Die Cajewitz-Stiftung lädt im November zum 42. Waisenhausgespräch ein. Gast ist Deborah Feldman; ihre Autobiografie wurde im Frühjahr 2016 schlagartig zu einem Bestseller.
Deborah Feldman wuchs in einer ultraorthodoxen jüdischen Gemeinde in New York auf: Dort dürfen Mädchen nicht lesen oder sich bilden, Sexualität vor der Ehe ist tabu, die Frau hat sich unterzuordnen und Ehen werden arrangiert. Wie sich Feldman aus diesem Gemeindeleben und einer Zwangsehe befreite und was sie nach Berlin verschlagen hat, erzählt sie in ihrem Buch „Unorthodox“.
„Schon am Tag als »Unorthodox« in den USA erschien, führte dieser aufrührende autobiografische Bericht schlagartig die Bestsellerliste der New York Times an und war sofort ausverkauft. Wenige Monate später durchbrach die Auflage die Millionengrenze. Die amerikanische Presse erklärte den Erfolg von Deborah Feldman und ihrem Buch so: Noch nie hat eine Autorin ihre Befreiung aus den Fesseln religiöser Extremisten so lebensnah, so ehrlich, so analytisch klug und dabei literarisch so anspruchsvoll erzählt.“
Hintergrund: Ultraorthodoxe jüdische Kultur in New York
In der chassidischen Satmar Gemeinde in Williamsburg, New York, herrschen die strengsten Regeln einer ultraorthodoxen jüdischen Gruppe weltweit. Die Satmarer, wie sie sich seit ihrer Gründung nach dem Zweiten Weltkrieg nennen, sehen im Holocaust eine von Gott verhängte Strafe. Um eine Wiederholung der Shoa zu vermeiden, führen sie ein abgeschirmtes Leben nach strengen Vorschriften. Sexualität ist ein Tabu, Ehen werden arrangiert, im Alltag wird Jiddisch gesprochen, Englisch gilt als verbotene, unreine Sprache. Nach Schätzungen zählt die Gemeinde heute 120.000 Mitglieder, denen sie ein Netz an Sicherheit gewährt – ohne jegliche Freiheit. Deborah Feldman hat schon als Kind Anstoß an der strikten Unterwerfung unter die vom Gründungsrabbiner der Sekte aufgestellten Lebensgesetze genommen, an der Ausgrenzung, der ärmlichen Lebensweise und der Unterordnung der Frau. Ihr Gerechtigkeitsempfinden und ihr Wissenshunger haben sie – verstärkt durch verbotene Literatur – angetrieben, ihren Alltag zu hinterfragen. Stets hat sie Angst, entdeckt und bestraft zu werden, und ihren einzigen Ausweg aus der Enge ihrer Welt zu verlieren. »Unorthodox« führt in die einzigartige Welt von Kindheitserlebnissen, die voller Unschuld scheinen und Einblick geben in alte jüdische Traditionen.“
Die Autorin Deborah Feldmann wird ihr Buch vorstellen. Im anschließenden Gespräch mit der Leiterin des Zentrums für Antisemitismusforschung Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum sowie mit Dr. Thomas Sparr vom Suhrkamp-Verlag wird Aufklärung über Kultur und Hintergründe gegeben..
Freitag, den 11. November 2016 | 17 Uhr
Deborah Feldman
»Unorthodox«
Im Gespräch: Prof. Dr. Stefanie Schüler-Springorum und Dr. Thomas Sparr
Betsaal des ehemaligen jüdischen Waisenhauses | Berliner Straße 121, Eingang Hadlichstraße | 13187 Berlin
Literaturhinweis:
Deborah Feldman
»Unorthodox«
AUTOBIOGRAPHIE
Übersetzung: Christian Ruzciska
Secession Verlag, Zürich 2016,
319 SEITEN, 22,00 €
ISBN 978-3-905951-79-0
/// Die Veranstaltungsankündigung wurde mit Spenden finanziert vom Kulturclub KULTUR IN PANKOW www.kultur-in-pankow.de ///