Captain James Tiberius Kirk ist Vielen von Ihnen bekannt: „Scotty! Energie!“ der berühmte Spruch klingt uns allen noch im Ohr. Der leitende Ingenieur Scotty schob danach die Regler für den “Warp-Antrieb” hoch, und die “Enterprise” ging mit eiliger Geschwindigkeit auf die Reise zu unbekannten Sternen, Welten und Planeten, die noch nie ein Mensch zuvor gesehen hatte.
Pankow und vor allem Prenzlauer Berg und Weißensee dümpeln derzeit in einer Raumzone „Januar-Dunkelheit“ durchs All, und irgendwie schläfrig sind auch weite Teile der Kultur- und Kunstszene; oder kann man die überhaupt noch so bezeichnen?
Ist es nicht eher ein Asteroiden-Haufen, der da langsam um die Sonne kreist? Jeder Asteroid von kulturellen Mikroben besiedelt, unfähig die Bahn zu ändern, abwartend, hoffend – auf was? Auf des große Geld?
Januar-Neujahrsempfangsgespräche, Euphorie, festliche Stimmung – vorbei – schon eine Woche später Routine. Die Mails stapeln sich, die Rechnungen auch. Kein einziger Ferengi in Sicht, der goldgepresstes Latinum am Spieltisch verspielt.
Stattdessen Rechnungen, Mindestlohnaufschreibe-Regeln, neue Gema-Konzert-Tarife, Preiserhöhungen, nur Wasser, russisches Erdgas und Benzin werden billiger – sogar Braunkohle. Dafür stürzt der Euro ab.
Die Bewohner der Raumföderation Pankow sind derweil mit Geld verdienen, Mietzahlungen und Hypothekenzahlungen beschäftigt – das schnelle Wachstum und die Möbelkreditraten schmälern den Kulturetat.
Der Kulturstaatsseketär des großen Asteriodenhaufens Berlin blieb bislang still. Er will sich künftig um den Raum kümmern, um die Berufung von neuen Intendanten und um Transparenz bei Fördermitteln. Die aber bleiben knapp.
Ein Lichtzeichen blinkt aus dem Weddinger Asteroidengürtel, von einem ehemaligen Krematoriums-Asteroiden blinkt ein Banner: „Festival-Förderung bis 1.2.2015 beim Musicboard einreichen“.
Doch wichtige Akteure verpassen den Aufruf, Musiker telefonieren einsam herum: „wo sind Partner, die einen Förderantrag kalkulieren und stellen, und alles organisieren?“ Manche Veranstalter sind nicht einmal zum Jagen zu Tragen.
Prenzlauer Berg erkaltet, wird zu einer ruhigen Zone, mit nur noch wenigen Hot-Spots.
Die einstige Asteroidenszene ist auseinandergefallen. Neue Medien, Facebook, Mail und Chatprogramme haben die einstige lose Kulturraum-Förderation auseinanderfallen lassen. Yelp-Bewertungen und Google-Anzeigen haben die einstige Solidarität empfindlich beschädigt. Virtuelles Gemeinschaftsgefühl in digitalen Dörfchen, statt Kiezzusammenhalt und Kommunikation.
Die linke Asteroiden-Kulturszene hat sich zurückgezogen, Kultur und Kommerz? Geht gar nicht – schon das Eintrittsgeld ist eine ideologische Zumutung. Es ist eine Selbstenthauptung, Bedeutungsverlust durch Verzicht erlangt: „Wir sind doch nicht kommerziell!“
Die Abstände zwischen den Asteroiden sind gewachsen, und viele Asteroiden sind auch aus der Bahn gekommen, in der Sonne verglüht.
Die Besucher, Gäste und Raumtouristen sind rarer geworden – die Weg weiter. Statt Asteroidenspringen ist nun immer mehr ein Shuttle nötig, um zur nächsten angesagten „Location“ zu kommen. Nur das Kulturbrauerei-Gestirn mit FRANNZ; Kesselhaus und Maschinenhaus, Soda Club und vielen Palais-Events glänzt wie ehedem, hat sogar noch musealen Zuspruch gewonnen. Ideen- und marketinggetriebene Planetenkultur.
Nur zu großen Events kehrt zeitweise das flirrende Gewimmel zurück, wenn Asteroidenbesuche zu Kulturabenteuern in Prenzlauer Berg werden, und danach reihenweise Nachbar-Asteroiden, Kneipen- und Bar-Asteroiden besucht werden. Fête de la Musique, Mauerpark-Karaoke, Flohmarkt … die Asteroiden-Events liegen alle in den Sommermonaten.
Die Willner-Brauerei ist neuer Trash- und Müllplanet, statt Flair liegt Baustaub in der Atmosphäre, Impulse sind kaum zu sehen, stattdessen viel Emil und Alpenbräuschirme.
Planet-Pfefferberg
Auf dem Pfefferberg-Planeten leben mehrere Kulturen, die fast nur die Adressen gemeinsam haben. Zwischen Baukultur und Bierkultur sind tektonische Risse zu sehen, in die das Publikum hineinzufallen droht. Niemand der sie kitten und verbinden kann.
Das Tauro ist eine riesige beheizte aber weitgehend luftgefüllte Raumstation – die wertvollen Kulturraum wegnimmt.
Im Pfefferberg-Theater emsiges Arbeiten, aber Turbine William schafft nicht einmal Pressemitteilungen zu versenden. Die nächste Premiere klingt außerirdisch: „Blaue Fische furzen in Rom.“
Raumföderation dümpelt vor sich hin
Die Raumförderation mit ihrem Kulturamt ist mit sich selbst beschäftigt, keine Impulse für Kunst und Kultur im Asteroidengürtel, nur ab und zu ein Blitzen. Die bevorstehende Pensionierung der wichtigen Kulturamtsleiterin sorgt für weiteren vorhersehbaren monatelangen Stillstand.
Derweil steigen Mieten, und einzelne Kulturbetriebe fallen von ihren Asteroiden herunter, entschweben in den kalten dunklen Raum. Prenzlauer Berg, Pankow und Weißensee erkalten – eine Zone ohne frische Inspirationen. Der klitzekleine Kunstquell-Asteroid hat sich mit viel Ärger verabschiedet, und findet nun kaum Freunde bei der Asteroidengrundstückswirtschaft.
Im TiC werden Monat für Monat über 3.000 Infopakete an Raumtouristen-Fußgänger ausgegeben, die schon einen Abflugtermin im Kopf und das nächste Shuttle gebucht haben. Hoffentlich locken die gedruckten Anzeigen mit den GESOBAU-Claims und schaffen neue Reisewünsche. Wer in Pankow dauerhaft wohnen will, braucht auch einen Anwalt, für Schimmel, energetische Erduldung und so machen die Anwaltsanzeigen in der Reiseliteratur doch ein bischen Sinn.
Nur bei Schwangerschaftsgymnastik-Anzeigen stimmt das Timing nicht, die Gnade des schnellen One-Night-Stands im Städtkurzeurlaub und das biologische Timing leiden an grundlegender Ungleichzeitigkeit.
Derweil planen in der Raumzone Pankow über hunderttausend Kinder ihre Kindergeburtstage und Familienfeste, Weihnachten und Ostern mit ihrem Großeltern und Eltern. „Oma wann kommst Du wieder nach Berlin?“ „Opa, Du auch? – Und was ist mit Oma 2 und Opa 2? Und Oma- & Opa Hamburg und Oma Heidelberg? Patchwork-Reiselust kommt auf. Familientourismus ist der Boom!
Noch ist Zeit für Anfang
Noch ist das Jahr 2015 nicht gelaufen, man kann noch immer anfangen, jede Saison braucht einen Plan, einen Flugplan, Umlaufbahnen, Terminkoordination, Gutscheine, Happy-Hours, Lande- und Parkplätze für Shuttles … und vor allem neue „Customer-Journeys“, die die Asteroiden-Auslastung erhöhen, und die Ernährung der Kulturmikroben sichern.
Noch ist keine neue Enterprise ist in Sicht, kein Captain James Tiberius Kirk, niemand der sagt: “Scotty, beam me up!”. Oder besser noch: “Scotty, Synergie!” – Der Bürgermeister der Raumförderation Pankow weiß womöglich gar nicht was das ist!
Doch ein paar Rebellen haben sich schon gefunden … „Jazz´in und Rock´in Pankow … es geht doch noch was!
Doch der Anflug der Weltraumtouristen kommt, so sicher wie Ostern, der Fußball und Disney On Ice …. ! Der Januar ist noch Vorbereitungszeit – doch der Jahreskalender steht schon! Im Internet: www.visitpankow.de/events