Der Schnee taut, es wird langsam wärmer, immer mehr frühlingshungrige Menschen bevölkern die Cafés. Tische und Stühle werden in die noch spärliche Sonne gerückt, man nimmt gern bequem Platz – und bestellt einen Kaffee oder Latte macchiato. Das Smartphone liegt oft daneben – und manche zeigen es sogar stolz her – Smartphone-Posing inklusive. Doch der urbane Lebenstil ist bedroht – Smartphones sind heiß begehrt – noch bevor der Kaffee kalt ist.
Die Masche ist alt, die Akteure sind jung: ärmliche, meist sprachlose Mädchen mit handgeschriebenen Zetteln wandeln durch Strassen, Cafés und Restaurants – und betteln um Geld. Die unauffällige Begleitung sind meist Jungs, auch ärmlich gekleidet – aber blitzschnell.
Es sind nur Sekundenbruchteile – während das Mädchen um Geld bettelt und den Zettel zeigt – wendet sich der Blick ab vom Tisch. Und plötzlich ist das Smartphone weg.
Manche großherzige Menschen bedauern ihre Mildtätigkeit erst Minuten später: Café minus Smartphone – diese fiese Bilanz machen derzeit immer mehr entspannte GroßstadtbewohnerInnen: Denn eine neue, alte Diebesmasche macht sich breit: Trickdiebstahl.
Prominentestes Opfer war gestern RADIOEINS-Moderator Volker Wieprecht – sein Smartphone wechselte in einem Café am Rosenthaler Platz den Besitzer.
Vor Kaufhäusern und an Touristen-Treffpunkten gibt es noch dreistere Maschen: während mit Spendenlisten für „gemeinnützige Organisationen“ geworben wird, werden hinterücks Smartphones und sogat Tablets aus Taschen und Mänteln geklaut.
Aber auch an Geldautomaten ist Vorsicht geboten: Opfer werden immer überrascht, nachdem sie die PIN eingegeben haben und ihr Bargeld aus dem Geldautomaten entnehmen wollen. Plötzlich drängen sich Kinder zwischen Opfer und den Geldautomaten – mitunter gibt es weitere Helfer, die zur Ablenkung beitragen. „Schwupps“ – und das Geld ist abgehoben – aber weg.
Die Trick-Betrüger und kleinen Trickdiebe sind meistens Kinder südosteuropäischer Herkunft. Die Polizei warnt bereits Berlin-Touristen und hat auch festgestellt, die vorgetäuschten Behinderungen sind nur Camouflage. Die Kinder sind weder gehörlos noch sprachbehindert – manche sprechen sogar gut deutsch. Manche sind sogar als minderjährige Serientäter aktenkundig.
Bei freistehenden Geldautomaten ist daher besondere Vorsicht geboten – hier kann man schnell überrascht werden. In Bankfilialen sollte man schauen, ob man im Vorraum allein ist. Ein guter Schutz sind natürlich aufmerksame Begleiter – denn Trickdiebe gucken sich überwiegend Einzelopfer für ihre Taten aus.
Die Gründe sind offenbar: Bei einfachen Diebstahl und Trickdiebstahl ist das Risiko sehr gering – erwischt zu werden. Und erst bei schweren Raub und Körperverletzung droht eine längere Haft.
Und wenn die Polizei die jungen TäterInnen erwischt, ist das Risiko begrenzt: einen festen Wohnsitz in Berlin hat meist keiner von ihnen. Und die Polizei muss sie nach Feststellung der Personalien wieder laufen lassen.
Die Berliner Polizei warnt deshalt und hält im Internet nützliche Tips bereit:
1. Wertvolles sicher am Körper tragen
2. Taschen sicher tragen
3. Aufpassen! Seien Sie besonders wachsam und misstrauisch, wenn Sie jemand bedrängt, beschmutzt oder versucht Sie abzulenken.
4. Tasche und Smartphone im Restaurant im Auge behalten
5. Bargeld nicht zeigen.
Smartphone wiederfinden:
Ist das Smartphone erst einmal verloren – kann man es nicht einfach wiederfinden:
Nach deutschem Recht ist Handyortung nur dann erlaubt, wenn das Handy vor der ersten Ortung bei einem Handy-Ortungsdienst freigeschaltet wurde. Das geht meistens indem eine SMS-Kurznachricht an den beauftragten Handyorter geschickt wird, oder indem man eine Geheimnummer im Internet eingibt, die der Ortungservice vorher auf das Handy schickt. Das geht aber natürlich beides nur, wenn das Gerät noch nicht verloren wurde. Alternativ gibt es auch für alle Smartphone-Betriebssysteme Ortungs-Apps, die die rechtliche Erlaubnis zur Ortung vom Besitzer einholen.,
Auch Netzbetreiber dürfen dann nur mit Erlaubnis der Polizei nach dem Handy suchen. Solche Sonderausnahmen zur Hilfe bei der Suche erteilt das Gesetz allerdings nur bei Gefahr für Leib und Leben, also wenn ein Mensch durch die Handyortung gerettet werden könnte. Einfach ein verlorenes Handy wiederfinden zu wollen zählt leider nicht.
Die Diebesbanden wissen natürlich um die Möglichkeit der Ortung – und schalten gestohle Geräte sofort aus, wechseln die SIM-Card und schlachten Geräte als Ersatzteillager aus.
„Café minus Smartphone“ – ist daher meistens eine endgültige Bilanz! m/s
Weitere Informationen:
Polizei warnt vor Trickbetrügern