Kalte, trockene Luft ist besonders in den Herbst- und Wintermonaten Auslöser für Viruserkrankungen auf. Eine kürzlich veröffentlichte Studie der Yale University School of Medicine mit dem Titel „Seasonality of Respiratory Viral Infections“ hat gezeigt, wie das winterliche Aussenklima auch die Virenübertragung in Gebäuden beeinflussen kann. Die Studie zeigt die Verkettung zwischen kalter Winterluft mit niedrigen Feuchtegehalt, dem Heizen und Lüften und der daraus resultierenden niedrigen relativen Raumluftfeuchtigkeit auf. Danach schwächt eine Raumluftfeuchtigkeit unter 40% relativer Feuchte (rF) die Infekt-Abwehr der Atemwege. Die Ansteckungsfähigkeit der Viren und ihre Übertragungseffizienz werden begünstigt.
Mittlere Luftfeuchtigkeit mindert Übertragungsgefahr durch Viren
Wenn Erkrankte oder Infizierte Husten, Sprechen und Atmen, geben sie permanent virenbeladene Tröpfchen in die Raumluft ab. Die vertrocknen bei geringer Luftfeuchtigkeit vollständig zu kleinsten, leichten Tröpfchen-Kernen, die stundenlang im Raum schweben.
Bei schlechtem Luftaustausch steigt ihre Konzentration in der Raumluft – das erhöht das Risiko, infektiöse Tröpfchen-Kerne einzuatmen und zu erkranken. Die Viren sind zudem in den ausgetrockneten Tröpfchen-Kernen vor Inaktivierung geschützt. So erhöht sich das Infektionsrisiko zusätzlich.
Bei einer mittleren relativen Luftfeuchte zwischen 40 bis 60% hingegen, ist die Übertragungsgefahr geringer, da die Viren rasch inaktiviert werden und die schwereren Tröpfchen weniger lang in der Luft schweben können.
Waldemar von Zedtwitz, Professor für Immunbiologie und Professor für Molekular-, Zell- und Entwicklungsbiologie an der Universität Yale rät deshalb:
„Studien haben gezeigt, dass es einen optimalen Wert für Luftfeuchtigkeit gibt. Bei Luft mit einer Feuchte zwischen 40 und 60 % ist die Übertragung von Viren signifikant niedriger und unsere Nase und unser Rachen können Viren gut abwehren.
Deshalb empfehle ich, im Winter Befeuchter einzusetzen, und denke, die Welt wäre gesünder, wenn die Luftfeuchtigkeit in allen öffentlichen Gebäuden bei Werten zwischen 40 bis 60 % rF aufrechterhalten würde.”
Trockene Luft kann Immunabwehr schwächen
Geheizte, trockene Raumluft hat auch unerwünschte Auswirkungen auf die mehrstufige Immunabwehr der Atemwege. Pfeiler des Abwehrsystems sind zum einen eine gut befeuchtete, selbstreinigende Schleimhaut, die Abwehr von eindringenden Viren durch Immunzellen, sowie ein System warnender Botenstoffen. Zum anderen ist die Produktion von Antikörpern und die Reparatur von zerstörten Zellverbänden bei feuchten Schleimhäuten effektiver. Die Studie wies auch nach, dass trockene Atemluft jegliche Immunreaktionen des Körpers verschlechtert.
Tip: Raumklima besonders in der kalten Jahreszeit optimieren
„Wenn wir Risikofaktoren wie Schlafmangel, Stress und schlechte Ernährung meiden und gleichzeitig das Raumklima optimieren, können wir das Infektionsrisiko deutlich senken. Eine Luftfeuchtigkeit zwischen 40% und 60%, Raumtemperaturen um 22 Grad und gute Lüftungsverhältnisse vermindern das Übertragungsrisiko respiratorischer Viren und stärken unser Immunsystem. Darauf sollten wir besonders in den kommenden Herbst- und Wintermonaten verstärkt achten“, meint Walter Hugentobler, der gemeinsam mit Miyu Moriyama und Akiko Iwasaki die Studie verfasst hat.
Raumluftfeuchte steuern und überwachen
Eine optimale Raumfeuchtigkeit kann mit Luftbefeuchtern direkt im Raum oder integriert in einer raumlufttechnischen Anlage erreicht werden. Im Haushalt kann man sich mit einem einfachen Digital-Thermo-Hygrometer behelfen, die es schon ab etwa 10 Euro im Handel zu erwerben sind. Durch Aufhängen von Wäsche und nassen Handtüchern kann die Luftfeuchte verbessert und nachreguliert werden. Wichtig: die Heizung sollte besser herunterreguliert werden.
In jedem Fall darf das regelmäßige Stoßlüften nicht vergessen werden, um verbrauchte, feuchtwarme Raumluft durch frische, sauerstoffreiche und feuchtigkeitsärmere Außenluft ersetzen.