Mittwoch, 24. April 2024
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Grünflächen-Verwahrlosung am Falkplatz

Grünflächenpflegenotstand am Falkplatz

Pankow spart an der Grünflächenpflege – und manche Flächen werden spät gemäht – bisweilen zu spät. Westlich vom Falkplatz hat sich im Sommer eine Hochstaudenflur mit Beifuß, typischen Ruderalpflanzen und auch vereinzelten Beifußambrosien entwickelt. Mittlerweile haben die Pflanzen die Blühphase hinter sich, die allergieauslösenden Beifußambrosien haben Blütenstaub vom Wind verfrachten lassen. Nnun prangen Milliarden von Samen an den Pflanzen, die bald zu Boden fallen, oder als Futter für allerlei Nagegetier dienen.

Grünflächenpflegenotstand am Falkplatz
Grünflächenpflegenotstand am Falkplatz - Foto: 23.8.2013

„Die Ratten am Arnimplatz sind weg!“ – so vermeldete Stadtrat Jens-Holger Kirchner in der letzen Sitzung des Ausschuß für Stadtentwicklung und Grünanlagen. Gleichzeitig wies er auf die durchgeführte Großaktion hin, an der Schädlingsbekämpfer, Berliner Wasserbetriebe und Mitarbeiter des Grünflächenamtes zusammengearbeitet hatten, um den Rattenbestand zu dezimieren.

Ob überlebenden Ratten auf Wanderschaft in angrenzenden Grünflächen gehen, ist nicht feststellbar. Aber wenn ein großes Futterangebot heranwächst, dürfte die Verlockung für die Nagetiere und Allesfresser groß werden.

Beifuß und Beifußambrosie sind allergene Pflanzen

Der Gewöhnliche Beifuß oder Gemeine Beifuß (Artemisia vulgaris), auch Gewürzbeifuß oder einfach Beifuß genannt, ist eine Pflanzenart aus der Gattung Artemisia in der Familie der Korbblütler (Asteraceae, veraltet Compositae). Deutsche Trivialnamen der Pflanze sind Besenkraut, Fliegenkraut, Gänsekraut, Johannesgürtelkraut, Jungfernkraut, Sonnenwendkraut, Weiberkraut, Werzwisch, Wilder Wermut oder auch Wisch. Vom Gemeinen Beifuß gibt es eine europäische (Artemisia vulgaris var. vulgaris) und eine asiatische Varietät (Artemisia vulgaris var. indica), die sich geringfügig in der Zusammensetzung des ätherischen Öls unterscheiden. Die Pollen des Beifuß sind ein häufiger und bekannter Auslöser allergischer Reaktionen.

Problematischer noch ist die „Beifußblättrige Ambrosie“ (Ambrosia artemisiifolia), deren Blütenstaub über viele Kilometer hinweg allergieauslösend ist. Die Pflanze wird auch Traubenkraut, oder (engl.) Ragweed genannt. Sie ist eine ursprünglich aus Nordamerika stammende Pflanzenart, die sich in weiten Teilen Europas ausgebreitet hat.

Die Pollen der Ambrosie zählen zu den stärksten Allergie-Auslösern. Sie können zu schweren heuschnupfenartigen Symptomen oder gar zu Asthma führen. Schon kleinste Pollenmengen reichen für eine Reaktion aus.

Fachliche Mängel bei der Grünflächenpflege

Berlin spart an der Grünflächenpflege – und spätes Mähen rächt sich bitter. Auch das Ausdünnen gärtnerischer Fachkräfte und deren falscher Personaleinsatz ist ein schwerer fachlicher Mangel. Statt am Wochenende Abfallkörbe rechtzeitig zu leeren, quellen diese über – und in manchen Parkanlagen und Grünflächen werden Gärtner mit bis zu 40% der Arbeitszeit zum Abfallsammeln – statt Grünpflege eingesetzt!

Der steigender Aufwand in den nachfolgenden Vegetationsperioden bei der Wildkrautbekämpfung ist biologisch vorhersehbar. In der extensiven Grünflächenpflege muß es auch eine fachliche Beobachtung der Pflanzenentwicklung geben – damit auf den Grünflächen optimale Mähzeitpunkte festgelegt werden.

Beifußbestände sollten am Besten schon vor der Blüte wenigstens selektiv ausgemäht werden, um die Samenbildung zu vermeiden. So kann das Flächenmähen auf Langgraswiesen hinausgezögert werden.

Wenn sich jedoch Wilkrautfluren mit dichten Beifußbeständen entwickeln, hat man im nächsten Jahr mindestens 2 zusätzlich Mähgänge, um das Wildkraut vor dem Blühen und Auswachsen zu dezimieren.

Die zeitweilige Verwahrlosung von Grünflächen ist daher keine echte Sparmaßnahme. Durch Zuwarten und Nichtstun wird das Dilemma nur unendlich vergrößert. Zudem besteht die Gefahr, das sich allergieauslösende Pflanzen zum Umweltproblem auswachsen.

Wind und Wetter, Vögel und auch Nagetiere verfrachten die Samen – und der Beifuß kann im nächsten Jahr auf angrenzenden Flächen zu Plage werden.
Am Falkplatz kommt noch ein wichtiger Umweltaspekt dazu: der Westwind weht den Blütenstaub bis weit nach Prenzlauer Berg hinein.

Auf der Fläche im Mauerpark hat die Grünflächenpflege versagt – übrigens nicht nur dort! m/s

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