Dienstag, 08. Oktober 2024
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Das Raumklima beeinflusst das Infektionsrisiko

Eine optimale Luftfeuchtigkeit kann vor Viren schützen.

von Bastian Kissing

Die Anzahl an Atemwegserkrankungen nimmt in diesem Winter besorgniserregende Zustände an. Der ungeliebte Corona-Virus ist ebenfalls wieder zurück; das ergibt einen gefährlichen Cocktail an Krankheitserregern in der Luft. Bewohner haben allerdings die Möglichkeit, das Risiko einer Atemwegserkrankung zu reduzieren, indem sie die Luftfeuchtigkeit auf einen Wert regulieren, der den Viren und Bakterien die Verbreitung so schwer wie möglich macht.

Die ideale Luftfeuchtigkeit in Innenräumen

Bei der idealen Luftfeuchtigkeit sollten sich Bewohner an der gesunden Mitte orientieren. Die ideale Spanne einer Luftfeuchtigkeit im Raum zwischen 40 und 60 Prozent ist durch zahlreiche Studien bewiesen worden und hinlänglich bekannt. Klimaanlagen sind am besten zur Regulation der Luftfeuchtigkeit geeignet. Wer nicht so tief in die Tasche greifen möchte, kann sich mit einem Luftentfeuchter behelfen, der besonders im Winter, wenn viel geheizt wird und die Luftfeuchtigkeit niedrig ist, gute Dienste leistet. Informationen zu Luftentfeuchtern finden Sie unter diesem Link.

Wie verhalten sich Viren bei einer zu trockenen Raumluft?

Zum Verständnis für den Zusammenhang zwischen der Virenlast in Innenräumen und einer zu trockenen Raumluft ist wichtig, dass sich Viren und Bakterien oft in Aerosolen befinden. Bei Aerosolen handelt es sich um ein Gemisch aus festen und flüssigen Schwebeteilchen, die größtenteils aus Wasser, Salzen und Proteinen bestehen. Ist die Raumluft deutlich unter 40 Prozent, nimmt die Wasserlast der Aerosole ab, sodass diese an Gewicht verlieren und um ein Vielfaches länger in der Luft zirkulieren.
Außerdem bleiben die Aerosole nicht mehr am Boden kleben, sondern werden durch einen Luftzug aufgewirbelt, womit sie sich erneut in der Raumhöhe befinden, in der Ansteckungsgefahr besteht. Erschwerend kommt hinzu, dass eine zu trockene Raumluft die Selbstheilungskräfte des Organismus schädigt, denn die Schleimhäute trocknen aus und der Bronchialschleim dickt ein, sodass Schadstoffe nur noch erschwert abtransportiert werden können.
Infolgedessen können sich die Krankheitserreger im Rachen einlagern und sich ungestört vermehren. Schlimmer noch, feuchte Schleimhäute können die Produktion von Antikörpern und die Reparatur zerstörter Zellverbände weniger effektiv leisten. Dadurch ist das Immunsystem zur Abwehr der Virenlast in seiner Funktionalität beeinträchtigt.

Was passiert bei zu feuchter Luft?

Ist die Raumluft hingegen zu feucht, bietet dies günstigste Bedingungen für das Entstehen von Schimmelsporen, die von feuchtwarmen Milieus und nassen Oberflächen bei gleichzeitig stehender Luft magisch angezogen werden. Besonders gravierend ist die Problematik an nährstoffreichen Oberflächen, von denen sich die Schimmelsporen ernähren können. Dies betrifft Materialien wie Holz, Papier, Plastik, Silikon, Teppiche, Kleister, Silikon und viele mehr.
Milben sind eine Gruppe weiterer ungeliebter Mikroorganismen, die bei einer zu hohen Luftfeuchtigkeit günstige Lebensbedingungen vorfinden. Außerdem belastet die ständige Kondensation die Funktionalität technischer Geräte und gefährdet die Haltbarkeit von Wänden und Mobiliar.

Das ideale Binnenklima zur Eindämmung der Infektionsgefahr

Bei der Einhaltung der idealen Luftfeuchtigkeitsspanne schaffen Bewohner die Bedingungen dafür, dass infektiöse Mikroorganismen weniger lang in der Raumluft verharren, und tragen zum Erhalt ihres Immunsystems bei. Verstärkt wird dieser Effekt dadurch, dass die Salze in den Aerosolen gelöst bleiben, wobei eine hohe Salzkonzentration dazu beiträgt, die Viren zu inaktivieren. Bewohner haben durch eine regelmäßige Durchlüftung der Wohnung oder eine Installation einer Durchlüftungsanlage die Möglichkeit dazu, den Viren und Bakterien ein Verweilen zusätzlich zu erschweren.
Walter Hugentobler, der zusammen mit Akiko Iwasaki und Miyu Moriyama eine Gesundheitsstudie zum Thema: „Seasonality of Respiratory Viral Infections“ verfasst hat, benennt kalte Winterluft mit geringer Luftfeuchtigkeit im Zusammenspiel mit Heizen und Lüften und einer dadurch bedingten niedrigen Luftfeuchtigkeit im Raum als den größten Infektionstreiber. Ihm nach wäre zur Eindämmung des Infektionsrisikos ein Binnenklima mit einer Luftfeuchtigkeit zwischen 40 und 60 Prozent bei 22 °C und guter Durchlüftung ideal.

a/m