Griechenland befindet sich aufgrund hoher Schulden in einer tiefgehenden Finanzkrise. Es geht nur aufwärt in Griechenland, wenn das Land am Kapitalmarkt neue Kredite bekommen kann, und sich ein Investitionsklima aufbaut. Hilfe kommt von unerwarteter Seite: Ausgerechnet der vielgescholtende deutsche Finanzminister hat der griechischen Regierung mit seinem harten Kurs geholfen:
Wirtschaft Finanzminister | WELT 22.07.15 | Dank Schäuble hat Griechenland weniger Schulden
„Finanzminister Schäuble macht den Job seines griechischen Kollegen gleich mit, so scheint es. Hauptsächlich ihm ist es zu verdanken, dass Athen eine positive Entwicklung seiner Schulden melden kann.“
„Wie das Statistikamt Eurostat mitteilte, lag die Gesamtverschuldung des griechischen Staates im ersten Quartal noch bei 168,8 Prozent des Bruttoinlandsprodukts (BIP). Dies waren 8,3 Prozentpunkte weniger als im Schlussquartal 2014. Hauptgrund für den Rückgang ist die auf Druck der Euro-Länder erfolgte Rücküberweisung ungenutzter Mittel für die Stützung griechischer Banken an den Euro-Rettungsfonds EFSF.“
„In absoluten Zahlen verringerten sich Griechenlands Schulden Eurostat zufolge von Quartal zu Quartal um 15,5 Milliarden Euro auf 301,5 Milliarden Euro.
Auch wenn die Schuldenlast Griechenlands im Verhältnis zur Wirtschaftsleistung noch immer die höchste in der EU ist, entwickelte sich Athens Bilanz damit gegen den allgemeinen Trend positiv. Denn im Schnitt stieg sowohl in der Euro-Zone als auch in der EU die Gesamtverschuldung: Für die 19 Länder der Währungsunion erhöhte sie sich um 0,9 Punkte auf 92,9 Prozent des BIP, in den 28 EU-Staaten um 1,3 Punkte auf 88,2 Prozent.
Bulgarien im Focus griechischer Unternehmen
„2.000 griechische Unternehmen haben wegen der Finanzkrise in Griechenland in den letzten zwei Jahren ihren Sitz nach Bulgarien verlegt. Ihr Kapital wird auf eine Milliarde Euro geschätzt. Das sagte der bulgarische Finanzminister Simeon Djankow dieser Tage in einem Interview für die deutsche Tageszeitung „Die Welt“. Die griechischen Gelder kommen nach Bulgarien, weil die Steuern, die die Unternehmen bei uns bezahlen, deutlich niedriger sind: 10 % gegenüber 28 % in unserem südlichen Nachbarland. Das Nachrichtenportal GreekReporter berichtete, dass 800 griechische Unternehmen bis Ende des Jahres vorhätten, ihre Tätigkeit auf bulgarisches Gebiet zu verlegen. Neben den niedrigen Steuern, die sie hier bezahlen hätten, könnten sie ihren bulgarischen Beschäftigten vier mal weniger bezahlen als in Griechenland. GreekReporter schätzt den Umfang desgriechischen Kapitals in Bulgarien auf 3 Milliarden Euro. Außerdem seien 100.000 Arbeitsplätze entstanden.“ Dies meldete bnr – Radio Bulgarien am 29. Juli 2015.
Aufgrund der Kapitalverkehrskontrollen haben viele Griechen und griechische Unternehmer auch Kapital nach Bulgarien „exportiert“ und hier neue Bankkonten eröffnet, mit denen das Überleben ihrer Firmen gesichert wird.
Bulgarien profitiert derzeit mit einem Boom. In Sofia versammelt sich eine neue Investorenszene, die wegen der niedrigsten Einkommenssteuer in der Europäischen Union und der niedrigeren Mehrwertsteuer viele neue Startups ins Rennen schickt.