Mittwoch, 04. Dezember 2024
Home > Literatur > Ein Buch gegen das Chaos der Welt

Ein Buch gegen das Chaos der Welt

Ulrich Menzel: Die Ordnung der Welt

Von einem wertvollen Buch ist zu berichten, das schon im Mai die Druckerei in Ulm verlassen hat, und im klassischen dunkelblauen Leineneinband gebunden wurde. Es ist ein Buch, das einen fleissigen und aufmerksamen Leser fordert, und über 1.138 Seiten durch die Welt und Weltgeschichte führt. Auf dem Buchrücken steht ganz unprätentiös: „Ein Standardwerk über die Vergangenheit und Zukunft unseres Globus“.

Ulrich Menzel: Die Ordnung der Welt
Ulrich Menzel: Die Ordnung der Welt: „Ein Buch das die Welt erklärt und zeigt, was sie im Innersten zusammenhält!

Der Autor hat hier eine große Ambition verfolgt, und es ist ihm auch gelungen: es ist ein Buch geworden, das gewichtige Orientierung vermittelt.

„Mit diesem Buch will ich die Welt erklären … „, so beginnt Ulrich Menzel, Inhaber des Lehrstuhls für Internationale Beziehungen und Vergleichende Regierungslehre an der TU Braunschweig sein Werk.

„Es soll darin gezeigt werden, was die Welt im Innersten zusammenhält, wer für Ordnung sorgt in der Anarchie der Staatenwelt, in der es keine übergeordnete Instanz, keinen Weltstaat gibt, der mit einem internationalen Gewaltmonopol ausgestattet ist. Mein axiomatische Annahme lautet: Die Ordnung in der Anarchie der Staatenwelt resultiert aus der Hierarchie der Staatenwelt. Die Welt bzw. das, was die Zeitgenossen jeweils darunter verstanden haben, wird seit gut 1000 Jahren von aufeinander folgenden »großen Mächten« imperialen oder hegemonialen Zuschnitts regiert, die zwar die Welt beherrschen, aber stellvertretend für den nicht vorhandenen Weltstaat eine internationale Ordnungsfunktion übernehmen.“

Menzel unterscheidet zwischen Imperien und Hegemonialmächten, und verfolgt deren strukturellen Konstellationen durch die Weltgeschichte.

Menzel fragt: „Wer sorgt für Ordnung in der »Anarchie der Staatenwelt«, wenn als Folge von Globalisierung die Beziehungen zwischen den Staaten immer dichter werden und der Bedarf nach internationaler Ordnung wächst? Der Weltstaat ist eine ferne Utopie. Die freiwillige Kooperation der Staaten durch Verträge, die Mitgliedschaft in internationalen Organisationen und die Normen des Völkerrechts stößt immer wieder an Grenzen, wenn wichtige Interessen betroffen sind.

Die Ordnung der Welt ist eines der großen Probleme, mit denen die Staaten heute konfrontiert werden.

Anhand der vergleichenden Analyse großer Mächte – von China der Song-Zeit bis zu den USA heute – formuliert Ulrich Menzel eine Theorie der internationalen Ordnung und leistet so einen maßgeblichen Beitrag zur aktuellen Hegemonie- und Imperiumsdebatte, die nach dem Ende des Kalten Krieges neuen Auftrieb erhalten hat. Zugleich liefert er eine Interpretation des Kalten Krieges als eines Konflikts zwischen amerikanischer Hegemonie und sowjetischem Imperium und der neuen Konstellation zu Beginn des 21. Jahrhunderts, die durch den globalen Ausscheidungskampf der absteigenden Hegemonialmacht USA und des neuen hegemonialen Herausforderers China geprägt ist.

Über den Autor
Ulrich Menzel, geb. 1947 in Düsseldorf, studierte von 1969 bis 1974 an den Universitäten Düsseldorf, Köln und Frankfurt Politikwissenschaft, Geschichte, Philosophie und Germanistik. Er promovierte 1978 an der J.W. Goethe-Universität Frankfurt und habilitierte sich 1982 im Fach Politikwissenschaft ebenfalls in Frankfurt.
Seit 1978 lehrte und forschte er an den Universitäten Bremen, Tokyo, Frankfurt, Duisburg und Braunschweig. 1993 nahm er den Ruf auf den Lehrstuhl für Internationale Beziehungen und Vergleichende Regierungslehre am Institut für Sozialwissenschaften der Technischen Universität Braunschweig an.
Seine Spezialgebiete sind Theorie und Geschichte des Internationalen Systems, Entwicklungstheorie und Nord-Süd-Beziehungen, Internationale Politische Ökonomie, Friedens- und Konfliktforschung.
Menzel ist als Weltbürger weit gereist, so absolvierte er zahlreiche Forschungsaufenthalte, Einsätze als Kurzzeitexperte der GTZ, Vortragsreisen, Konferenzteilnahmen im europäischen und außereuropäischen Ausland. Seine regionalen Schwerpunkte liegen in Ost- und Südostasien (insbesondere China und Japan) und Europa. Er bereiste auch Ägypten, Australien, Brasilien, China, Haiti, Indonesien, Japan, Jordanien, Kanada, Mexiko, Südkorea, Tunesien, Türkei, USA.

Kritik
Die Kritik lobt das Buch durchgehend, das Lob kann hier nur bestätigt werden. »Menzel hat ein großes Buch geschrieben … im deutschsprachigen Raum wird es lange dauern, bis eine Studie zur Weltgeschichte und ihren Ordnungsformen wieder an diese Arbeit heranreicht« schrieb etwa Herfried Münkler in der Frankfurter Allgemeine Zeitung.

Literaturhinweis

Ulrich Menzel: Die Ordnung der Welt

Ulrich Menzel
Die Ordnung der Welt

Erschienen: 09.05.2015
Suhrkamp Verlag Berlin
Leinen, 1229 Seiten; 49,95 €
ISBN: 978-3-518-42372-1

m/s