Mittwoch, 26. März 2025
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Wettbewerb und Compliance in Berlin – Klare Strategien gegen Risiken und Verstöße

Klare Compliance-Strukturen, interne Kontrollen und transparente Kommunikation schützen Unternehmen vor rechtlichen und finanziellen Risiken.

von Celine Kunz

In Deutschland sorgen das Gesetz gegen den unlauteren Wettbewerb (UWG) und das Gesetz gegen Wettbewerbsbeschränkungen (GWB) für fairen Wettbewerb. Das UWG schützt vor unlauteren Geschäftspraktiken, während das GWB Kartellabsprachen und Marktmissbrauch unterbindet. Zusätzlich verpflichtet das Hinweisgeberschutzgesetz Unternehmen, sichere Kanäle für interne Meldungen bereitzustellen.

Die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin bietet mit der Einigungsstelle für Wettbewerbsstreitigkeiten eine Plattform, um Konflikte außergerichtlich zu lösen. Dieses kostengünstige und effiziente Instrument hat sich in der Praxis bewährt. Unternehmen können hier bei wettbewerbsrechtlichen Streitigkeiten eine gütliche Einigung anstreben. Die Einigungsstelle arbeitet unabhängig von der IHK-Geschäftsführung und besteht aus vorsitzenden und beisitzenden Mitgliedern. Je nach Fall werden zwei Unternehmer oder ein Unternehmer sowie ein Verbraucher als beisitzende Mitglieder tätig. Die Aufsicht obliegt der Senatsverwaltung für Wirtschaft, Energie und Betriebe.

Das Verfahren vor der Einigungsstelle beginnt mit einem schriftlichen Antrag. Nach Prüfung wird in der Regel innerhalb eines Monats ein mündlicher Verhandlungstermin anberaumt. Für das Verfahren werden keine Gebühren erhoben; lediglich Auslagen in Höhe von 55 € pro mündlicher Verhandlung sind zu ersetzen. Jede Partei trägt die ihr und ihren Bevollmächtigten entstandenen Kosten selbst.

Die Einigungsstelle kann die Einleitung von Verfahren ablehnen, wenn sie den geltend gemachten Anspruch von vornherein für unbegründet hält oder sich für unzuständig erachtet. Der Antragsgegner erhält den Antrag zur Kenntnis und kann eine Stellungnahme dazu abgeben. Es folgt dann rechtzeitig die formelle Ladung zur mündlichen Verhandlung.

Präventive Maßnahmen zur Vermeidung von Verstößen

Prävention ist besser als Nachsorge. Im Unternehmensumfeld Berlins zeigt sich dies besonders im Bereich der Compliance. Ein effektives Compliance-Management-System (CMS) bildet das Fundament, um rechtliche Risiken zu minimieren und die Integrität im Geschäftsalltag zu wahren. Die Rahmenrichtlinie Compliance des Landes Berlin setzt klare Standards und unterstützt Unternehmen dabei, ihre internen Prozesse zu strukturieren und zu optimieren.

Mitarbeiterschulungen gelten als essenzieller Bestandteil eines erfolgreichen CMS. Regelmäßige Workshops und Seminare sensibilisieren für potenzielle Risiken und schaffen Bewusstsein für rechtliche Anforderungen. Ein gut informiertes Team erkennt Gefahren schneller und kann präventiv handeln. Das stärkt nicht nur den Schutz vor Verstößen, sondern fördert auch eine offene und verantwortungsbewusste Unternehmenskultur.

Die Einführung von Meldekanälen, wie sie im Hinweisgeberschutzgesetz vorgeschrieben sind, erhöht die Transparenz innerhalb des Unternehmens. Sichere Kanäle für Whistleblower ermöglichen es, Verstöße anonym und ohne Angst vor Repressalien zu melden. Unternehmen profitieren von diesem Frühwarnsystem, indem sie Probleme identifizieren und beheben, bevor sie eskalieren.

Dass solche Mechanismen unverzichtbar sind, zeigt sich an großen Compliance-Skandalen. Der Dieselskandal hat nicht nur Volkswagen, sondern die gesamte Automobilindustrie erschüttert. Illegale Manipulationen an Abgaswerten führten zu Milliardenstrafen und nachhaltigem Vertrauensverlust. Ein strukturiertes Compliance-Management hätte solche Verstöße frühzeitig erkennen und verhindern können.

Ein weiterer berühmter Fall aus der Unternehmenslandschaft ist die Korruptionsaffäre bei Siemens. Die Enthüllung illegaler Schmiergeldzahlungen zwang den Konzern zu einer umfassenden Neustrukturierung der internen Überwachungsmechanismen. Heute gilt Siemens als Vorbild für moderne Compliance-Strategien.

Compliance-Softwarelösungen ermöglichen die Automatisierung von Prozessen und die lückenlose Dokumentation von Entscheidungen und Maßnahmen. Mit der Digitalisierung wachsen jedoch auch die Anforderungen an den Datenschutz. Die Datenschutz-Grundverordnung (DSGVO) stellt hier einen entscheidenden Rahmen, der den sorgsamen Umgang mit sensiblen Daten sicherstellt.

Interne Untersuchungen bei Verdacht auf Regelverstöße

Verdachtsmomente erfordern schnelles und professionelles Handeln. Verzögerungen erhöhen nicht nur rechtliche Risiken, sondern gefährden auch das Vertrauen in Unternehmensstrukturen. Eine gezielte interne Untersuchung sorgt für Klarheit und ermöglicht angemessene Gegenmaßnahmen.

Der erste Schritt besteht in der Sicherung relevanter Dokumente und elektronischer Daten. Vertragsunterlagen, E-Mails oder Finanztransaktionen bieten oft entscheidende Hinweise. Unregelmäßigkeiten lassen sich so frühzeitig erkennen. Zeitnahes Handeln minimiert die Gefahr der Beweismittelvernichtung.

Befragungen beteiligter Personen liefern zusätzliche Erkenntnisse. Gespräche mit Mitarbeitern, Führungskräften oder externen Partnern decken Verflechtungen auf und helfen, die Geschehnisse einzuordnen. Ein neutrales Umfeld schafft die Basis für ehrliche Aussagen und schützt vor Falschinformationen.

Externe Spezialisten bringen Erfahrung und Objektivität in die Untersuchung. Eine Wirtschaftsdetektei Berlin kann bei komplexen Sachverhalten unterstützen, etwa bei verdeckten Ermittlungen oder diskreter Beweissicherung. Ihr Einsatz sorgt für eine professionelle Herangehensweise und erhöht die Chancen auf belastbare Ergebnisse.

Wettbewerb und Compliance in Berlin
Foto: © Gerd Altmann, Pixabay

Zusammenarbeit mit Behörden und Selbstanzeige

Regelverstöße ziehen nicht nur interne Konsequenzen nach sich, sondern rücken auch die zuständigen Aufsichtsbehörden in den Fokus. Ein frühzeitiger und transparenter Austausch mit den Ermittlungsstellen kann das Risiko schwerwiegender Sanktionen senken und das Vertrauen in die Geschäftspraktiken stärken.

Ermittlungen im Bereich des Wettbewerbs- oder Wirtschaftsstrafrechts erfordern eine professionelle Strategie. Unternehmen stehen vor der Entscheidung, aktiv mit den Behörden zu kooperieren oder eine defensive Haltung einzunehmen. Die Offenlegung relevanter Informationen kann in vielen Fällen vorteilhaft sein, insbesondere wenn es um die Vermeidung langwieriger und öffentlicher Verfahren geht.

Eine Möglichkeit zur Schadensbegrenzung bietet die Selbstanzeige gemäß § 81h GWB. Kartellrechtliche Verstöße lassen sich dadurch in bestimmten Situationen mit geringeren Strafen ahnden. Voraussetzung ist ein rechtzeitiges Eingeständnis der Verfehlungen und eine umfassende Kooperation bei der Aufklärung. Verzögerungen oder unvollständige Angaben können dagegen strafverschärfend wirken.

Die Zusammenarbeit mit spezialisierten Anwälten und internen Compliance-Abteilungen trägt maßgeblich zur erfolgreichen Krisenbewältigung bei. Sorgfältige Vorbereitung, juristische Expertise und eine abgestimmte Kommunikationsstrategie reduzieren rechtliche Risiken und bewahren die Reputation.

Stärkung der Unternehmenskultur für nachhaltige Compliance

Eine Kultur der Transparenz und Integrität schafft Vertrauen – innerhalb des Unternehmens und in der gesamten Geschäftswelt. Klare Werte und nachvollziehbare Entscheidungsprozesse machen den Unterschied zwischen reiner Regelbefolgung und gelebter Verantwortung.

Führungspersönlichkeiten setzen die Maßstäbe. Wer Fairness, Offenheit und verantwortungsbewusstes Handeln täglich vorlebt, prägt die Arbeitsweise im gesamten Unternehmen. Ein Umfeld, in dem ethisches Verhalten selbstverständlich ist, fördert langfristige Stabilität und schützt vor rechtlichen Risiken.

Schulungen und interne Programme sensibilisieren für mögliche Risiken und stärken das Bewusstsein für rechtliche und moralische Standards. Regelmäßige Diskussionen zu ethischen Fragestellungen helfen, Unsicherheiten zu klären und Problemstellungen frühzeitig zu erkennen.

Mitarbeitende müssen Verstöße sicher und ohne Angst vor negativen Konsequenzen melden können. Klare Anlaufstellen und anonyme Hinweisgebersysteme stärken das Vertrauen in interne Strukturen. Unternehmen, die solche Kanäle aktiv fördern, signalisieren Verantwortungsbewusstsein und eine ernsthafte Auseinandersetzung mit Missständen.

Nachhaltige Compliance bedeutet, über Mindestanforderungen hinauszugehen. Wer Integrität als festen Bestandteil der Unternehmensstrategie verankert, schützt nicht nur vor Strafen, sondern stärkt auch das eigene Ansehen. Gerade in einem wettbewerbsintensiven Umfeld wie Berlin zählt Glaubwürdigkeit mehr als kurzfristige Gewinne.

Gesetze und Vorschriften geben den rechtlichen Rahmen vor – langfristiger Erfolg hängt jedoch davon ab, ob ethisches Verhalten als selbstverständlich angesehen wird. Wer Verantwortung ernst nimmt, schafft ein stabiles Fundament für eine gesunde Unternehmenskultur und wirtschaftlichen Erfolg.

a/m