Es ist die ausgehende Zeit der Weimarer Republik, kurz vor Machtergreifung der Nationalsozialisten in Deutschland. Marie Luise Knott blickt zurück in diese »Dazwischenzeiten«, als Berlin zwischen Bohème-Vergnügen in den Etablissements und Armenspeisungen in ein Ende hineintrieb.
Das Bild von der Wohltätigkeitsspeisung armer Leute durch die evangelische Kirchengemeinde In Berlin Niederschönhausen wurde zur Illustration untergelegt. Die Reichswehr hatte 1931 eine Goulaschkanone und 2 Mann zur Verfügung gestellt. Die Kosten der Speisung brachte die Kirchengemeinde durch freiwillige Spenden auf. Jedes Mitglied zahlte pro Tag 10 Pfennige vorläufig für die Dauer von 3 Monaten.
Die Autorin konfrontiert ihre Leser mit melancholischen Unterton mit den Trümmern des Jahres 1930 und verdichtet ihre Reflexionen über Piscator, Wolfskehl, Brecht und Klee und zu einer essayistischen Geschichtserzählung.
Aus dem Klappentext:
„Nach wie vor beunruhigt die Frage, wie es geschehen konnte, dass der Sieg der Nationalsozialisten 1933 so beschämend einfach war. Die Frage beunruhigt umso mehr angesichts der heutigen Krisen, die so oft vermeintliche Parallelen zu der Zeit vor dem Ende der Weimarer Republik wachrufen. In vier Essays fragt Marie Luise Knott mit einer der damaligen Lage entsprechenden Dringlichkeit, welche neuartigen Erosionslandschaften die vier Künstler Erwin Piscator, Karl Wolfskehl, Bertolt Brecht und Paul Klee in diesem Jahr durchmaßen.“
„Im Jahr 1930 setzten viele Künstler der Moderne ihre Erschütterungen ins Bild, noch bevor sie diese begriffen, in Begriffe hätten fassen können. In vier Essays fragt Marie Luise Knott mit einer der damaligen Lage entsprechenden Dringlichkeit, welche neuartigen Erosionslandschaften die vier Künstler Erwin Piscator, Karl Wolfskehl, Bertolt Brecht und Paul Klee in diesem Jahr durchmaßen – damals, als Piscators elektrisierendem Theater das Licht ausging, als Wolfskehls geheimes Deutschland zerstob, als Bertolt Brecht der Gesellschaft in der sich radikalisierenden Welt der Straßenaufmärsche und Saalschlachten den Spiegel vorhielt. Und als Paul Klee sich selbst aus seiner Kunst vertrieb. Nach wie vor beunruhigt die Frage, wie es geschehen konnte, dass der Sieg der Nationalsozialisten 1933 so beschämend einfach war. Die Frage beunruhigt umso mehr angesichts der heutigen Krisen, die so oft vermeintliche Parallelen zu der Zeit vor dem Ende der Weimarer Republik wachrufen. Was gaben die Künstler damals verloren? Was ließen sie sein, weil es so wie es war nicht weiter ging? Und: lassen sich mit dem Blick von heute Momente rekonstruieren, in denen 1930 Neues seinen Ausgang nahm? Indem man die Vergangenheit neu zerlegt, zerlegt man auch die Gegenwart und macht die Zukunft wieder zu dem, was sie ist: rätselhaft, unerwartet, unvernünftig.“
Über die Autorin
Marie Luise Knott lebt als freie Autorin, Kritikerin und Übersetzerin in Berlin. Zuletzt erschien: Verlernen. Denkwege bei Hannah Arendt, erweiterte Neuauflage 2017, nominiert für den Leipziger Buchpreis und den Tractatus-Preis für philosophische Essayistik. Mitherausgeberin von John Cage. Empty Mind zusammen mit Walter Zimmermann, Berlin 2012. Übersetzerin von Anne Carson, Anthropologie des Wassers und dies., Albertine. 59 Liebesübungen.
In dem Internet-Kulturmagazin »www.perlentaucher.de« hat sie eine Kolumne für zeitgenössische Lyrik unter dem Titel: Tagtigall.
26.Oktober 2017 | 19.30 Uhr
Marie Luise Knott: »Dazwischenzeiten«
Buchpremiere bei Matthes & Seitz Berlin
Moderation: Ekkehard Knörer
Um Anmeldung wird gebeten unter: lesungen@matthes-seitz-berlin.de | lesungen@matthes-seitz-berlin.de
Matthes & Seitz Berlin | Göhrener Str. 4 | 10437 Berlin
Literaturhinweis:
Dazwischenzeiten
1930. Wege in der Erschöpfung der Moderne
Dazwischenzeiten
Marie Luise Knott
Dazwischenzeiten
1930. Wege in der Erschöpfung der Moderne
192 Seiten, Hardcover mit Schutzumschlag
Erschienen: 2017
ISBN: 978-3-95757-472-5
Preis: 20,00 €