Zum 52. Jahrestag des Mauerbaus stellt der BStU eine große Quellensammlung zur innerdeutschen Grenze vor. Sie zeigt die Vielzahl der zum Thema im Archiv überlieferten Dokumente des MfS und anderer staatlicher Stellen der DDR. Mit der Quellensammlung „MfS und Grenze“ wird ein tiefer Einblick ins Weisungsgeflecht zur Sicherung der DDR-Grenze möglich.
Schutz der „Staatsgrenze der DDR“
Im Jargon des DDR-Strafgesetzbuches hieß es „Republikflucht“ oder „ungesetzliche Grenzverletzung“, aber auch friedensgefährdendes Verbrechen“, „terroristischer Angriff“ oder „Grenzprovokation“, wenn ein DDR-Bürger sein Land in Richtung Westen verlassen wollte. Unter dem Begriff der „Gewährleistung der Unantastbarkeit der Staatsgrenze“ verstand die DDR daher auch vorrangig den vorbeugenden und zuverlässigen Schutz vor Massenabwanderung und Flucht der eigenen Bevölkerung.
Dokumentation zur innerdeutschen Grenze
Zum 13. August 2013, gleichzeitig dem 52. Jahrestag des Mauerbaus, stellt die Forschungsabteilung des „Bundesbeauftragten für die Unterlagen des Staatssicherheitsdienstes der ehemaligen Deutschen Demokratischen Republik (BStU)“ ein umfassendes Unterlagenprojekt zu Mauer und innerdeutscher Grenze vor.
Erstmals wird eine Dokumentation mit 150 Dokumente und ca. 8.000 Seiten) aus der Vielzahl der im Archiv des BStU überlieferten Dokumente des MfS und der mit ihm kooperierender Ministerien und anderer staatlicher Stellen der DDR online gestellt.
Das dauerhafte Problem des „Ausblutens der DDR“ wurde durch ein komplexes Geflecht offen repressiver Maßnahmen – wie dem „Schießbefehl“ – und einer Vielzahl subtiler und präventiv wirkender Weisungen verhindert. Die Quellensammlung ermöglicht vertiefende Einblicke in die komplexen interministeriellen Verzahnungen und Koordinierungen bei der Grenzsicherung.
Thematisch ist die Sammlung in mehrere Kapitel gegliedert:
- allgemeine Fluchtverhinderung sowie Kontrolle des Grenzgebietes und der militärischen Grenzsicherung,
- spezielle Regelungen zur Fluchtverhinderung und Grenzsicherung im Berliner Raum („Ring um West-Berlin“),
- Sicherung der Grenzübergangsstellen und der Überwachung des grenzüberschreitenden Verkehrs,
- Untersuchung und Strafverfolgung von geplanten und tatsächlichen Fluchtversuchen.
Zeitläufte und politische Rahmenbedingungen werden wiedergespiegelt
Die konkrete Ausgestaltung der Grenzsicherung spiegelte natürlich immer die politischen Rahmenbedingungen wider, die für bestimmte zeitliche Perioden prägend waren. Die Sammlung ist daher zeitlich in vier Phasen gegliedert:
- von der Gründung des MfS im Jahr 1950 bis 1960,
- vom Mauerbau bis zur Unterzeichnung des Grundlagenvertrages zwischen den beiden deutschen Staaten im Jahr 1972,
- die Jahre der innerdeutschen Entspannungspolitik und des KSZE-Prozesses sowie
- die in den 80er Jahren beginnende Endphase der DDR.
Kurios: Grenzverletzung durch Rindvieh
Unter den vielen ernsten und historisch bedeutsamen Dokumenten findet sich auch eine heute kurios anmutendes Zeitdokumen zu einer „Grenzverletzung durch Rindvieh“. Neben Fotos mit Skizzeneinträgen, die den Fall schildern, wird der Fall ausführlich beschrieben und akribisch in einer Zeichnung festgehalten.
Weitere Informationen:
Ab 9. August online unter: www.bstu.bund