Donnerstag, 18. April 2024
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Kunstklau im Volkspark

Volkspark Prenzlauer Berg

Ein dreister Metalldiebstahl hat sich vermutlich im Volkspark Prenzlauer Berg ereignet. Vermisst wird die Bronzeplastik „Vater mit Sohn“ von Stefan Horota aus dem Jahr 1970-71.

Das Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt Pankow wurde durch Anwohner darüber informiert, dass die lebensgroße Bronzeplastik nicht mehr an ihrem angestammten Platz nahe der Hohenschönhauser Str., Ecke Maiglöckchenstraße steht.
Die im Verzeichnis „Kunst im öffentlichen Raum“ mit der Nummer „KiöR_ID: 302“ verzeichete Bronze-Plastik hat einen Wert von rund 32.000 €.

Stephan Horota (geboren am 4. September 1932 in Futok / Serbien) ist ein deutscher Bildhauer. Seine zahlreichen bildhauerischen Arbeiten im öffentlichen Raum findet man in Berlin, Frankfurt (Oder), Rostock und Schwerin. Er stellt überwiegend Menschen und Tiere dar und verwendet Kupfer und Stein als Materialien.

In Pankow ist sein Werk vielen Einwohnern bekannt. Aus dem Jahr 1967/68 stammt seine Plastik: „Kinder unterm Regenschirm“ (Ecke Prenzlauer Allee/ Danziger Straße). 1972 folgte der „Fuchs“ (ein Nachguss von 1960), der ebenfalls im Volkspark Prenzlauer Berg steht. In Weißensee ist der „Vater mit zwei Töchtern“ aus dem Jahr 176 an der Else-Jahn-Ecke Gartenstraße zu finden.
Das bekannte „Paar in der Badewanne“ steht seit 1982 in der Metzer Straße. 1986/87 folgten die „Spielende Bären“ auf dem Helmholtzplatz. Die Kinder vom Teutoburger Platz freuen sich seit 1987 über den „Froschkönig“. Und noch weit vor dem Eisbären-Rummel um Bär Knut wurde 1988/90 die „Eisbärenmutter“ an der Prenzlauer Allee/ Ecke Grellstraße vor der Poliklinik aufgestellt.

Stefan Horota: Vater und Sohn
Bild: Horota, Stefan: Vater und Sohn, Bronzeplastik

Der Metallklau hat wegen steigender Metallpreise Konjunktur. Die Metallpreise kletterten in die Höhe, und werden zu Tagespreisen gehandelt. Für 100 Kilogramm Kupfer könne ein Dieb zurzeit rund 480 € erlösen, für Messing 300 € und für Bronze sogar 650 €.
Meist wird das Diebesgut nach Osteuropa gebracht und dort eingeschmolzen. Metalle wie Kupfer können problemlos wiederverwertet werden, weil sich Verunreinigungen mithilfe der Elektrolyse restlos entfernen lassen.

Auch in anderen Berliner Bezirken ist man in Sorge: Diebe schrecken nicht mal mehr vor prominenten Kunstwerken zurück. Im März wurde in Kreuzberg die Bronzebüste von Hans Böckler gestohlen.
Im Mahrzahner Bürgerpark an der Raoul-Wallenberg-Straße wurden ebenfalls im Frühjahr 2012 zwei Bronzeskulpturen gestohlen. Ein männlicher Akt wurde vom Sockel gerissen, nur Teile der Füße blieben zurück. Die weibliche Skulptur wurde vollkommen vom Sockel entfernt. Der Schaden, einschließlich Sockelabriss, beträgt 33.000 €.

„Die Metalldiebstähle lohnten sich wegen der hohen Rohstoffpreise schon immer“, sagen Polizei-Experten. „Es muss davon ausgegangen werden, dass die Taten bandenmäßig vorbereitet werden.“

Die Suche der Diebe nach Rohstoffen macht noch nicht einmal Halt vor den Toten: Immer häufiger geraten auch Friedhöfe ins Visier von Metalldieben. Die Habgier verdrängt den Respekt vor der Totenruhe Grabschalen und -leuchten sind für Metall-Diebe eine leichte Beute. Auch vor metallverzierten Statuen und Kupferdach-Abdeckungen machen sie keinen Halt. Sogar Wasserhähne werden geklaut.
Der jüdische Friedhof in Weißensee ist trotz verstärkter Polizei-Streife auch schon zum Ziel von Diebstählen geworden. Nach Auskunfts der Jüdischen Gemeinde Berlin wurden im Frühjahr 2012 innerhalb einer Woche 47 Gegenstände gestohlen und 16 Grabstellen beschädigt Ein verstärkter Sicherheitsdienst sowie Überwachungskameras sollen Diebe künftig abschrecken. Auch hier ruft die Gemeinde Anwohner zu erhöhter Wachsamkeit auf und will mit Metallhändlern kooperieren, damit diese kein Diebesgut ankaufen.

„Es ist leider praktisch unmöglich, Kleinhändler zu überwachen, die Gegenstände von geringer Größe erwerben“, sagt Ralf Schmitz, Hauptgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Metallhändler auf einer Verbandstagung. Für Großunternehmen existieren Warnsysteme, sobald Metall als gestohlen gemeldet wird, geht eine Nachricht an sie raus. „Die Lage ist insgesamt schwierig geworden, denn unsere eigenen Mitglieder werden seit ca. vier Jahren selbst verstärkt Opfer von Metalldiebstahl im großen Stil“, sagte Schmitz. Kupfer sei besonders begehrt – der Preis habe sich in den letzten zehn Jahren verfünffacht.

Der 1907 gegründete Metallhändler-Verband vertritt fast 90 Prozent aller deutschen Unternehmen des „Nicht-Eisen-Metall-Marktes“. Bundesweit sind das mehr als 500 Firmen, vor allem Großhändler, aber auch Recyclingfirmen. Mit einem eigenen Warnsystem geht der VDM gegen die Diebe vor. Werden größere Mengen gestohlen, werden Seriennummern, Fotos und weitere Daten des Diebesgutes erfasst. „Die Informationen schicken wir dann sofort per E-Mail an alle Mitglieder und Partnerverbände in Europa,“ sagte Schmitz. In einigen Fällen konnten so auch schon Metalldiebe gefasst werden.

Doch das System erfasst nur große Mengen ab etwa einer Tonne. Die kleinen Schrotthändler an der Straßenecke sind nicht im VDM organisiert. „Wenn da jemand ein paar Kilo Kleinmetalle vorbeibringt, wird kein Mensch fragen, wo das herkommt.“ Der Diebstahl im kleinen Stil scheint kaum zu stoppen zu sein.

In Berlin setzt die Polizei nachts Hubschrauber mit Wärmebildkameras ein, um dem steigenden Metallklau einzudämmen – der immer öfter auch Bahnverkehr und S-Bahnbetrieb stört. Doch eine flächendeckende Überwachung ist damit kaum möglich.

Einen anderen Ausweg beschreitet man in der dänischen Kommune Gribskov. Henrik Olsen, Sicherheitschef von Gribskov, hat dafür gesorgt, dass die wichtigsten Bronze-Plastiken der nördlich von Kopenhagen gelegenen Kommune nicht nur mit Alarm, sondern auch mit GPS ausgestattet werden.Ein Alarm allein hilft häufig nicht, denn bis Polizei oder Wachdienst vor Ort sind, ist der Dieb längst über alle Berge. Dank GPS-Satellitennavigation kann der Weg der Beute schnell nachverfolgt werden. Die Kosten für die Sicherung belaufen sich auf einmalig etwas mehr als 1000 € pro Kunstwerk.

Im Fall von Stephan Horotas Plastik „Vater und Sohn“ kommt diese Idee jedoch zu spät. So bleibt es bei einer Suchmeldung:

„Hinweise zum Verbleib der Plastik nimmt das Tiefbau- und Landschaftsplanungsamt des Bezirks Pankow
unter Tel.: 030 90295 8510 entgegen.“

Welche Kunstwerke gibt es noch im öffentlichen Raum?
Die Datenbank zeigt alle Kunstwerke in Pankow, die im öffentlichen Raum aufgestellt sind:
http://www.berlin.de/ba-pankow/kunstundkultur/kioer/verzeichnis/index.html

m/s