Donnerstag, 28. März 2024
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Friedhold Bauer: „Nachschläge“

Friedhold Bauer: "Nachschläge"

Ein Buch aus dem Aachener Karin Fischer Verlag landete am Jahresanfang im Postkasten der Redaktion. Ein unaufgeregtes Buchcover mit viel Text sorgte erst einmal für Verwirrung: „NACHSCHLÄGE – Aus der Gerüchteküche linkerseits – Aufbereitet und serviert vom Hörensagen. Autor Friedhold Bauer sorgte selbst für Verwirrung:

„Blättern Sie zuweilen in dem Buch, um hin und wieder da und dort zu verweilen. Was Sie jeweils überblättern, sei es drum. Tratsch und Klatsch wollen ernst und nicht ernst genommen werden. Der Protokollant erhebt Anspruch auf Anspruch und bittet um Nachsicht bei der Lektüre, denn:

Mitnichten ist es so gewesen, wie es erzählt wird
Was aber erzählt wird, das ist im Grunde wahr
Sei es verkehrt
Sei es um der Wahrheit willen gelogen
Sei es was auch immer“

Der Punkt fehlte, warum auch immer …? In jedem Fall musste das Buch nun eine etappenweise Rezensionsarbeit erdulden, denn jeder Abschnitt musste für sich gelesen und betrachtet werden. Offenbar entzieht sich das Buch auch anderen Rezensenten, denn bis heute ist z.B. bei Amazon keine Rezension zu finden.
Friedhold Bauer hat offenbar ein Sammelwerk aus seinem Leben zusammengetragen, und dabei Merkwürdigkeiten, gespickt mit denkwürdigen Worten und Zitaten aufgetischt:

Inhaltstafel:

Wider den Automobilismus
Antidemokratische Gewalt
Überläufer
Späte Erkenntnis eines Avantgardisten auf dem Totenbett
Das Bornhofer-Hospital
Die Verfärbung des roten Barden
Kein Märchen als Märchen
Die Stadt der alten Witwen
Der Spiegelkustos
Erinnerungen an Revolutionstage à la Heinrich Heine
Der Dichter
Der Schwarze
Verklärung
Die Germanen
Schaumschlägerei
»Wovon kann der Landser denn schon träumen?«
Heimkehr in die Fremde
Die Wetterschlange
Miranda
Die Frauen von Altenbrunn
Kumköyer
Sommerduell · Fauxpas
Der erste Sozialdemokrat
Das arme Schwein in der Staatsoper
Spiel mit dem Tod
Der jähe Absturz
Ein verhängnisvoller Fortschritt
Die Ziegenkönigin

Es sind vergessene Geschichten dabei, wie die vom 17. Juni 1953, als sich in Leipzig vier russische Panzer schützend um den aus dem polnischen Pavillion entwendeten Blüthner-Flügel gruppierten, auf dem Musikstudenten „Chopims Rvolutionsetüde“ spielen. Oder eine politische Allegorie über die Verfärbung eines roten Barden, die auch auf Wolf Biermann anspielt. Auch Wendeschmerz wir verarbeitet, wenn in „Der Spiegelkustos“ über Wendehälse geklagt wird. Bitterböse ist das Lesestück „Der erste Sozialdemokrat“, in dem der Grund der Krise benannt wird: „Du hast nur gut reden. Dein Gespenst geht nicht mehr um in Europa.
Und das Drama der Lola Lauenstein in „Spiel mit dem Tod“ berührt, weil es ein Schicksal von Schauspielerinnen sein könnte.

Über den Autor
Friedhold Bauer, geb. 1934 in Schweikershain bei Mittweida (Sachsen), Musikschüler, Student der Theaterwissenschaften, Dramaturg am Theater in Brandenburg, Verlagslektor in Leipzig (Friedrich Hofmeister) und Berlin (Henschelverlag), seit 1967 freischaffend, schrieb u. a. Stücke und Bearbeitungen für Theater und Funk sowie Szenarien für Film und Fernsehen. Lebt heute in Pankow.

Friedhold Bauer
Nachschläge

Aus der Gerüchteküche linkerseits
erschienen 15.2.2019
Karin Fischer Verlag
Paperback, 84 Seiten
978-3-8422-4615-729.01.
11,80 Euro

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m/s