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Archäologisches Denkmal: Dorfschmiede Karow

BA Pankow informiert

Schandfleck beseitigt – Geschichtszeugnis geschaffen
In Alt-Karow wurde aus der verfallenen Dorfschmiede ein archäologisches Denkmal

Ein archäologisches Denkmal wird am Mittwoch, dem 9. September 2015 um 14 Uhr vor dem Grundstück Alt Karow 4, 13125 Berlin, vom Bezirksstadtrat für Stadtentwicklung, Jens-Holger Kirchner (Bü90/Grüne), eingeweiht und der Öffentlichkeit übergeben. Weil die alte verfallene Dorfschmiede auf dem Karower Anger nicht mehr gerettet werden konnte, hatte sich das Bezirksamt Pankow 2014 für einen behutsamen Rückbau auf die Kernmauern des Baus und eine Infotafel mit Kommentierung entschieden.

Lange Vorgeschichte zum Denkmalschutz

Leider verfallen historische Gebäude; manchmal streiten sich Erben oder es findet sich keine wirtschaftlich vertretbare Nutzung. Der Grund des Verfalls der ehem. Dorfschmiede Karow ist jedoch eine wohl beispiellose Geschichte der Nachwendezeit: In Dorfgemeinden wurden seit je her Bauten mit Gemeindefunktionen errichtet (Dorfschule, Spritzenhaus, Hirten- und Gesindehäuser, Dorfschmieden etc.).

Das kleine Gebäude im südlichen Bereich des als Straßendorf bereits im Mittelalter angelegten Karow entstand um 1842, vermutlich als Stall und Lagerhaus. Es wurde 1899/1900 zur Schmiede umgebaut, nachdem die alte Dorfschmiede (sie stand seit dem 17. Jahrhundert neben der Kirche) abbrannte. Später waren hier ein Klempnermeister, eine Verkaufseinrichtung und ein Friseurladen ansässig. Ein Schlossermeister, der seit 1977 Pächter des Gebäudes war, erkannte nach der Wende das Recht der Bundesrepublik Deutschland nicht an, gab sich selbst als Mitglied der 4. Reichsexilregierung aus, zahlte keine angemessene Pacht und ließ das Gebäude verfallen. Dass ein Rechtsstaat hier an seine Grenzen stößt, ist zu vermuten. 2013 gelang es schließlich, das kleine Gebäude wieder in die Verfügungsgewalt des Landes Berlin zu bekommen. Zügig wurden die bezirklichen Ämter, der Liegenschaftsfonds und das Landesdenkmalamt Berlin tätig, um Grundstücksübertragungen, Bewertung des Bauzustandes, Ermittlung der Instandsetzungskosten, Bauforschung etc. zu veranlassen.

Die Bürgerstiftung Karow hatte ebenfalls signalisiert, sich eine Nutzungskooperation mit dem Bezirksamt Pankow sehr gut vorstellen können. Alle Bemühungen kamen jedoch zu spät: Der Erhalt des Gebäudes war konstruktiv und ein originalgetreuer Nachbau (auf einer Fläche von 5 m x 8 m) wirtschaftlich nicht vertretbar.

Gerade wegen der Mitwirkung aller Grundstückseigentümer und Anlieger am Erhalt des Dorfraumes, hat sich das Bezirksamt Pankow 2014 jedoch entschieden, die ehem. Dorfschmiede nicht vollständig abzureißen und eine Wiese anzulegen, sondern einen behutsamen Rückbau auf die Kernmauern des Baus zu finanzieren. Um eine gute Aufenthaltsqualität zu erzeugen, wurden Sitzgelegenheiten geschaffen und eine Informationstafel aufgestellt, die über die Besiedlung Karows und die Kurzgeschichte der ehem. Dorfschmiede berichtet.

Pressemitteilung Bezirksamt Pankow | 4.9.2015

m/s