/// Anzeige /// – In den letzten 20 Jahren hat sich das Verhältnis von Staat, Bürger & Politik dramatisch verändert. Globalisierung und Digitalisierung haben neue Relationen und Bedingungen geschaffen, die jedes Indiviuum betreffen, und dessen Stellung als Mensch und Bürger mit unveräußerlichen Rechten verändern.
Im Kern führt die Digitalisierung auch zu einer Ökonometrisierung der Person, zu digitalen Wertsetzungen und zu informell und politisch beeinflußbaren stillen Steuerungsmöglichkeiten, die sich direkter Wahrnehmung und demokratischer Kontrolle entziehen.
Mediale und politische Machtausübung verändern auch die Sprache der Politik. Die Politik versucht, sich einerseits der stillen Steuerungsmöglichkeiten zu bedienen, muss andererseits aber auf der politischen Bühne und der Ebene politscher Sprache wirksame Formeln, Begriffe und Formulierungen verwenden.
Andererseits verwenden Politiker Methoden der Gruppendynamik, soziale Managementtechniken, Kommunikationstechniken, informelle und rhetorische Methoden, um Meinungen und Entscheidungen in ihrem Sinne nicht nur zu beeinflussen, sondern zu steuern. Auch Spieltheorie und Verhaltensökonomie werden dabei zunehmend genutzt. Das Erwartungsmanagent der Kanzlerin und das „Nudging“ sind dabei aktuell in der Diskussion.
Diesen Formeln, Begriffen und Formulierungen soll in einem Essay-Projekt nachgespürt werden, das für alle Journalisten und Autoren offen ist.
Hypothese: Wandel des Verhältnis Staat & Bürger zum Verhältnis Staat & Ressource
Von linker Seite werden unliebsame politische und ökonomische Entwicklungen mit den Worten „neoliberal“ und Neoliberalismus gegeißelt. Doch scheint es hier analytische Mißverständnisse zu geben. Mit dem Liberalismus und dem ökonomischen „Neoliberalismus“ Hayekscher Prägung hat es nur soviel zu tun, als diese Vorbedingungen für etwas Neues geschaffen haben.
Das „Neue“ hat mit der neuen Struktur der „digitalen Gesellschaft“ zu tun, bei der sich die Struktur der „sozialen Marktwirtschaft“ entscheidend wandelt, in der sich bisher Produzenten, Händler und Kunden quasi auf Augenhöhe auf „Marktplätzen“ im freien Wettbewerb begegnen.
In alle Marktbeziehungen und alle Transaktionen tritt die Struktur eines „digitalen Dritten“, der alle digitalen Dienste zu steuern und strukturieren sucht, um daraus Nutzen, Gewinne zu schöpfen, oder zu „extrahieren“.
Diese „digitale dritte Struktur“ kann von „geheimen Masters of the Universe“ gesteuert werden, aber auch von tranparenten, sozialen und demokratisch verfaßten Organen, oder ganz einfach von privaten gewinnorientierten – oder gemeinwirtschaftlich orientierten Unternehmungen.
Es liegt dabei in der Natur der Sache; eine Bank oder eine Börse wird bisher traditionell eher von geheimen Gremien gesteuert.
Eine populäre und beliebte digitale Zeitung dagegen ist von der Grundstruktur her ein „gemeinwirtschaftliches Projekt“.
Für Essayisten und Autoren eröffnet sich daher in der digitalen Gesellschaft ein neues Kampffeld: den Ursachen und Wirkungen der „digitalen dritten Struktur“ muss überall dort nachgespürt werden, wo diese Bürger und Kunden in ihrer Selbstbestimmung und Autonomie und in ihren Grundrechten unzulässig zu beschneiden sucht.
Beispiele für die Veränderung der Sprache
Die offenkundigste Veränderung hat mit der Art zu zun, wie Politiker ihr Gegenüber ansprechen: es wird nicht mehr in direkter Anrede gesprochen, sondern in einer abstrakten Metasprache, bei der „die Menschen“ zum Gegenstand, zur Ressource werden.
Diesen Sprachformen soll nachgespürt werden, wenn von Formeln des „Wir“ und des „Die“ gesprochen wird.
Die Globalisierung zwingt dabei strukturell zu einer „Mißachtung von Bürgerrechten“, denn schon aus ganz praktischen Gründen kann ein Redner eine Versammlung aus Einwohnern, „Staatsbürgern“, noch nicht eingebürgerten Migranten und Flüchtlingen nicht mehr einfach mit „liebe Mitbürgerinnen und Mitbürger“, sondern nur mit „Damen und Herren“ ansprechen.
Eben weil die Sprache mit der Globalisierung und Digitalisierung nicht Schritt zu halten scheint, schleichen sich neue Begriffe der „Eingrenzung“ und „Ausgrenzung“ ein, die auch Mißbrauch und Diskriminierung Tür und Tor öffnen.
Der Sprachwandel vom „Ausländer“ über „Asylant“ und Flüchtling zu „Refugees“ wird dabei noch positiv empfunden. Doch leider taugt die für Nationalstaaten tradierte Form der Betrachtung des Menschen als „Rechtssubjekt“ nicht mehr für eine allgemeingültige Ansprache als „Mitbürger“.
Stattdessen schleicht sich eine durch die Identifizierung und Digitalisierung strukturierte Form der „Ressourcen- und Verwaltungssprache“ ein, die im Kern bereits eine „teilweise Entrechtung“ markiert:
„die Flüchtlinge“, „die zu uns gekommenen Menschen ….“, die „Asylbewerber“, die „Wirtschaftsflüchtlinge“.
Sozialdemokraten, Gutmenschen, Empörte und Wutbürger
Nichts macht den Wandel des Verhältnis von Staat & Bürger deutlicher, als die in Mode gekommene politische Etikettierung von Menschen zum Zwecke der „situativen und manipulativen Entrechtung“. Diese erlaubt den Sprung in die Metaebene der „Ressourcen-Sprache“ – und bildet die kommunikative Plattform und Basis für eine um sich greifenden „Hybris in der Demokratie“.
Zu den unter Sozialdemokraten aufkommenden Machttechniken zählt es inzwischen, aus „Betroffenen“ einfach „Empörte“ und „Wutbürger“ zu machen, und diese einfach auf dem Weg „liegen zu lassen!“ – eine schlimme Praxis, die u.a. vom SPIEGEL eingeführt wurde, und von „Spieltheoretikern“ empfohlen wird.
Es ist eine „Hybris des Vertrauensbruchs“ – eine Technik fernab ethischer und demokratischer Prinzipien , deren Anwendung übrigens auch für die strategische Schwäche der einstigen Volkspartei sorgt.
Es ist auch eine Technik, die jegliche Idee für die Etablierung einer Bürgergesellschaft hintertreibt, und schon kleinste Formen der Bürgerbeteiligung in Grabenkriege verwandeln kann.
Oberthema „Wie Hybris regiert!“
„Wie Hybris regiert!“ – so lautet das Oberthema! Phänomenen sprachlich konstituierter Hybris soll nachgespürt werden!
Ob Kommunikationspolitik der Kanzlerin, Strategien des „Nicht-Rücktrittsmanagements“ beim Großprojekten, Kompetenz- und Excellenzüberhöhung in Innovationsprojekten – oder etwa der „digitale Betrug“ beim Volkswagen-Konzern – die „Hybris hat viele Formen und Strukturen“. Ihnen soll nachgespürt werden.
Auch soziale Phänomene der Steuerung und Manipulation im Alltag, in der Bürgerbeteiligung und im „Human-Ressource-Management“ sollen unter dem Leitthema aufgegriffen werden.
Ziel ist es dabei, die Ideen einer demokratisch verfaßten Bürgergesellschaft und die aufkommenden Strukturen einer wachsenden „digitalen Gesellschaft“ miteinander zu vergleichen, zu beschreiben und Konfliktlinien deutlich zu machen.
Wenn dabei Gedanken und Ideen entstehen, wie künftig „Hybris“ erkannt, begrenzt und begegnet werden kann, wäre das Essay-Projekt schon gelungen! Wenn sich auch Ideen entwickelt und ableiten, die Globalisierung zu „humanisieren“ und „neue Bürgerrechte und Sprechformen der Politik der EINEN WELT zu finden, so könnte auch Hoffnung auf ein Gelingen der Zukunft entstehen!
Weitere Informationen, Kontakt & Teilnahme:
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