Das Freihandelsabkommen CETA zwischen Europäischer Union und Kanada ist auf Eis gelegt, der für heute geplante Gipfel mit dem kanadischen Premierminister Justin Trudeau in Brüssel wurde abgesagt. Über die politischen Ursachen des für die Europäische Gemeinschaft peinlichen Desasters ist schon viel geschrieben worden. Vor allem konzepttionelle Fehler sind aus Ursache anzusehen, denn es ist schlechtes politisches Handwerk, per Freihandelsabkommen und geheimer Verhandlungsführung „verfassungsändernde Bedingungen“ und gesetzlicher Standards zu verändern. Das unter der Barroso-EU-Kommission begonnene Systemversagen der EU-Politiker hat sich bis heute fortgesetzt. Fehlende demokratische Abstimmung und Klärung hat zu diesem Verhandlungsdesasters geführt – und ganz zu Letzt hat Belgien seine Hausaufgaben nicht gemacht, und seine Regionen nicht ausreichend einbezogen.
Wasserflöhe und das CETA-Abkommen
Auch die europäischen Wasserflöhe wurden nicht ausreichend eingebunden! Sie haben zwar keine Stimme, sind aber an lebensentscheidender Position im Auftrag der EU tätig, und wachen im Rahmen der Europäischen Trinkwasser-Richtlinie in tausenden Wasserwerken über die Qualität unseres Trinkwassers.
Daphnien (Daphnia) sind eine Gattung von 1 mm und 5 mm langen Krebstieren (Crustacea), die zu den Krallenschwänzen (Onychura) gestellt werden. Umgangssprachlich werden die Tiere als „Wasserflöhe“ bezeichnet.
Daphnien reagieren sehr empfindlich auf Schadstoffe, da sie permanent große Mengen Wasser filtrieren. Die schnelle Reaktion, ihre einfache Haltung und kurze Generationsdauer haben die Organismen zum beliebten Modellorganismus für Toxizitätstests von Trinkwasser gemacht.
Vor den Daphien waren Fische tätig. Im sogenannten Kerren-Strömungsfischtest (1971) mußten Goldorfen gegen eine in periodischen Abständen erzeugte Strömung anschwimmen. Aus Gründen des Tierschutzes ist dieser Test in Deutschland nicht mehr zugelassen.
So sind heute Daphien an entscheidender Position für unser tägliche Daseinsvorsorge tätig, und sichern die Wasserqualität ab.
Was würden Wasserflöhe zum CETA-Abkomen sagen, wenn sie eine Stimme hätten? Wenn sie sozusagen als „Botschafter der Daseinsvorsorge“ Sitz und Stimme in den CETA-Verhandlungen tätig werden dürften? Ein Beitrag von Bettina Weiz, Journalistin beim Deutschlandfunk, gibt Aufschluß, welche Argumente Wasserflöhe gegen das CETA-Abkommen anführen können.
CETA und die öffentliche Daseinsvorsorge
Ringen um ein wertvolles Gut
Bettina Weiz | 26.10.2016 | Deutschlandfunk
In dem Beitrag werden die Argumente und Bedenken zum CETA-Freihandelsabkommen im Bereich der Daseinsvorsorge umfassend angesprochen und im Bereich der öffentlichen Wasserversorgung konkretisiert. Der Beitrag ist zum Teil in Dialogform aufgebaut und lässt den Chef der Erlanger Wasserwerke Wolfgang Geus zu Wort kommen. Er spricht und argumentiert als „Wasserfloh“.
Gegenpart ist Reinhard Hönighaus, Sprecher der EU-Kommission, der sich für das CETA-Abkommen in bisheriger Form einsetzt.
Es wird ein schönes Stück Journalismus aufgeführt, das die Problematik des CETA-Abkommens auf konkreter Ebene beleuchtet.
Für die Leser wird die Gesamtproblematik gut dargestellt und nachvollziehbar aufgeschlossen. Die dramaturgische Umrahmung mit dem Motiv der Wasserflöhe ist eine Anregung, sich selbst zu befragen: bin ich auf Seite der Wasserflöhe – oder auf Seite der EU-Kommission?
Die Leserfrage:
Wasserfloh oder EU-Diplomat – wo sehen Sie Ihre Position?
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