Donnerstag, 28. März 2024
Home > Bezirk Pankow > Graffitischutz für
Mahn- und Denkmäler

Graffitischutz für
Mahn- und Denkmäler

Denkmal für Karl Liebknecht Künstler Otto Mercker 1958/59

Denkmale und Mahnmäler sind immer wieder das Ziel von Graffiti-Atttacken und politischen Parolenschmierereien. Zu letzt gab es am 8. Mai 2013 eine gezielt Aktion, um die Gedenkveranstaltung anlässlich des Tages der Befreiung am sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Buch zu stören. Das Denkmal mußte notdürftig verhüllt werden, weil sich die Schmierereien nicht zeitnah entfernen ließen.

Denkmal für Karl Liebknecht  Künstler Otto Mercker 1958/59
Denkmal für Karl Liebknecht Künstler Otto Mercker 1958/59

Die Bezirksverordneten wollen nun sicherstellen, dass sich derartiges nicht wiederholt. Auf Initiative der SPD-Fraktion hat die Bezirksverordnetenversammlung (BVV) Pankow vor der Sommerpause einen Antrag beschlossen, das sowjetische Ehrenmal in Buch
mit einem Graffitischutz zu versehen.
Neben dem sowjetischen Ehrenmal soll auch für andere Denkmäler in der Zuständigkeit des Bezirkes geprüft werden, in wie weit dort ein Graffitischutz sinnvoll ist.

Mehrere Denk- und Mahnmale stehen im Mittelpunkt

Sowjetisches Ehrenmal in Berlin-Buch
Sowjetisches Ehrenmal in Berlin-Buch

Neben dem sowjetischen Ehrenmal in Berlin-Buch ist das Thälmann-Denkmal in Prenzlauer Berg ständigen Graffiti-Schmierereien ausgesetzt. Die jährlich zweimalige Reinigung ist praktisch immer vorhersehbar nach wenigen Wochen hinfällig. Der Steinsockel wird jeweils großflächig mit neuen Graffitis besprüht.

Etwas abseits der Öffentlichkeit steht der Gedenkstein für Karl-Liebknecht – und ist als solcher derzeit gar nicht mehr erkennbar.

Der Granitfeldstein mit Reliefmedaille aus Bronze wurde vom Künstler Otto Mercker 1958-59 gestaltet und steht in Prenzlauer Berg in der hochgelegenen Grünanlage Ecke Prenzlauer Allee / Saarbrücker Straße.
Am Standort des Denkmals befand sich vormals das Gartenlokal der Bötzow-Brauerei, von wo aus die revolutionären Obleute der revolutionären Arbeiter und Soldaten gegen die angreifenden Regierungstruppen auszogen, nachdem der damalige der linken USPD zugehörige Berliner Polizeipräsidenten Emil Eichhorn abgelöst wurde.
Die mittlerweile unleserliche Inschrift des Denkmals lautete: „Karl Liebknecht / Kämpfer gegen Militarismus und Krieg / führte von hier aus die Kämpfe der / revolutionären Arbeiter und Soldaten / am 7. u. 8. Januar 1919“.

Aufwändiger Graffitischutz

Drei Gruppen von Produkten für den Graffitischutz werden produziert: Permanent- und Semipermanentanstriche sowie temporäre Schutzsysteme.

Die Entscheidung für das eine oder andere System wird bestimmt von dem zu schützenden Untergrund und der Frage, wie schnell und mit welchem Aufwand die Verunreinigungen entfernt werden sollen. Ein temporärer Schutzanstrich auf Basis von Wachs, der relativ einfach aufgetragen werden kann, schützt nur wenige Jahre und muss jedesmal, wenn Schmierereien entfernt wurden, neu aufgetragen werden.

Dauerhafte Schutzschichten, die häufig aus Polyurethan- oder Acryllacken bestehen, überstehen zwar bis zu 20 Reinigungen, sind zunächst jedoch teurer, weil das Auftragen aufwendiger ist. Das Degussa-Produkt „Protectosil“ ist ein Permanentschutz, der durch die Verwendung von Nanopartikeln aus Siloxanen atmungsaktiv und wasserdurchlässig ist.

Wichtiger Vorteil dieses Anstrichs: der visuelle Eindruck wird durch den Anstrich kaum verändert wird. Eine Eigenschaft die bei Denkmälern und Natursteinen einen entscheidenden Vorteil bietet.

Einwände von Graffiti-Experten:

Keines der handelsüblichen Produkte kann das Aufsprühen von Graffities verhindern. Die Schutz-Anstriche sorgen lediglich dafür, die Oberfläche schnell wieder reinigen zu können.

Ronald Rüdiger, Sprecher für öffentliche Ordnung der SPD-Fraktion macht sich für den Graffitischutz und gegen Schmierereien stark: „Gerade in solchen Fällen ist eine kurzfristige Beseitigung derartiger Schmierereien ein Gebot des politischen Anstands.“

Erfahrungen aus Modellprojekten

Wochenlang sichtbare Graffities und Schmierereien sind Trophäen für die Urheber – und verlocken zu neuen Wiederholungstaten. Der Einsatz öffentlicher Mittel sollte daher stetig erfolgen – und schon kleinste Ansätze von Graffities regelmässig beseitigen.

Eine intelligente Graffitibeseitigung ist daher erfolgversprechend: Es gibt Firmen, die Denkmäler und Wände regelmässig reinigen – und als Gegenleistung Werbeanlagen mit kostengünstiger Kulturwerbung im öffentlichen Raum aufstellen.

Gekoppelt mit einem Graffiti-Schutz-Anstrich und einer Grafitti-Versicherung kann das Problem in Griff bekommen werden. Sprühfarben und Farbstifte sind teuer – und es spricht sich herum, wenn permanent und nachdrücklich gereinigt wird.

Im Extremfall helfen nur teure Wachdienste, die ein Denkmal oder Mahnmal unter Schutz stellen. Bisher steht in Prenzlauer Berg jedoch nur ein einziges privat errichtetes Gebäude unter permanenten Wachschutz, um Graffiti-Sprayer abzuwehren. m/s

m/s