Die geplante Mauerpark-Bebauung durch die Groth-Gruppe ist noch immer nicht planungsrechtlich gesichert. Alles hängt daran, ob das Grundstück auch ordentlich erschlossen werden kann. Vor einigen Tagen erfolgte nun der „erste Spatenstich“, um eine Grundstückszufahrt unmittelbar am Gleimtunnel zu sichern. Ohne offizielle Ankündigung rückten Arbeiter an und hoben eine ca. 2,5 Meter tiefe Grube aus.
Die Grube neben der Zufahrt, die über den Gleimtunnel führt, diente offensichtlich zur Sondierung der baulichen Gegebenheiten des Gleimtunnels, der nun offensichtlich in den Mittelpunkt bauplanerischer Überlegungen zur Sicherung der Grundstückserschließung rückt.
Am Boden der Grube war mit Leuchtfarbe eine Markierung angebracht. Die Grube wurde zeitweilig provisorisch abgedeckt – inzwischen ist sie aber wieder zugeschüttet.
Neue Lage bei der Grundstückserschließung
Die DEGEWO hatte bereits Anfang Mai 2013 eine Inanspruchnahme ihres Grundstücks für eine geplante Grundstückserschließung abgelehnt (siehe: Mauerparkpläne ohne Zufahrt – 13. 05. 2013 ). Diese Haltung wurde auch auf Nachfrage der Pankower Allgemeinen Zeitung telefonisch von Lutz Ackermann, Pressesprecher der DEGEWO, am 11.7.2013 bestätigt.
Die Groth-Gruppe hat zwischenzeitlich einen Internet-Blog geschaltet und zeigt dort, wie sie sich nun die künftige Erschließung des Mauerpark-Bebauung vorstellt.
Im Original-Text liest sich das so: „Die degewo kann die Zufahrt gar nicht “versperren”, weil diese vollständig zum Grundstück der Groth Gruppe gehört.
Mit der degewo werden lediglich Verhandlungen geführt, was eine mögliche Verbreiterung der Zufahrtsstraße angeht. Zur Erschließung des Wohngebiets wäre eine solche Verbreiterung wünschenswert, aber nicht zwingend erforderlich.“
Überarbeitung des städtebaulichen Plans
Dies deutet nach neuer Lesart auf eine Überarbeitung des städtebaulichen Entwurfes hin. In der Tat: der städtebauliche Entwurf von Prof. Lorenzen ( Kopenhagen / Berlin ) wurde inzwischen durch die Groth-Gruppe überarbeitet.
„In Ergänzung des ursprünglichen Plans ist nun an eine Öffnung des Quartiers zum Moritzhof und zu den angrenzenden Wohnbezirken durch die Schaffung eines Quartiersplatzes, mehr Freifläche und Durchgangswege gedacht. Dafür wurde die Bruttogeschossfläche von 58.000 Quadratmeter auf circa 54.000 Quadratmeter reduziert,“ verlautet es im Blog der Groth-Gruppe.
Damit kommt man den vorhersehbaren Bedenken hinsichtlich einer Abschattung des Moritzhofes etwas entgegen.
Luxuswohnungen vom Tisch?
In dem Blog der Groth-Gruppe deutet man an, eine „soziale Durchmischung“ fördern zu wollen:
„Genossenschaften, Baugruppen und städtische Wohnungsbaugesellschaften sind eingeladen, sich an der Durchführung des neu entstehenden Wohngebietes zu beteiligen, um Wohnraum für Bewohner mit unterschiedlichen Einkommen zu schaffen.“
„Dafür überlässt die Groth Gruppe rund 40 Prozent des Bauvolumens Dritten, nämlich 15 Prozent Genossenschaften, 20 Prozent städtischen Wohnungsbaugesellschaften und fünf Prozent privaten Baugruppen, so ist es geplant.
Weitere 20 Prozent des Bauvolumens sind für Mietwohnungen privater Investoren vorgesehen, die restlichen 20 Prozent für Eigentumswohnungen.“
Damit wird so etwas wie eine „wohnungspolitische Paßfähigkeit“ angestrebt, das umstrittene Vorhaben soll „sozial veträglich“ erscheinen. Tatsächlich hat es auch schon Gespräche mit der HOWOGE gegeben, aber zu ernsthaften Bauabsichten wird es wohl erst bei einer gesicherten Erschließung kommen können.
Was aber nicht bedacht wird: eine kleinteilige Aufteilung in Baulose verteuert die Baukosten und erschwert die gesamte Baulogistik auf einem nicht eben einfach bebaubaren Baufeld. Für kleine Baugruppen könnte sich das zu einem erheblichen Verzögerungs- und Finanzierungsrisiko auswachsen.
Die Ideen von der sozialen Durchmischung dürften daher schon bei den Mischungsverhältnissen des Betons und der Lieferbeton-Logistik praktisch scheitern und sich als „Genehmigungs-Folklore“ und „Wunschdenken“ entpuppen.
Neues städtebauliches „Erschließungselement“
Die bisher einzige gewerblich genutzte Zufahrt führt über den Gleimtunnel – unmittelbar neben der Erkundungsgrube, und hier wird nun mit einem neuen „städtebaulichen Element“ angesetzt:
– ein 19 x 22 Meter großer Entreeplatz soll das geplante Baugebiet erschließen helfen!
Im überarbeitete Projektplan ist der Platz am südlichen Eingang der geplanten Baufläche rot markiert.
Spannende Erschließungsfragen
Über die spannendste Frage gibt der Projektplan der Groth-Gruppe noch keine Auskunft: wie passt der „Entreeplatz“ für das geplante Bauprojekt zwischen das Grundstück der DEGEWO und den Gleimtunnel?
Nimmt man ein Maßband und berücksichtigt dabei die notwendigen Abstände für Baugruben und Höhenunterschiede, lautet die Antwort: „Derzeit gar nicht!“. Um den geplanten Entreeplatz so zu realisieren, wie er eingezeichnet ist, müssten wenigstens 25-30 Meter des Gleimtunnels abgebrochen werden, um eine geplante 19 Meter breite Zuwegung zu schaffen!
Die Südfront der geplanten Wohnbauten steht zudem verdächtig nahe am Gleimtunnel. Ihre Höhenlage ist noch nicht definiert. Bei rund 5 Meter Höhenunterschied zwischen der Straßendecke der Gleimstraße und Tunneloberfläche des Gleimtunnels ist es natürlich eine spannende Frage, in welcher Höhe die künftigen Keller- und Hauseingänge liegen sollen – und wie Böschungen gestaltet werden.
Schon beim Baugrubenaushub könnte die nördliche Tunnelwand des Gleimtunnels im Wege stehen.
In dem überarbeiteten Projektplan der Groth-Gruppe wird auch nicht unmittelbar ersichtlich, wie die östliche Erschließungsstrasse an den Entreeplatz angebunden werden soll. Ganz offensichtlich überdecken das Logo der Groth-Gruppe und die Plan-Legende diese hochbrisante Erschließungsfrage.
Erst wenn man „Logo der Groth-Gruppe und die Plan-Legende“ entfernt, kann der wahre Erschließungsplan zutage treten. m/s
Soziale Durchmischung – bedeutet auch schon mal in der Sichtweise der Groth-Gruppe eine „Durchmischung von Menschen, welche 12,50 qm und mehr als Miete bezahlen können und wollen sowie Käufer der geplanten dortigen Eigentumswohnungen.
Wird diese Sichtweise also auch beim „Mauerparkviertel“ angewandt, wäre es keine echte Überraschung – soziale Durchmischung aller „Groth-Gruppe“.
Leider ähnlich sieht es bei anderen Groth-Projekten im Bezirk Mitte aus:
– Lehrter Straße
– „Europa City“
Welche Genossenschaften tatsächlich bereit seien im „Mauerparkviertel“ zu investieren ist nach wie vor Groth schuldig geblieben – warum?
Anpassung der Planungen an eine echte „moderate Bebauung“ wie es die BVV Mitte beschlossen hat, ist nach wie vor die Groth Gruppe den Bürger*innen schuldig geblieben zu präsentieren. Statt Dessen scheint ihr die Taktik der kleinen Schritte zur fakten Bildung avisiert zu werden.
Grüße
für die Mittepiraten