Das Gesundheitshaus in Pankow war bei seiner Eröffnung am 14. Dezember 1928 berühmt. Es ist allerdings etwas in Vergessenheit geraten. Das erste kommunale Gesundheitshaus in Deutschland fasste alle Gesundheitsdiente unter einem Dach zusammen. Errichtet wurde es mit Unterstützung des Berliner Magistrats in einer damals recht flotten zweijährigen Bauzeit.
Neue Broschüre zum Gesundheitshaus Pankow
Bis zur Inbetriebnahme waren die Gesundheitsbehörden über den Bezirk verstreut – und mussten zum Teil unter widrigen Bedingungen arbeiten. „Die Säuglingsfürsorgestelle war zum Beispiel in einem alten Bauernhaus untergebracht. Die Mütter mussten dort auch bei Regen und im Winter wegen Raummangel im Freien stehen“, sagt Michael Frick, der die Geschichte des Gesundheitshauses erforscht hatte. Auch die Tuberkulosefürsorge sei nur in einem Provisorium untergebracht gewesen.
Das Gesundheitshaus sollte zum Vorbild für die anderen Bezirke in Berlin und anderen deutschen Städte dienen. Zur Einweihung gab es damals bereits weltweite Aufmerksamkeit. Selbst Journalisten aus den USA kamen zur Einweihung, „um über den Feldzug für die Volksgesundheit zu berichten“ – so lautete damals ein Presse-Artikel hieß. Die unmittelbar nachfolgende Weltwirtschaftskrise 1928/1929 machte jedoch ein Jahr später alle geplanten Sozialreformen zunichte.
Gesundheitshaus Pankow
Gesundheit war zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts in allen Großstädten eine wichtige Aufgabe, auch in Berlin entwickelten sich seit dem Ende des 19. Jahrhunderts viele konkrete Fortschritte. Die meisten Krankenhäuser stammen aus dieser Ära.
Die Menschen lebten dicht gedrängt und oft unter schlechten hygienischen miserablen Umständen in Mietskasemen. Das Außen-Klo war damals noch Standard für die breite Masse.
Als das »Gesundheitshaus« 1928 in Pankow öffnete, war das ehe kldeine Revolution. Man war der »Der Welt einen Schritt voraus«, wie es zur feierlichen Eröffnung des Hauses gesagt wurde. Erstmals waren alle kommunalen Gesundheitsabteilungen unter einem Dach vereint: die Rettungsstelle, das Seuchendezemat, die Hygieneinspektion, dazu Säuglingsfürsorge oder Röntgenlaboratorium.
Die Architektur sollte neu, modem und dynamisch wirken. Und der expressionistisch anmutenden Klinkerfassade kann man in den Fluren und Wartesälen bis heute eine farbenfrohe Innenarchitektur entdecken. Keramikfliesen, Art-Deco-Omamente und Reste der originalen Innenausstattung lassen sich bewunderm – und man kann die Wertschätzung des Architekten für den Patienten förmlich spüren.
Der Gebäudeentwurf stammt von dem Architekt und Magistratsrat Eilert Franzen, der das Gebäude auf schwierigen Baugrund planen mußte.
„Die Bauarbeiten waren schwierig. Wegen des Schwemmsandes im Untergrund steht das Haus auf 424 starken Betonpfählen, jeder ist etwa sieben Meter lang. Die Baukosten betrugen 858 000 Reichsmark, damals eine sehr hohe Summe. Die Architektur des Hauses ist expressionistisch, es finden sich viele Art-Deco-Motive im Stil der 1920er-Jahre.“ Umgangssprachlich wird dieser Stil auch als sogenannte „Zacken-Moderne“ bezeichnet – die damals in ganz Berlin ähnliche Fassadengestaltungen mit spitzen Vorgiebel und Zackengliederungen an Fassaden und Simsen hervorbrachte.
Gesundheitshaus Pankow
Das Bezirksamt Pankow von Berlin hat in Zusammenarbeit mit dem Mediaprint Infoverlag GmbH eine neue Broschüre zur Historie des Gesundheitshauses in der Pankower Grunowstraße 8 – 11 herausgegeben. Die bebilderte Broschüre beschäftigt sich in erster Linie mit der Entwicklung des Hauses von 1928 bis heute. Als beispielhaftes Gesundheitshaus sind hier während des gesamten Zeitraumes seines Bestehens Einrichtungen des öffentlichen Gesundheitsdienstes untergebracht. Es wurde sogar nach seiner Eröffnung für einige Jahre zur Pilgerstätte für architekturinteressierte Menschen aus dem In- und Ausland.
Mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 wurden hier, wie überall in Deutschland, Beratungsstellen für Erb- und Rassenpflege eingerichtet. Während des Krieges kam eine Kriegsdienststelle hinzu und die Keller wurden als Luftschutzkeller ausgebaut. Nach dem Krieg nahm das Haus ab Juni 1945 einen geregelten Sprechstundenbetrieb wieder auf.
Kriegsbedingte Schäden an der Klinkerfassade und an den Kellerschächten wurden allerdings erst in den 80er-Jahren beseitigt.
Während der DDR-Zeit waren im Gesundheitshaus die Säuglingspflege und spätere Mütterberatung, die Tuberkuloseabteilung, die Jugendzahnklinik, die Impfzentrale, die Hygieneinspektion, die Bezirksschwesternstation sowie staatliche Kinderarztpraxen und Verwaltungsräume untergebracht.
Seit Beginn der 90er-Jahre befindet sich in dem Haus wieder das Gesundheitsamt. Mitte der 90er-Jahre wurde das Haus renoviert und auch das Dachgeschoss weiter ausgebaut. Mittlerweile befinden sich hier alle Dienststellen des Gesundheitsamtes für den Bezirk Pankow.
Heute befinden sich im Gesundheitshaus die Dienststellen des Gesundheitsamtes Pankow:
Erdgeschoss:
– Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
– Bereich Hygiene und Umweltmedizin
– Zahnärztlicher Dienst
– Interner Service, Pförtner
Erste Etage:
– Kinder- und Jugendgesundheitsdienst
– Bereich Hygiene und Umweltmedizin
Zweite Etage:
– Büro des Amtsleiters, Sekretariat, Sozialpsychiatrischer Dienst
– Beratungsstelle für behinderte Menschen
Dritte Etage:
– Sozialpsychiatrischer Dienst, Kinder- und Jugendpsychiatrischer Dienst und Konferenzraum.
Weitere Information:
Die Publikation kann unter www.berlin.de/ba-pankow/verwaltung/gesundheit eingesehen und herunter geladen werden.
Weitere Informationen beim Gesundheitsamt: Tel.: 030 90295-2862.