Mit Unterstützung der Senatsverwaltung und des Eigentümers des Geländes des ehemaligen Güterbahnhofs Pankow startet der NABU Berlin ein Artenhilfsprojekt zum Schutz der letzten Berliner Kreuzkröten. Anfang Januar werden auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Pankow neue Laichgewässer für die stark gefährdete Art ausgebaggert. Hieraus werden NABU MitarbeiterInnen im nächsten Jahr einen Teil der Kröten und deren Larven absammeln und in andere geeignete Lebensräume bringen, um so neue Populationen aufzubauen und den Bestand der Tiere in Berlin zu sichern.
Umsiedlungsprojekt mit Artenschutz-Fachleuten
Drei flache Gewässer wird die Krieger Grundstücks GmbH auf dem Gelände des ehemaligen Güterbahnhofs Pankow angelegen, um den NABU bei dem Projekt zu unterstützen. Wenn die Kröten dann im Frühjahr die Gewässer aufsuchen, um ihre Laichschnüre abzulegen, haben es die Naturschützer einigermaßen leicht, erwachsene Tiere und Larven abzusammeln. „Wir werden nur einen kleinen Teil der Population entnehmen und umsiedeln“ erläutert Jens Scharon, Artenschutzreferent des NABU Berlin. „Erst wenn durch Kontrollen im neuen Areal sichert gestellt ist, dass die Tiere sich dort auch vermehren, könnten weitere Tiere umgesiedelt werden.“
Stark gefährdete Tierart
Amphibien gehören nicht gerade zu den Sympathieträgern, aber zu den gefährdetsten Tierklassen weltweit. 12 Arten leben in Berlin. Die meisten leiden unter einem erschreckenden Bestandsrückgang, wie aktuelle Untersuchungen aus dem Jahr 2016 zeigen. Von einigen Arten gibt es nur noch einzelne Vorkommen in Berlin, dazu gehört die Kreuzkröte.
Wer einmal eine grau-braun gezeichnete Kreuzkröte mit ihren grünlich-olivfarbenen Flecken und der charakteristischen gelb-weißen Rückenlinie gesehen hat, wird schnell seine Abneigung gegenüber Kröten ablegen. Erstmals waren die weittragenden trillernden Rufe der Kreuzkröten im Jahr 2009 auf dem zurückgebauten Güterbahnhof im Norden Berlins zu hören. Wie die Tiere dorthin gekommen sind, ist nicht bekannt. Am wahrscheinlichsten ist eine Zuwanderung entlang der Bahntrasse.
In nur wenigen Jahren hat sich hier das heute einzige Vorkommen der Art in Berlin mit mehreren hundert Tieren etabliert. Alle früheren in Berlin bekannten Vorkommen sind in den letzten Jahren erloschen. Der NABU Berlin hat bereits 2011 erste Vorschläge zum Schutz der Art als einem Teil der Berliner Biodiversität entwickelt. Die Lebensräume auf dem ehemaligen Güterbahnhof sollten gesichert und ein Teil der Tiere in geeignete Gebiete in Berlin umgesiedelt werden, die im Idealfall als Schutzgebiete dauerhaft gesichert sind. Im Frühjahr 2017 sollen nun die ersten Umsiedlungen stattfinden.
Einlenken des Investors in Sachen Baurecht und Naturschutz
Mit der neuen Nachricht vom NABU Berlin zeichnet sich ein Einlenken des Investors KKG ab. Wie berichtet hatte dieser im letzten Frühjahr ohne Genehmigung große Erdbewegungen und Beräumungsmaßnahmen auf dem ehemaligen Bahn-Gelände durchgeführt, und dabei auch eigene Zusagen zum Naturschutz mißachtet.
Eine erfolgreiche Umsiedlung geschützter Artnen und entsprechende Naturschutz-Ausgleichsmaßnahmen müssen aufgrund der großen Flächeninanspruchnahme des Gesamtvorhabens vor einem Baubeginn abgeschlossen werden. Mit den nicht genehmigten Baumaßnahmen im Januar – Februar 2016 hat die Geschäftsführung der Krieger Grundstücks GmbH nicht nur ordnungsrechtliche Konsequenzen in Kauf genommen, sondern auch mindestens ein Jahr Bauzeit selbst verschenkt.
Über den Ausgang der Verstoß gegen dasn Baurecht, mit angeordneten Baustopp und Bussgeldverfahren entsprechend dem Naturschutzgesetz wird noch Anfang Januar eine Aussage des Bezirksamtes Pankow erwartet.
Ebenso offen ist noch die Sicherung der denkmalgeschützten Gebäudesubstanz des Rundlokschuppens in Pankow Heinersdorf.
Weitere Informationen:
Pankower Tor: wo Wohnen Krötenleben kostet! | 14.5.2016 | Pankower Allgemeime Zeitung
Natur erorbert Brache zurück | 29.6.2016 | Pankower Allgemeine Zeitung
Ausgleichskonzept zum Artenschutz in Treptow | 15.7.2016 | Pankower Allgemeine Zeitung
FNP-Änderung: Nachnutzung Rangierbahnhof Pankow | 27.9.2016 | Pankower Allgemeine Zeitung
Der Fluch der „Sub-Standard-Stadtplanung“ | 7.12.2016 | Pankower Allgemeime Zeitung