Landesorden ehren, stehen beispielhaft für ein tolerantes und weltoffenes, für ein freies und solidarisches Berlin. Sie zeigen, was unsere Gesellschaft ausmacht: Empathie und Engagement. Es sind Menschen, die in größeren Zusammenhängen denken und sich nicht gleich von Gegenwind entmutigen lassen – aufrechte Persönlichkeiten, Vorbilder, Schrittmacher einer engagierten Stadtgesellschaft. Es sind Menschen, die all jene Lügen strafen, die sagen: Es hat ja doch alles keinen Sinn. Sie geben uns Hoffnung und vermitteln Zuversicht, indem sie zeigen, dass man sehr wohl – mit eigenem Engagement und indem man sich mit anderen verbündet – etwas verändern und Gutes bewirken kann. Sie sind die Mutmacher unserer Stadt.“
Die Ehrung und Auszeichnung folgte in alphabetischer Namensfolge, geehrt wurden:
Wolfgang Apel, langjähriger Vertreter des Tierschutzes. Zuerst im Vorsitz des Bremer Tierschutzvereins und Geschäftsführer des Deutschen Tierschutzbundes. Er amtierte dort als Bundesschatzmeister, war Vizepräsident und zudem lange Mitglied der Tierschutzkommission beim Bundesministerium für Ernährung und Landwirtschaft. 1993 wurde Wolfgang Apel zum Präsidenten des Tierschutzbundes gewählt – und blieb das 18 Jahre. Seit 2011 ist er Ehrenpräsident. Parallel hat sich Wolfgang Apel ehrenamtlich im Berliner Tierschutzverein engagiert – seit dem Jahr 2000 und bis heute als dessen Präsident.
Mo Asumang, Multi-Talent – erfolgreich als Fernsehmoderatorin, Schauspielerin, Sängerin, Synchronsprecherin und Regisseurin und als Autorin und Filmemacherin in dem Film ‚Roots Germania‘ mit mutigen Blick auf die Neonazi-Szene. Ein Erfolg war auch der vielfach preisgekrönte Dokumentarfilm ‚Die Arier‘. Zuletzt das Buch ‚Mo und die Arier: Allein unter Rassisten und Neonazis‘.
Michael Ballhaus, Kameramann, Weltstar und Filmförderer wurde wegen Erkrankung in Abwesenheit geehrt und ausgezeichnet.
Margot Friedländer, die Holocaust-Überlebende wanderte nach dem Krieg nach New York aus, und kehrte nach dem Tod ihres Mannes 2003 nach Einladung des Berliner Senats in ihre alte Heimatstadt zurück, und vermittelt seitdem ihr Leben und ihre Erfahrungen als Zeitzeugin in vielen Lesungen für Schüler in besonders einprägsamer Weise.
Brigitte Kupferschmidt gründete im Mai 1980 an der Diakonie-Station Spandau eine Selbsthilfegruppe für an Krebs erkrankte Frauen – und damit eine der ersten Selbsthilfegruppen dieser Art in ganz Berlin. Sie steht seit 35 Jahren anderen Frauen in der Selbsthilfearbeit bei.
Ahmad Mansour kämpft gegen das ‚Ungeheuer‘ der Radikalisierung und beschreibt, wie junge Menschen sich von den demokratischen Grundsätzen unseres Landes entfernen – junge Menschen, die antisemitische Einstellungen in sich tragen, problematischen Geschlechterrollen anhängen und anfällig sind für Verschwörungstheorien. Ahmad Mansour mahnt und setzt auf einen umfassenden Präventionsansatz. Er geht mit gutem Beispiel voran – in Projekten wie Hayat und Heroes. Er berät Eltern, die Veränderungen im Verhalten ihres Kindes beobachten und sich Sorgen machen.
Udo Marin, langjähriger Geschäftsführer des Vereins Berliner Kaufleute und Industrieller e.V (VBKI) wurde für seine erfolgreiche Arbeit geehrt, die den traditionsreichen Berliner Kaufmannsclub zu einem der bedeutendsten Netzwerke von Wirtschaft, Wissenschaft, Kultur und Politik in der Hauptstadt ausgebaut hat.
Michael Müller hob besonders das Leitbild des Vereins hervor:
„‚Der ehrbare Kaufmann unterstützt das Gemeinwohl in der Gesellschaft.‘ So heißt einer der Leitsätze, die Udo Marin zusammen mit engagierten Mitstreitern im VBKI erarbeitet hat. Und dieser Satz wird beim VBKI auch dank Udo Marins Engagement mit Leben erfüllt: Mit der Unterstützung des Berliner Sports und der Wissenschaft, aber auch mit dem Bürgernetzwerk Bildung, das seit über zehn Jahren Woche für Woche ehrenamtliche Lesepaten für Kinder an Kitas und Schulen vermittelt. Ein fantastisches Projekt, das ein Band der Solidarität innerhalb unserer Stadt schafft – zwischen Zehlendorf und Neukölln, Prenzlauer Berg und Marzahn, Frohnau und Wedding.“
Kaweh Niroomand, Mitglied im VBKI-Präsidium, wurde für hervorragende Verdienste um die Sportstadt Berlin und als Unternehmer geehrt. Michael Müller: „Er gehört zu den Gründern der Initiative ‚Sportmetropole Berlin‘ und ist Sprecher der Berliner Profi-Clubs.
Seine Leidenschaft gilt dem Volleyball-Sport, dem er Zeit seines Lebens verbunden geblieben ist. Früher war er selbst aktiver Spieler und Mannschaftstrainer, heute leitet er die Geschäfte der BR Volleys. Und das sehr erfolgreich. Im letzten Jahr ist den Volleys mit der deutschen Meisterschaft, dem deutschen Pokalsieg und dem Gewinn des Europapokals das historische Triple gelungen. Die Volleys sind zurzeit das Aushängeschild des deutschen Volleyballs.
Dieser Erfolg beruht ganz wesentlich auf der sportlichen Expertise und dem kaufmännischen Geschick von Kaweh Niroomand. Er ist das prominente Gesicht des Berliner Volleyballs. Und er hat diesem schönen Sport zu großer Popularität bei den Berlinerinnen und Berlinern verholfen.“
Lea Rosh, die gemeinsam mit dem Historiker Eberhard Jäckel den Bau des Denkmals angeregt und in zähem Ringen erfolgreich durchgesetzt hat, wurde ebenfalls geehrt. „Sie musste auf diesem langen Weg eine Menge einstecken – nicht nur Kritik, auch persönliche Anfeindungen. Doch sie hat sich zum Glück nicht beirren lassen.“
Fetsum Sebhat, Musiker und Initiator des Peace x Peace“-Festivals, schuf ein Benefizkonzert, das am 5. Juni 2016 über 20.000 Konzertbesucherinnen und -besucher in die Berliner Waldbühne lockte. Namhafte Bands und Musiker trugen zu einem besonderen gemeinsamen Konzerterlebis bei, dessen Erlöse und Spenden mehreren Kinderhilfsprojekte von UNICEF in verschiedenen Ländern zufliessen.
Weitere Informationen:
Rede des Regierenden Bürgermeisters Michael Müller
anlässlich der Verleihung des Verdienstordens des Landes Berlin am 1.10.2016 – Link