In einem umfangreichen Ermittlungskomplex der Staatsanwaltschaft Berlin wegen gewerbs- und bandenmäßigen Betruges durch den Verkauf so genannter „Schrottimmobilien“ konnten die Ermittler von Polizei und Staatsanwaltschaft mit der Unterstützung auswärtiger Polizeidienststellen gestern 24 Durchsuchungsbeschlüsse an 20 Durchsuchungsorten, davon sieben in Brandenburg, Niedersachsen, Hessen, Baden-Württemberg, Bayern, Sachsen und Thüringen, erfolgreich vollstrecken.
An dem Einsatz waren insgesamt 50 Polizeibeamte und drei Staatsanwälte beteiligt.
In einer heutigen Polizeimeldung berichtet die Berliner Polizei von den Vorgängen:
Polizeimeldung vom 08.07.2015
Betrug mit „Schrottimmobilien“ – Bundesweit Durchsuchungsbeschlüsse vollstreckt
„Den acht Beschuldigten im Alter von 34 bis 59 Jahren, darunter ein 56-jähriger Notar, wird gewerbs- und bandenmäßiger Betrug in mindestens 18 Fällen zum Nachteil von Käufern überteuerter, fremdgenutzter Eigentumswohnungen unter dem Gesichtspunkt eines „Steuersparmodells“ zur Last gelegt.
Die zwischen 2008 und 2012 begangenen Taten verursachten bei den wirtschaftlich unerfahrenen und unbedarften Käufern einen erheblichen Vermögensschaden.
Die gut organisierten und arbeitsteilig handelnden Beschuldigten sollen den Käufern vorgegaukelt haben, dass der Wohnungserwerb wegen der zu erzielenden Steuerersparnis und Mieteinnahmen für sie wirtschaftlich von Vorteil sein würde. Tatsächlich sollen die Kaufpreise für die Wohnungen teilweise um das 3,5-fache des eigentlichen Wertes überhöht gewesen sein. Die reale monatliche Belastung aus dem Wohnungserwerb führte zahlreiche Käufer an den Rand ihrer finanziellen Möglichkeiten bzw. ihrer Existenz.
Bei den Durchsuchungen wurde umfangreiches Beweismaterial sichergestellt, darunter zehn Umzugskartons mit Geschäftsunterlagen, PCs, Laptops sowie andere elektronische Datenträger.
Die Ermittlungen von Polizei und Staatsanwaltschaft dauern an.“
Was sind sogenannte „Schrottimmobilien“?
Ein von Rechtsanwälten betriebenes Informationsportal formuliert die Antwort:
„Der Begriff „Schrottimmobilie“ hat sich inzwischen als Schlagwort für durch Vertriebe vermittelte und fremdfinanzierte Eigentumswohnungen eingebürgert. In vielen Fällen der sogenannten „Schrottimmobilien“ sind die Steuersparimmobilien zu einem überhöhten Preis verkauft worden und haben heute einen wesentlich geringeren Wert. Die Erwerber der sogenannten „Schrottimmobilien“ waren in der Regel Verbraucher, die den Immobilienerwerb als Steuersparmodell und zur Altersvorsorge einsetzen wollten. Die Hoffnungen dieser Anleger haben sich in den meisten Fällen nicht erfüllt.“
Auch in Berlin und vor allem in Ostdeutschland häufen sich Fälle von „Schrottimobilien„. Doch nicht immer sind es betrüger, sondern auch in Not geraten Eigentümer, die Kosten für Sanierung und Instandsetzung nicht mehr aufbringen können, oder aufgrund rückgehender Einwohnerzahlen in Lagenachteile hineingeraten.
Es lohnt sich in jedem Fall, sich sachkundig zu machen, und die Hilfe von Fachleuten und Anwälte vor einer Kaufentscheidung zu suchen.