Ein vor 252 Jahren erschienenes Buch wurde neu aufgelegt. Ein Buch, das wichtig ist, wichtig auch für einen Herrn Schmidt in Berlin-Buch. Er sollte das Buch kennenlernen und lesen. Es stammt von einem französischen Philosophen, François-Marie Arouet, geboren am 21. November 1694 und gestorben am † 30. Mai 1778 in Paris, genannt Voltaire.
Warum ist dieses Buch wichtig? Wichtig auch für Herrn Schmidt in Buch?
Das Buch handelt von Philosophie. Voltaire schreibt in eindrücklicher Klarheit, mit eindrücklichen Argumenten. Voltaire wendet sich gegen die Borniertheit von Dogmen, gegen die Dummheit offenbarter Wahrheiten, gegen törichte Tyrannei und gegen die Einfältigkeit der Fanatiker.
Gegen Fanatismus
Voltaire wendet sich gegen den Fanatismus: „Der Fanatismus verhält sich zum Aberglauben wie der Wahn zum Fieber oder die Raserei zum Zorn.“ Er schrieb unter dem Eindruck der brutalen Hugenottenkriege in Frankreich, mit blutigen Kämpfen zwischen Protestanten und Katholiken um ihre jeweilige Religionsfreiheit.
Das Buch erschien anlässlich der der Hinrichtung des Stoffhändlers Jean Calas, der protestantischen Glaubens war, dem fälschlich vorgeworfen worden war, seinen Sohn ermordet zu haben, da der angeblich zum Katholizismus hatte konvertieren wollen.
Voltaire wendete sich gegen die Verurteilung von Calas. Mit Flugschriften, Pamphleten und Denkschriften und Briefe an Minister und Richter gelingt es Voltaire, die posthume Rehabilitierung von Jean Calas zu erreichen. Voltaire wurde damit als Streiter für Recht und Gerechtigkeit weltberühmt und später in der französischen Revolution zu den »Unsterblichen« gezählt und im Pariser Pantheon aufgebahrt.
Für Toleranz
Voltaire findet einfache Worte, um für Toleranz aufzutreten: „Was ist Toleranz? Toleranz ist die Lebensader der Humanität. Wir alle sind voller Schwächen und Irrtümer: Vergeben wir uns gegenseitig unsere Dummheiten! – dies sei das erste Gesetz der Natur.“
Gegen Intoleranz
Voltaire findet auch allgemeine Worte zu der Frage: „Ist die Intoleranz den natürlichen und menschlichen Rechten gemäß?“ In seiner Antwort ist Voltaire scharfsinnig, und denkt die Welt als ein Ganzes:
„Das Menschenrecht kann auf nichts anderes als auf dies Naturrecht gegründet werden, und der große Grundsatz beider über den ganze Erdboden ist: „Wa du nicht willst, das man dir tun soll, das tue du auch nicht!“.
Und für alle Zeiten ist auch die Folgerung Voltaires: „Nach diesem Grundsatz ist´s aber nicht einzusehen, wie ein Mensch zum Andern sagen kann: Glaube, was ich glaube und was du nicht glauben kannst, oder du sollst des Teufels sein.“
Das Verschwinden der Intoleranz
Voltaires Abhandlung über die Toleranz geht auch der Frage nach, wie die religiöse Toleranz in den Religionen und Kulturen zu betrachten sei. Religiöse Toleranz herrsche, so Voltaire, in der Türkei ebenso wie in Indien und in Persien.
Die Jesuiten wiederum wurden aus China allein deshalb vertrieben, weil sie selbst intolerant seien.
In Deutschland habe sich die Toleranz nach dem Westfälischen Frieden von 1648 im ganzen Land ausgebreitet, und auch in England und Irland hätten die Katholiken nie etwas zu befürchten gehabt.
Die Athener hätten sogar unbekannten Göttern einen Altar errichtet. Im alten Rom wurde auch niemand wegen seiner Weltanschauung verfolgt. Kaiser Nero habe die Christen nicht ihres Glaubens wegen verfolgt, sondern weil er sie verdächtigte, Rom angezündet zu haben. Voltaire bewunderte deshalb die Stellungnahme des römischen Senats, der erklärte, nicht den Menschen, den Göttern alleine obliege es, Gotteslästerung zu bestrafen.
Warum dieses Buch nicht nur für Herrn Schmdit in Buch wichtig ist!
Der nun schon 252 Jahre alte Text zeigt auf, wie weit Menschen in Europa aus der Zeit fallen können, wenn sie sich heute zu öffentlichen Darbietungen der Intoleranz und des Fanatismus zusammenschließen, um diese schon im Zeitalter der Aufklärung unmodernden Denkmuster heute erneut öffentlich auszustellen.
In Pankow zählt das Buch mit zum Allgemeingut und Lehrstoff der Schulen. Die Neuauflage des Suhrkamp Verlages kommt gerade rechtzeitig, um manche in den Bücherschränken liegende, abgegriffene und gut benutzte Exemplare auszutauschen.
Das Buch gehört zur ewigen Bibiothek der Aufklärung. Es kann das Denken öffnen, und manche Menschen erinnern, wie sehr sie aus der Zeit gefallen sind. Ein Geschenkexemplar für Herrn Schmidt in Buch liegt bereit (Mail genügt).
Literaturhinweis:
Voltaire
Über die Toleranz
Mit einem Vorwort von Laurent Joffrin
suhrkamp taschenbuch 4656,
Broschur, 200 Seiten, 2015, 7,00 €
ISBN: 978-3-518-46656-8