Der Bezirk Pankow hat viel in Spielplätze investiert, doch Wind und Wetter, Abnutzung und bisweilen Zerstörung zehren an der Substanz. Ein neu angelegter Spielplatz hält nur etwa 6 bis 15 Jahre. Bei intensiver Nutzung gehen auch manche Spielgeräte und Klettergerüste früher kaputt. Die Folge: veile Pankower Kinder lernen „Spielwarten“.
„Spielwarten“ auf die Verwaltung
Immer wenn Spielplätze für Eltern und Kinder überraschend gesperrt werden, vergeht eine ganze Zeit, bis Mängel und Mißstände behoben sind, oder ein Spielplatz völlig neu gestaltet wird. Pankower Kinder und Eltern müssen sich deshalb vielerorts unerwartet einer besonderen Geduldsübung unterziehen: „Spielwarten“ auf die Verwaltung“.
Statt in unmittelbarer Nachbarschaft auf den gewohnten Spielplatz gehen zu können, müssen Kinder und Eltern sehnsüchtig an provisorischen Bauzäunen warten, amtliche Verlautbarungen lesen, und auf Einladungen zu Bürgerversammlungen und Planungsrunden warten, bis das zuständige Grünflächenamt genug Geld für die Sanierung „zusammengekratzt“ hat.
Der Fall “Eulen-Spielplatz”
Auch der im Volksmund so genannte “Eulen-Spielplatz” an der Ecke Gaillardstraße/Rettigweg war im letzten Herbst im besorgniserregenden Zustand und wurde aus Sicherheitsgründen gesperrt.
Baustadtrat Jens-Holger Kirchner musste erklären, dass die Reparatur der Spielgeräte wirtschaftlich nicht mehr vertretbar war.
Damit wurde eine einjährige „Spielwartezeit“ für Kinder und Eltern quasi „mitverordnet“, denn es konnte nicht nur repariert und ersetzt werden. Stattdessen musste noch eine Planung ausgeschrieben werden. Dazu kommt eine Anwohnerbeteiligung, die Planung selbst – und als erschwerte Bedingung eine etappenweise Finanzierung.
Vorbildliche Beteiligung – „spielwarten“ bis Dezember
Nach einer Informations-Veranstaltung unter dem Motto “Eulen-Spielplatz retten!”, die von Eltern aus den umliegenden Kitas organisiert wurde, kam Bewegung in die Sache.
Der “Eulen-Spielplatz” war durch die jährliche Hauptuntersuchung gefallen, bei der ein Sachverständiger viele Mängel festgestellt hatte, die sicherheitsrelevant sind. In der Regel sind es immer wieder die gleichen Schwachpunkte, wie sie auf allen Spielplätzen nach und nach auftreten:
– freiliegende Fundamente der Spielgeräte,
– verwittertes, brüchiges Holz(Splittergefahr)
– Korrosionsschäden
– zerbröselte Fallschutzplatten aus Gummigranulat
– scharfe Kanten, Abnutzung.
Inzwischen ist die Neuplanung in Gang gekommen. Nach einer Versammlung im Mai wird inzwischen die “behutsame Sanierung und Umgestaltung” des “Eulen-Spielplatz” von der Landschaftsarchitektin Azemina Bruch geplant.
Frau Bruch ist aktuell noch mit der Planung beschäftigt, und will die neuen Pläne Ende Juni in einer neuen Anwohnerversammlung vorstellen. Der genaue Termin wird noch festgelegt und bekannt gegeben.
Nach Abstimmung der Planung sollen die Bauarbeiten ausgeschrieben werden. Der Baubeginn ab September ist bisher avisiert. Der “Eulen-Spielplatz” könnte dann schon im Dezember wieder teilweise benutzbar sein.
Behutsame Neuplanung
Der bisher bei den Kindern sehr beliebte Spielplatz hat fast 15 Jahre „gehalten“. Die Landschaftsarchitektin hält ebenso wie die beteiligen Eltern und Kindern keinen grundsätzlicher Umbau des Eulen-Spielplatz für nötig.
Die prägenden Spielmöglichkeiten sollen erhalten bleiben: Röhrenrutsche, Hängebrücke, das drehbare “Tee-Ei” und das Hexenhäuschen. Für die Wippe soll ein neuer Platz gefunden werden, Drehscheibe und Hängematten werden entfernt.
Nach dem Wunsch der Anwohner soll der Spielplatz mehr Sitzgelegenheiten erhalten. Auch zwei Schaukeln und mehr Klettergeräte sind gewünscht.
Kleinkinder sollen einen eigenen Bereich in der Sandfläche bekommen. Eine Rose soll entfernt werden, obwohl sie zu einem Prachtexemplar herangewachsen war. Leider sind nach den neuen Vorschriften dornige Pflangen nicht mehr erlaubt.
Landschaftsarchitektin Azemina Bruch muss nun einen geeigneten Pflanzvorschlag unterbreiten, der vom Grünflächenamt und den Anwohnern akzeptiert wird. Die Kinder möchten gern die wilden Sträucher zum Versteckspielen erhalten. Ob die Weiden ersetzt werden, steht auch noch nicht fest.
Finanzierung in zwei Etappen
Der “Eulen-Spielplatz” wird für insgesamt ca. 180.000 Euro “behutsam saniert und umgestaltet”. Doch die bezirkliche Finanzplanung ist zu knapp. 2015 stehen nur etwa 130.000 Euro im Kita- und Spielplatzsanierungsprogramm bereit. So muss der Spielplatz in zwei Etappen saniert werden. Erst 2016 sollen die erforderlichen Arbeiten für ausgeführt werden, für die dann im neuen Haushalt 50.000 Euro bereit stehen werden.
Task-Force gegen „Spielwarten“?
Das Bezirksamt Pankow hat in seinem Grünflächenamt nur eine Arbeitskolonne für die Instandsetzung und Wartung von Spielgeräten, viel zu wenig, um mit Verwitterung und Abnutzung Schritt zu halten. Es ist daher vorhersehbar, dass Spielplätze immer wieder überraschend gesperrt werden müssen.
Um das „Spielwarten“ auf die Verwaltung abzukürzen, müssen neuen Lösungen gefunden werden. Eigentlich wären Spielplätze ohne Spielgeräte noch immer Freiraum und Spielplatz. Man könnte defekte Spielgeräte einfach demontieren, und durch neue Geräte ersetzen. Viele Spielgerätehersteller bauen sogar Spielgeräte mit Steckhülsen, die einfach auf Fundamente aufgesteckt werden. So können hervorstehende Fundamente vermieden werden, und Spielgeräte einfach abmontiert oder ausgetauscht werden.
Sinn voll wäre es auch, eine Haushaltsstelle zu schaffen, die es erlaubt, Spielplätze zu sichern, ohne den ganzen Spielplatz auf Jahresfrist sperren zu müssen.
Vielleicht kommen die Pankower Bezirksverordneten auch noch auf eine Idee, und gründen eine Task-Force gegen „Spielwarten“, die sich vorausschauend mit dem Thema beschäftigt. Immerhin wissen die Spielplatzgutachter gut über den Zustand eines Spielplatzes Bescheid, und könnten früher warnen. Auch könnten Landschaftsarchitekten „wartungsfreundlicher“ Bauen und Gestalten.
„Spielwarten“ auf die Verwaltung und Totalabsperrung von Spielplätzen – diese Geduldübung muß wirklich nicht sein!