Donnerstag, 25. April 2024
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Blumenerde ist nicht gleich Blumenerde

Blumen- und Pflanzenerde

Alljährlich nach den Eisheiligen fängt auch die Balkonkastensaiso an. Die sommerlichen Temperaturen sorgn für üppige Angebote an Balkonpflanzen, die Stadtbewohner machen sich über die pflanzliche Gestaltung ihrer Balkongärten Gedanken. Zuerst stellt sich die Fragen welche Blumen- und Pflanzenerden verwendet werden sollen, die in den Baumärkten und den Gärtnereifachgeschäften angeboten werden. Eine gute Blumenerde gibt den Wurzeln halt, versorgt die Gewächse mit Nährstoffen und dient als Wasser- und Luftspeicher. Zugleich sollte sie auch hygienisch sein, denn wenn Kinder mithelfen, ist auch etwas Umsicht angesagt.

Die erste Entscheidung ist immer die Kostenfrage: nehme ich ein NoName-Produkt, das in der Regel günstiger ist oder eine Markenerde? Was viele Käufer nicht wissen: bei sogenannten Billgblumenerden weren die Bestandteile nicht so streng überwacht wie bei Markenprodukten. Oft befinden sich zu viele oder zu wenig Nährstoffe in der Erde, sie ist überdüngt oder zu sauer. Dies lässt die Pflanzen oft krank werden und gar sterben. Eine gute Erde dagegen lässt Pflanzen gedeihen und führt sie zur Blüte.
Es können auch Bakterien und Mikroorganismen in der Blumenerde aktiv sein, vor denen man sich schützen muss.

Einheitserde: Sicherheit für die Zierpflanzenzucht
Als Einheitserde wird ein von Anton Fruhstorfer um 1950 entwickeltes Kultursubstrat für den Gartenbau bezeichnet, das zu rund 60 bis 70 % aus Weißtorf bzw. Hochmoortorf und zu 30 bis 40 % aus Ton oder Untergrundslehm besteht. Die Einheitserde ermöglichte, im Zierplanzenbau Anzuchtverfahren zu vereinheitlichen, und Blühtermine vorauszuplanen. Vom Krokus bis zur Geranie werden daher immer noch viele Pflanzen in Einheitserden angezogen, mit denen sich verkaufsfertig ausgeliefert werden.

Pflanzen-Nährstoffe
Ein Nährstoff, der in Billigerde häufig fehlt, ist der Stickstoff. Ein geringer Stickstoffgehalt lässt die Pflanzen und Keimlinge langsamer wachsen. In Supermärkten und Baumärkten werden die Erden oft draußen gelagert, was ihnen zu Schaden gereicht. Regen lässt sie Erde durchweichen und ihre Qualität absinken. Doch frisch gekaufte Balkonpflanzen verfügen in ihren Pflanztopf über ausreichend Nährstoffe für ein ganze Blühsaison. Mehrjährige Pflanzen, die überwintert werden, benötigen erst für die nächste Saison zusätzliche Pflanzennährstoffe. Flüssigdünger sind heute die beste Wahl, weil sie gezielt dosiert werden können. Hornmehl als natürlicher Dünger muss hygienisch mit Vorsicht behandelt werden, weil Kolibakterien enthalten sind.

Was macht eine gute Pflanzerde aus?
Ein hoher Ton-Gehalt sorgt für mineralische Nährstoffe. Holzfasern, Kalk, Salz, Kompost und wenige künstliche Düngemittel machen eine gute Erde aus. Auch ist ein neutraler pH-Wert wichtig für Nährstoffaufnahme und Pflanzenwachstum. Eine lockere Struktur und die Kapazität, Luft und Wasser zu speichern sind wichtig, damit Wurzeln „atmen“ können, und ggf. von Bodenbakterien aufgeschlossene Nährstoffe aufnehmen zu können.

Torf? Umweltsünde oder Notwendigkeit?
Oft ist der Blumenerde auch ein hoher Anteil an Torf beigemischt. Torf kommt von Natur in den unteren Erdschichten vor, gibt Wurzeln halt und ist vor allem ein Reservoir für Luft und Wasser. Der Abbau von Torf zerstört jedoch die in Jahrtausenden gewachsenen Moore. Heute gibt es auch torffreie Erden, die den Torferden qualitativ nicht nachstehen.
Anstelle von Torf können auch Kokosfasern eingesetzt werden. Da Kokosfasern nährstoffarm sind muss hier nachgedüngt werden.
Der Industrieverband Garten e.V. hat eigens eine Informationsseite geschaffen, die das Thema aus Sicht des Gartenbaus behandelt: www.warum-torf.info.
Der Bund für Umwelt und Naturschutz engagiert sich gegen den Torfabbau und hat umfangreiche Kampagnen zum Thema durchgeführt. Der BUND Einkaufsführer „Blumenerde ohne Torf“ gibt dazu Ratschläge.

Blumenerden, Kompost und Kultursubstrate

Blumenerde bezeichnet ein für den Hobbygärtner und Pflanzenliebhaber industriell hergestelltes humusreiches Substrat. Dieses soll das schnelle und gesunde Wachstum der eingesetzten Pflanzen sicherstellen. Bevor der Handel entsprechende Fertigprodukte entwickelte, wurden für diesen Zweck die Erde von Maulwurfshügeln genutzt.

Der IVG unterscheidet heute Substrate, Erden und Komposte. Kultursubstrate werden künstlich angemischt und sind mit ihrer Beschaffenheit sogar an Pflanzenarten wie Rosen, Rhoodendren angepasst, wobei der pH-Wert eingestellt ist. Es gibt auch Anzucht-Erden, Aussaat-Erden, die besonders fein gesiebt sind.

Erden werden aus natürlichen, qualitativ hochwertigen Oberboden und aus Lehmen und Tonen hergestellt. Komposte entstammen aus Kompostanlagen und industriellen Kompostwerken, mit völlig unterschiedlichen Qualitäten, bei denen auch aktive Mikroorganismen und Bodenlebewesen mit im Spiel sind. Gärprozesse müssen abgeschlossen sein, da sich sonst unangenehme Gerüche entwickeln. Händewaschen ist nach dem Umgang mit Kompost Pflicht!

Blumenerde wird in der Regel nicht nach Gewicht verkauft, sondern nach Volumen. Dadurch soll vermieden werden, dass der Anbieter die Produktmenge durch einen höheren Wasseranteil streckt. Die Dichte von Universalblumenerde liegt bei 400 – 500 kg/m³.

Substrate und Kultursubstrate werden künstlich aus verschiedenen Materialien künstlich angemischt, wobei auch Abfälle aus der Holzproduktion (Rindenmaterial), Klärschlamm und Biogasanlagen und Papierschlamm eingesetzt werden. Deshalb müssen Inhaltsstoffe genau beachtet werden und bei Billigprodukten sehr genau hingeschaut werden. Am Besten wird nach den Testberichten von Ökotest und Stiftung Warentest geschaut, denn einige Internetseiten mit „Test-Berichten“ sind nicht mehr als Produktmarketing und „Evergreen-Content“ großer Hersteller. Auf vielen Bioerden sind die Zusammensetzungen ausführlich deklariert.

Kompost & Erde aus dem eigenen Garten

Gute Komposterde ist goldwert, sie besteht aus Humus, hat Nährstoffe wie Phosphor und Kalium und in der Regel auch gute Tonanteile, die Nährstoffe zu speichern. Der Geruch ist ein wichtiger Indikator. Guter Kompost und eine hochwertige Erde riechen nach Waldboden. Laufen noch Gärprozesse, stinkt es nach sauren Stoffen und Essigsäure-Abbau, insbesondere bei Rindenprodukten.
Wer seinen eigenen Kompost zum Bepflanzen verwenden möchte, sollte darauf achten, dass der Kompost die nötige Reife hat. Das bedeutet, Gärprozesse und Zersetzung sind nahezu abgeschlossen.

Kresse-Test
Kresse-Test – Foto: pixabay

Kresse-Test

Ein gutes Hausmittel ist der Kresse-Reifetest, der schon nach drei Tagen Auskunft gibt, ob eine Erde oder ein Kompost pflanzenfreundlich ist. durchzuführen.
Der Kompost wird im Verhältnis 1:1 mit Sand oder Pflanzenerde gemischt, befeuchtet und in eine Schale gefüllt. Die Kressesamen streut man auf die Oberfläche der Erdmischung und stellt das Gefäß an einen hellen Ort, zum Beispiel auf die Fensterbank.
Während der Keimzeit müssen die Pflänzchen feucht gehalten werden. Wenn die Pflänzchen braune oder bläuliche Blätter entwickeln, ungleichmäßig wachsen, dann ist der Kompost noch nicht reif und noch zu frisch für die Bepflanzung. Keimt die Kresse erfolgreich, kann man sie auswachsen lassen und zu Salat als Beilage verarbeiten.

a/m