Dienstag, 19. März 2024
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Außerirdisch gute Ausbildungsinitiativen #2

Ausbildungswege - Foto: pixabay

Ende Juli 2016 waren bundesweit insgesamt 511.261 Lehrstellenangebote bei der Arbeitsagentur registriert. Im Vergleich zu 2015 sind das 16.338 Plätze (3,3 %) mehr. Die Bewerberzahl sank leicht, und lag Ende Juli bei insgesamt 509.608. Zu diesem Zeitpunkt hatten rund 149.000 noch keine Zusage. Bei den Betrieben waren gleichzeitig noch etwa 172.000 gemeldete Ausbildungsplätze unbesetzt – 2% mehr als im Vorjahr. Auch in Berlin sind noch viele Ausbildungsplätze frei: 1356 in der IHK-Ausbildungsplatzbörse – 868 Ausbildungsplätze in der Lehrstellenbörse der Handwerkskammer Berlin.

Im August hat die Industrie- und Handelskammer Berlin (IHK) eine neue Initiative gestartet, um den Übergang von der Schule in den Beruf zu erleichtern. Die IHK übernimmt Selbstverwaltungsaufgaben der regionalen Wirtschaft, Ausbildung und Ausbildungsförderung gehören zu diesen Aufgaben. Die IHK ist als eine berufsständische Körperschaft des öffentlichen Rechts organisiert.

Eines der wichtigen laufenden Projekte ist die bundesweit organisierte IHK-Lehrstellenbörse, in der Schüler ganz persönlich mit „Finde Deinen Ausbildungsplatz“ angesprochen und zur Suche eingeladen werden.

IHK Lehrstellenbörse
IHK Lehrstellenbörse

 IHK Lehrstellenbörse

Berliner Wirtschaft baut Bildungsbrücken: 15 neue Bildungsprojekte gestartet

Die Berliner Wirtschaft investiert 15 Millionen Euro in Bildung und Wissen der Hauptstadt. 2014 hatte die Vollversammlung der IHK Berlin die Förderung von Bildungsprojekten beschlossen. Ende Juni 2016 wurden die letzten Entscheidungen im Auswahlprozess der zweiten Förderrunde getroffen. Insgesamt 15 neue Projekte wurdenn Anfang August aufgelegt und gehen nach und nach an den Start.

Hintergrund der Initiative: überschüssige Haushaltsmittel

Die Mitglieder der IHK-Vollversammlung hatten 2014 entschieden, statt einer Beitragsrückerstattung überschüssige Haushaltsmittel aus Vorjahren zur Förderung innovativer Bildungsprojekten einzusetzen. In zwei Förderaufrufen wurden aus einer Vielzahl eingereichter Projektskizzen in einem intensiven zweistufigen Verfahren insgesamt 23 Projekte ausgewählt. In der zweiten Förderrunde wurde die Förderlinie zur Integration von Flüchtlingen in den Ausbildungs- und Arbeitsmarkt mit einem Budget von zwei Millionen Euro neu aufgenommen.

Die bewilligten 15 Projekte nehmen in den drei Förderbereichen ihre Arbeit auf:
– Integration von Flüchtlingen in Ausbildung,
– Berufliche Bildung,
– Wissenstransfer.

Damit ergänzen sie das Portfolio der acht in der ersten Runde im Jahr 2015 bewilligten Projekte. Diese liefern bereits erfolgversprechende Ergebnisse, beispielsweise in der Berufsorientierung und dem Aufbau von Infrastruktur für technologieorientierte Gründungen.

Neu: Förderung der Integration von Flüchtlingen

Neu ist die Förderlinie zur Integration von Flüchtlingen in den Arbeits- und Ausbildungsmarkt. Damit wurde auf diese gesellschaftspolitisch vordringliche Herausforderung reagiert. Ausgewählt wurden hier vier Projekte, die Schüler der Willkommensklassen an die duale Ausbildung heranführen, barrierefreien Zugang zum akademischen Bildungsweg ermöglichen, Flüchtlinge mit guter Bleibeperspektive über Arbeitserprobungen mit Unternehmen matchen und Gründungen von der ersten Idee bis zur Geschäftseröffnung begleiten.

Ziel dieser Förderlinie ist es auch, mittels niedrigschwelliger Qualifizierungsangebote und Arbeitserprobung Jugendliche in Ausbildung und erwachsene Flüchtlinge an Arbeitsplätze heran zu führen.

Das Matching wird jeweils unterstützt durch eine engmaschige Betreuung der Unternehmen, um kulturelle Hürden zu überwinden. Außerdem erhalten studieninteressierte Geflüchtete unabhängig vom Nachweis von Dokumenten und rechtlichem Status schnellen Zugang zu akademischer Bildung. Sie können kostenfrei ein überwiegend englischsprachiges zweijähriges Onlinestudium in fünf Fachrichtungen beginnen und werden zusätzlich durch Mentoren online wie offline begleitet. Ein Projekt nimmt den Weg in die Selbständigkeit in den Fokus und coacht Flüchtlinge auf dem Weg von der Idee bis zur Unternehmensgründung.

Praxistauglichkeit und Best Practice
IHK-Präsidentin Dr. Beatrice Kramm: „Die zukunftsweisenden Ergebnisse der Projekte aus der ersten Förderrunde zeigen, dass wir mit den wirtschaftsgeförderten Bildungsprojekten auf dem richtigen Weg sind. Ansätze wie die Digitalisierung der Berufsorientierung oder der Wissenstransfer zwischen Unternehmen und der Spitzenforschung haben das Potential, Bildungsbrücken zur Fachkräftegewinnung und zur Stärkung der Innovationskraft in Berlin zu bauen. Wir wollen Best Practices liefern, die von der Politik aufgegriffen werden können.“

Peter Dortans, Sprecher des „Lenkungskreises Bildungsprojekte“: „Von der Förderung innovativer Bildungsprojekte erwarte ich praxistaugliche Lösungen für die aktuell dringlichsten Herausforderungen, wie die Besetzung freier Ausbildungsplätze und eine schnellere Integration geflüchteter Menschen in den Arbeitsmarkt. Mit den ausgewählten Bildungsprojekten stellen wir den Berliner Unternehmen pragmatische wie auch individuell anpassbare Lösungen zur Fachkräftesicherung oder zur Vernetzung mit den Hochschulen zur Verfügung.“

Berufliche Bildung: Ermutigung auch für Spätzünder

Auch in der Beruflichen Bildung wird nachgelegt. In der Ausbildung setzt sich immer mehr die Erkenntnis durch, dass Jugendliche auch eine zweite bessere Chance verdienen. In diesem Förderbereich werden zum Beispiel leistungsschwache Schüler mittels digitaler Technologien ermutigt, die eigenen Fähigkeiten und Sozialkompetenzen zu verbessern.

Besonders in Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik, den sogenannten MINT-Fächern und Berufen, ist eine praxisnahe und individuelle Förderung hilfreich. Trotz schlechter Schulnoten entdecken manche Schüler erst im Schülerlabor ihre tatsächlichen Fähigkeiten und ihre Eignung für technische Berufe.

Eine praxisnahe MINT-Berufsorientierung findet in Schülerlaboren statt oder wird multimedial in einem mobilen Wissenschaftstheater erlebbar.

Unternehmensnetzwerk zur Verbesserung der Berufsorientierung

In einem Berliner Unternehmensnetzwerk werden erprobte Formate ergänzt und um ein innovatives Verfahren zur Messung individueller Fortschritte in der Berufsorientierung erweitert. Weitere Projekte wirken direkt an den Schulen: So stellen „Zukunftssäulen“ wichtige Informationen zu Ausbildung, Studium und Beruf an einhundert Berliner Schulen bereit. Insgesamt dienen sieben Projekte der Verbesserung und Stärkung der beruflichen Bildung in Berlin.

Wissenstransfer und Akademische Fachkräfte

Vier Projekte intensivieren den Austausch zwischen Berliner Universitäten und Unternehmen. Besonders kleine und mittlere Unternehmen sollen so einen besseren Zugang zu Spitzenforschung und Innovationen auf Exzellenzniveau bekommen. Auch Gründer sollen von den Projektergebnissen profitieren können, indem sie frühzeitig im Austausch mit der Wirtschaft den Markt testen und so ihre Produkt-, Prozess- oder Dienstleistungsidee gezielter entwickeln können.

Einige Projekte sind noch im Anflug

Die neu aufgelegten Projekte starten zu unterschiedlichen Zeitpunkten, einige bauen auch erst ihre Internet-Seiten und Angebote auf.

Nahezu „außerirdisch“ kommt das Projekt INTENSE des Wilhelm-Foerster-Planetariums in Berliner Schulen. Eine mobile 360°-Videoprojektionskuppel kommt dazu wie ein UFO in die Schule. Die Full-Dome-Projektion im Innern der 360°-Videoprojektionskuppel wird MINT-Berufsorientierung hautnah mit naturwissenschaftlichen und technischen Themen vermitteln.
Das Projekt startet ab September und kann nach einer Vorbereitungsphase direkt in Berliner Schulen eingeladen werden.

360°-Videoprojektion
360°-Videoprojektion – Foto: Zendome Pressefoto

Weitere Informationen:

Der Zugang zu allen ausgewählten Projekten ist hier zu finden: www.ihk-berlin.de/bildungsprojekte

Hinweis: einige Links sind noch nicht aktiv!

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a/m