Dienstag, 23. April 2024
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9/11-Terroranschlag: Das Ende der Weltmacht USA

New York: Ground Zero am 23.9.2001

Der Terroranschlag am 11. September 2001 in New York auf das World Trade Center hat die gesamte Weltordnung erschüttert und verändert. Auch wenn die genauen Hintergründe des Anschlags noch nicht bekannt sind — die Öffnung der Dokumente der US-Regierung steht noch aus — sind die welthistorischen Ausmaße und Auswirkungen heute schon klar sichtbar.

Professor Thomas Jäger, Lehrstuhl für Internationale Politik und Außenpolitik an der Universität zu Köln, hat dazu heute einen Gastbeitrag auf FOCUS Online veröffentlicht, der die Folgen bewertet:

Jahrestag von New York
Wie der 9/11-Terror das Ende der USA als alleinige Weltmacht einleitete

Die Schlußfolgerungen des Autors sind nachvollziehbar und in der Gesamteinschätzung richtig. Der Beitrag von Professor Thomas Jäger markiert die Veränderungen der Machtgleichgewichte in der Welt.



Kommentar und Ausblick | Michael Springer

Doch die tieferen politischen und psychologischen Ursachen und Fehler der Bush-Regierung wurden nicht konkret angesprochen.

Die Doktrin vom „Krieg gegen den Terror“ hat kulturelle und politische Blickwinkel und rund 70 Jahre Völkerrechtsentwicklung eingeebnet, und weltweit alle Spielräume für kulturellen und diplomatischen Interessenausgleich und alle legalen Gewaltenteilungen eingeengt.

Die am Himmel kreisende Kampfdrohnen mit ihren tödlichen zielgenauen „Hellfire-Raketen“ haben nicht nur unterschiedslos Terroristen getötet, sondern ein zivilisatorisches Höllenfeuer von „Arroganz und Hass“ entzündet, das auch wichtige Errungenschaften des internationalen Völkerechts per Knopfdruck ausschaltete.

Anonyme Ankläger, Richter und Vollstrecker in elektronischen Leitzentralen mit Satelliten-Netzwerken haben in Echtzeit bisherige analoge Gewaltenteilungen digital kurzgeschlossen, und damit mächtige Maschinen zur Erzeugung politscher Hybris und militärischer Kontroll-Illusionen geschaffen.

Hier wurzelt auch der tiefere politische, kulturelle und religiöse Konflikt, der extremistischen Islamismus beständig mit neuer Energie auflädt.

Es ist auch ein unlösbarer Konflikt zwischen tradierter analoger Kultur und entgrenzten digitalen Entscheidungskulturen, der allerhöchste Arroganz und Hass bis zum Tod durch Selbstmordanschlag befördert.

Die friedliche Konfliktlösung und die friedliche Weiterentwicklung der Welt im Angesicht der bedrohlichen Klimakrise kann zukünftig nur gesichert werden, wenn die Weltgemeinschaft einen „Zeitsprung“ vollzieht, und zu den in langer Zeit vorbereiteten Grundsätzen des UN-Völkerrechts zurückkehrt.
Diese Grundsätze wurden vor über 101 Jahren mit der Gründung des Völkerbundes am 10. Januar 1920 begründet und entwickelt.

Die heutigen UN-Organisationen sind die einzigen Institutionen, die noch verbindliche, vertrauensvoll und verbindliche Entscheidungen voran bringen können. Das Pariser Klimaabkommen und die 17 UN-Nachhaltigkeitsziele sind dabei herausragende Beispiele.

Die USA müssen dazu auch den „größten Terroranschlag“ auf die amerkanische Demokratie UND das Völkerrecht erst noch aufklären, ahnden und heilen: Die Kündigung von tausenden US-Diplomaten durch die Trump-Administration und die Beschädigung ihrer eigenen weltweiten Wissens- und Erkenntnispotentiale und aller wichtigen Verhandlungs- und Vertrauenspotentiale für friedliche und respektvolle Konfliktlösungen.

m/s