Donnerstag, 28. März 2024
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Runder Tisch für einen eckigen Platz

Helmholtzplatz: Platzhaus im Dezember

Der Helmholtzplatz ist nicht nur ein Ort, sondern auch ein Stück Mythos Prenzlauer Berg, ein Stück Stadtgrün im Häusermeer, ein bischen Biotop – aber vor allem ein Soziotop sehr unterschiedlicher Menschen und Lebensformen. Es ist auch ein Platz der Familien, Initiativen und Vereine – und der „Platzis“. Ein sehr lebendiger Platz.

Helmholtzplatz: Platzhaus im Dezember
Helmholtzplatz: Platzhaus im Dezember

Doch das fragile Zusammenleben ist nicht mehr ohne Konflikte, Welten treffen aufeinander: Groß und Klein, Arm und Reich, und vor allem Hochbezahlt und Arbeitslos. Geteilt in mehrere Sphären verläuft das Leben zum Teil nebeneinander: Spielplatz, Freifläche mit Platzhaus und Kiezkind Kindercafé sind eigene Räume – auch Hundespielplatz.

Wie lebendig der Helmholtzplatz an einem milden Dezembertag ist, zeigen die Bilder in diesem Beitrag. Es sind Szenen, die innerhalb einer Stunde gleichzeitig ablaufende Aktivitäten illustrieren.

Mitten im Platz wird das Platzhaus als „Nachbarschaftshaus“ von einem Verein geführt. Doch die dahinter stehenden Initiativen sind selbst Vereine oder nur lose Zusammenschlüsse. Es fehlt die Kraft und die Ökonomie, um Platzhaus und soziale Integration beständig zu organisieren.

Zugleich gibt es Beanstandungen der Polizei, die im Rahmen der Präventionsarbeit Sorgen hat, der Helmholtzplatz könne abstürzen.

Doch gibt es dabei zwei Sichtweisen: Flaschen- und Drogenfunde sind oft Reste nächtlicher touristischer Aktvitäten. Die am Tage anwesenden „Platzis“ sind nicht die Verursacher, wie Mitglieder des Fördervereins glaubhaft versichern.

Doch für Mütter mit Kleinkindern sind die mit freilaufenden Hunden aktiven „Platzis“ ein Ärgernis und Besorgnis, obwohl sich die Hunde eher friedlich-neuierig verhalten. Doch die Mißachtung des Leinenzwangs sorgt natürlich für Ängste.

Die vom Bezirksamt Pankow gegenüber dem Förderverein Platzhaus Helmholtzplatz ausgesprochene Kündigung rüttelte alle Beteiligten auf, das Platzhaus wurde am 29. November in schwarze Folie verhüllt, Ideen und Unterschriften und Solidaritätsbekundungen werden gesammelt. Aufregung und Engagement setzen neue Energien frei.

Offensichtlich gibt es Klärungs- und Redebedarf.

Der Helmholtzplatz wird zum neuen Aufgabenfeld für Bürger, Nutzer und Kommunalpolitik, eine neue gemeinsame Anstrengung wird notwendig, um Bedürfnisse, Ansprüche und Lebenswelt neu zu ordnen.

Die Kündigung wurde am 4.12.2014 ausgesetzt – nun gibt es eine Frist bis 30.6.2015, sich allen Fragen und Problemen zu widmen.

Helmholtzplatz: Spielplatz wird "qualifiziert"
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Helmholtzplatz: Spielplatz wird „qualifiziert“

Sechs Spielplätze werden „qualifiziert“

Das große Schild am Spielplatzzaun kündet schon von laufenden Veränderungen. Im Rahmen eines laufenden Programms zur Spielplatzerneuerung wird der Spielbereich des Helmholtzplatz überarbeitet. Der Sandspielbereich erhält neue Spielgeräte: 3-er Schaukel, Nestschaukel, Balancieranlage sowie neue Sitzmöglichkeiten. Anstelle des Spielschiffs kommt eine große Kletterkombination zum Toben, Klettern und Verstecken.

Auf dem Ballspielfeld gibt es zwei zusätzliche Tischtennisplatten, neue Sitzmöglichkeiten. Dazu werden die Pflanzflächen überarbeitet und nachgepflanzt.

Helmholtzplatz: Polizeieinsatz 4.12.2014
Helmholtzplatz: Polizeieinsatz 4.12.2014

Es soll weiter gehen auf dem Helmholtzplatz

Stadtrat Jens-Holger Kirchner hat die Agenda beschrieben, und im Newsletter der Fraktion von Bündnis90/Grüne formuliert:

„Seit 1 1/2 Jahren weist die Polizei darauf hin, dass entsprechend Ihrer Einsätze und Einschätzung der Gefährdungslage auf dem Helmholtzplatz bisherige mühsam austarierte Balancen nicht mehr bestehen. Es häufen sich die Beschwerden über Belästigungen und Übergriffe.

Sie regte eine Überarbeitung des Gesamtkonzepts an, das den bisherigen Leitlinien folgen sollte, aber auch nicht die Augen vor den Tatsachen verschließt (andere Szene, Betäubungsmittelmissbrauch, Bedrohungssituationen; teilweise zwei Gruppen usw.).

Deshalb hat sich seitdem eine kleine Arbeitsgruppe, bestehend aus VertreterInnen des Grünflächenamtes, der Präventionsbeauftragten des Sozialamtes, der Präventionsbeauftragten der Polizeidirektion, der Polizeibeamten vor 0rt des Abschnitts 15 selbst sowie einzelnen Akteuren, vor Ort regelmäßig getroffen und einige Handlungsbausteine diskutiert, verworfen, wieder aufgerufen usw. …“

Helmholtzplatz: Seifenblasenspiel am 4.12.2014
So lebendig ist der Helmholtzplatz: Seifenblasenspiel am 4.12.2014

Runder Tisch Helmholtzplatz kommt

Kirchner hat sich viel vorgenommen, und bereitet gleichzeitig eine Initiative vor, die geeignet ist, alle Beteiligten und Interessierten mitzunehmen, und in einen offenen Dialog einzubinden:

Kirchner: „Wir haben uns am Beispiel Leopoldplatz – wo unter Beteiligung aller Platzgruppen ein Extratreffpunkt am Rande des Platzes gebaut und auch angenommen wurde und damit die Situation deutlich entschärft hat – damit beschäftigt, ob dies auch eine Option für den Helmholtzplatz sein könnte. Das haben wir uns angeschaut, einige Orte diskutiert, sind aber wieder davon abgekommen, weil die nicht an den Rand gedrängt werden sollen, auch würden andere Nutzergruppen dadurch verdrängt.“

Es geht vor allem um die Zielgruppe der „Platzis“, wie sie durchaus liebevoll vom Förderverein Platzhaus genannt wird. Auch wenn manche sensiblen Kiezbewohner eine Verdrängung der „Platzis“ wünschen, es ist wohl kein nachhaltiges, sondern sehr privates Ziel.

Das Nachbarschaftshaus muß sich künftig auch um Integration kümmern, denn Armut, Arbeitslosigkeit und individuelle Not wachsen stetig nach.

Kirchner hat klare Prioritäten formuliert:

„In Rahmen der weiteren Überlegungen ist ein 6-Punkte-Plan entstanden, der am 2.12. abschließend beraten und im Ausschuss für Stadtentwicklung und Grünanlagen am 4.12. vorgestellt und zustimmend zur Kenntnis genommen wurde:

1. Einrichtung eines Helmholtzplatz-Ratschlages (Runder Tisch) 2x im Jahr
2. Verbesserung des Pflegezustandes des Platzes und der Grünanlagen
3. Aufsuchende Sozialarbeit (hier sind erste Finanzierungsbemühungen gescheitert)
4. Bauliche Veränderungen mit klaren Abgrenzungen der Funktionsbereiche und klarer Zuordnung des Platzhauses
5. Platzhaus-Relaunch
6. regelmäßige Präsenz von Polizei(und Ordnungsamt).

Mehr Platzhaus, mehr Ideen, mehr Integration, mehr Gespräche

Kirchner und die grüne Fraktion haben sich einen Neustart vorgenommen, und wollen nachhaltig Einfluss nehmen, um den Ort neu zu beleben.

Kirchner: „Was deutlich geworden ist: Das Platzhaus hat eine wesentliche Rolle für das Funktionieren des Platzes. Leider wurde es in den vergangenen Jahren sehr wenig benutzt und ist zu oft verschlossen. Das bisherige Konzept ist super, allerdings leer gelaufen. Das Haus muss sich neuen Zielgruppen öffnen und einladender und auch zur Raumer Straße hin offener werden. Hier bedarf es eines Neustarts.“ – Auch mehr Geld muß wohl in die Hand genommen werden!

Rona Tiedje (SPD), Fraktionsvorsitzender der BVV-Fraktion unterstützt das bisherige Vorgehen, und sagte: „Es ist eine gute Chance für einen Neubeginn!“.

Einladung zum runden Tisch

Jens-Holger Kirchner

Kirchner macht keinen Hehl daraus, der Helmholtzkiez liegt ihm ganz persönlich am Herzen:

„Deshalb sind alle herzlich eingeladen, am Neustart für den Helmholtzplatz mit zu arbeiten. Die Auftaktveranstaltung für den Helmholtzplatz Ratschlag findet am Dienstag, dem 20. Januar, um 17.00 Uhr im Gemeindesaal Göhrener Straße statt.“

m/s