Die Ergebnisse der großen Zählaktion „Stunde der Wintervögel“ des NABU von Anfang Januar 2014 liegen jetzt vor. Der Haussperling, umgangssprachlich „Spatz“, hat auch im Winter 2014 in Berlin bei der großen Vogelzählung wieder den Schnabel vorne.
73.000 Menschen nahmen teil
Deutschlandweit beteiligten sich über 73.000 Menschen an der großen Zählaktion des NABU und des Landesbundes für Vogelschutz in Bayern, die in diesem Jahr bereits zum vierten Mal stattfand. In Berlin waren mehr als 1.800 Teilnehmer unterwegs, um sich in der Berliner Vogelwelt umzusehen.
Alte Bekannte auf den Plätzen
Auf den Plätzen zwei bis vier treffen sich alte Bekannte aus dem Vorjahr wieder. Auf den Medaillenplätzen haben sich Kohlmeise und Blaumeise erneut eingefunden und auf dem vierten Platz findet man die Amsel wieder.
Seit der letzten Zählaktion hat sich in der Vogelwelt auch etwas verändert, das Wettergeschehen des Jahres ließ sich an den gezählten Vogelarten ablesen. Auch in Berlin scheint der Bestand der Grünfinken rückläufig.
Wetter bringt Unterschiede zum Vorschein
Der verhältnismäßig milde Winter Anfang Januar hatte dazu geführt, dass einige Wintergäste anscheinend noch keinen Anlass gesehen hatten, Berlin eine Stippvisite zu bescheren: Seidenschwanz und Wintergoldhähnchen finden sich weit abgeschlagen auf den hinteren Plätzen wieder, während sie im vergangenen Jahr noch im Mittelfeld gelegen hatten.
Auch konnten dieses Jahr Anfang Januar noch Kraniche beobachtet werden. Zwar gibt es mittlerweile eine zunehmende Zahl von Kranichen, die auch im Winter im benachbarten Brandenburg bleiben, aber 2014 waren offensichtlich einige Exemplare noch im Berliner Stadtrandbereich unterwegs gewesen und hatten noch nicht die lange Reise Richtung Spanien angetreten.
Anscheinend waren die milden Temperaturen der Grund dafür, dass Rabenkrähe und Saatkrähe es diesen Januar noch nicht in die Stadt zog. Außerhalb Berlins scheinen sie noch ausreichend Nahrung zu finden.
Rückläufige Zahlen
Aufmerksam werden von den Naturschützern jedoch einige Werte betrachtet, die nicht ausschließlich mit der Witterung verknüpft werden können. Dies betrifft die leicht rückläufigen Zahlen von Blaumeise, Amsel und Rotkehlchen. Alle drei Arten sind zwar zahlenmäßig noch stark bis häufig in Berlin beobachtet worden, doch der NABU Berlin befürchtet, dass die abnehmenden Beobachtungen erste Anzeichen für die Auswirkungen des Kahlschlags in Parkanlagen und anderen Grünbereichen der Stadt sind.
Alle drei Vogelarten sind auf Verstecke in Hecken und Büschen angewiesen, also die Strukturen, die in den vergangenen Jahren immer mehr der Parkpflege zum Opfer fielen. Der NABU Berlin wird nicht müde, die Bezirke aufzufordern, Hecken und Büsche zu erhalten und bei der Grünflächenpflege nicht Firmen zu beauftragen, die mit brachialer Gewalt, oder Pflegeschnitt nach „Hausmeister-Art“, sondern mit gärtnerischer Fachkunde und mit Augenmaß vorgehen.
Grünfinken sind bedroht
Mit Sorge wird die Entwicklung des Grünfinkenbestands in Berlin betrachtet. Offensichtlich hat die inzwischen deutschlandweit auftretende Infektion mit Trichomonas gallinae auch den Berliner Grünfinken zu schaffen gemacht. Diese Parasiteninfektion tritt vor allem bei Hühnern, Tauben und Wildvögeln auf.
Der NABU Berlin rät deshalb dringend dazu, Futterstellen und Vogeltränken peinlich sauber zu halten, denn sie sind Hauptinfektionsherd für die Vögel.
Weitere Informationen:
NABU Berlin (Naturschutzbund Deutschland e.V.) Wollankstr. 4, 13187 Berlin
Bundesweite Wintervogelzählung – 20. 12. 2013 – Pankower Allgemeine Zeitung