In der heutigen Ausgabe von SPIEGEL Online kritisiert der in Prenzlauer Berg lebende Autor und Strategieberater Sascha Lobo in wutentbrannten Ton verbreitete Unsitten in sozialen Netzwerken:
„Und meine Güte, was für ausgedehnte Ödsümpfe der Stumpfheit, die in der Kommentarlandschaft sichtbar werden. Könnte man Unfug in Energie verwandeln, mit einem deutschen Tagwerk auf Facebook ließe sich Grönland eisfrei fönen.“
Das Netz und die Dummheit: Hilferuf an die mindestens durchschnittlich Begabten
Eine Kolumne von Sascha Lobo | 20.1.2016 | SPIEGELonline
Im Grunde ist es ein Hilferuf, der aber angesichts massierten Auftretens sinnlos ist!
Sascha Lobo stört sich auch an kruden Logiken:
„Weil“
„Wer etwa drei Minuten die begeistert-empörten Kommentare auf der Facebook-Seite studiert, muss Pegida nicht als politische Bewegung, sondern als Phänomen der schieren Dummheit begreifen. Zu Beginn schien das in Teilen differenzierter, aber inzwischen implodierte mit der Radikalisierung offensichtlich auch jeder Restsinn für gesellschaftliche Diskussionen. Häufiger schon wurde darüber geschrieben, dass man mit diesen Leuten nicht diskutieren könne. Das liegt aber nicht nur daran, dass sie nicht wollen, sondern dass den Kommentatoren auf der Seite oft selbst die elementarsten Dialogfähigkeiten fehlen. An ihnen perlt sogar die Frage „Warum?“ ab. Und nicht nur an ihnen, sondern an nervenzerreißend vielen in der Netzöffentlichkeit.
Eine der simpelsten gedanklichen Verknüpfungen, die Kausalität, misslingt regelmäßig. „Es regnet, weil die Straße nass ist“, in den digitalen Fußgängerzonen fände man Aberhunderttausende, die diesen Satz nicht nur unterschreiben, sondern gleich zur Bundestagspetition ausformulieren würden, inklusive der Forderung, Regen zu verbieten und die Straße abzuschieben. Wie soll man mit Leuten, die mit dem Wörtchen „weil“ unzusammenhängenden Quark zur Pauschalbehauptung verbinden, über komplexere Themen diskutieren? Die Antwort macht mich fertig, denn sie lautet: gar nicht. Es geht nicht.“