Im Auftrag der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt lädt die beauftragte Planergemeinschaft Kohlbrenner zur ersten Beteiligungswerkstadt zum „Integrierten städtebauliches Entwicklungskonzept (ISEK) für die Elisabeth-Aue und ihre Umgebung“ ein. Die Elisabethaue wurde im Zentrum des Planungsgebietes angesiedelt, das auch die Ortsteile Blankenfelde, Rosenthal, Niederschönhausen und Französisch Buchholz umfasst. Die frühzeitige Bürgerbeteiligung dient dazu, allen Planungsbeteiligten und Anliegern einen umfassenden Informationsstand zu verschafffen
Das Büro der Planergemeinschaft Kohlbrenner hat sich bereits bei dem ähnlichen Planverfahren zum Integrierten Stadtentwicklungskonzept (ISEK) in Berlin Buch bewährt und ist ein wichtiger fachlicher Ansprechpartner, um Planungen und Planungskonflikte frühzeitig zu erkennen und zu bewerten,
Begründung für das Planverfahren: die Wachsende Stadt
Als Anlaß für das Integrierte städtebauliche Entwicklungskonzept (ISEK) wird das Wachstum Berlins angeführt:
„Das Wachstum Berlins und die starke Nachfrage nach Wohnraum stellen große stadtentwicklungspolitische Herausforderungen dar. So beabsichtigt der Senat von Berlin, auf den Feldern der Elisabeth-Aue ab 2019 ein neues, attraktives Quartier mit bis zu 5.000 Wohnungen für ca. 10.000 bis 12.000 Einwohnerinnen und Einwohner zu bauen.“
Die Formulierung vom „Wachstum Berlins“ entstammt aus der „persuasiven“ (überredenden) Polit-Sprache, denn in der Realität wächst Berlin nicht, und bleibt genau 891,68 km² groß. Die Formel von der „wachsenden Stadt“ erweckt somit einen falschen Eindruck, denn in Realität geht es um die „Verdichtung“ der Stadt, um Bebauung von Freiflächen und um stärkere Flächennutzung.
Von den Rahmenbedingungen zum Detail vor Ort
Im ISEK werden u. a. folgende Einzel-Themen behandelt:
– Verkehr
– Landschaft, Grünflächen, Ökologie
– Schulen, Kitas, Kultureinrichtungen
– Stadtgestalt, Straßenräume und Plätze.
Die Betrachtungsebene eines integrierte städtebaulichen Entwicklungskonzept ist richtig gewählt, weil die geplante bauliche Verdichtung auch Ziel- und Nutzungskonflikte beinhaltet, die später abgewogen und möglichst vermieden und ausgeglichen werden müssen.
Eine Bebauung der „Elisabethaue“ würde zum Beispiel wichtig naturräumliche und landschaftliche Veränderungen bewirken, die kaum durch Schaffung neuer „Felder und Freiflächen“ ausgeglichen werden können. Die Freihaltung der „Elisabeth-Aue“ würde dagegen den „Planungsdruck“ verstärken, Ersatzflächen in der Nähe zu suchen, oder auch städtebaulich und baurechtlich zugänglich zu machen.
Das geplante ISEK soll auch diee stadt- und landschaftsstrukturellen Wechselwirkungen zwischen dem künftigen Baugebiet und seiner Umgebung sowie die Situation und die Entwicklungen in den umgebenden Ortsteilen und der Landschaft untersuchen. Der dörfliche Charakter von Blankenfelde ist etwa an eine Freihaltung von Feldern, Landschaftsschutzgebieten und Sichtachsen gebunden.
Andererseits lässt eine bauliche Verdichtung und Schließung von Baulücken und Siedlungsrändern auch den Grünflächen-Bedarf steigen. Es kann daher auch eine Forderung nach mehr öffentlich nutzbaren Grünflächen entstehen, etwa durch Inanspruchnahme von Feldwegen, Feldrändern und Schaffung von siedlungsnahen Grünflächen mit Spielplätzen.
Städtebaulich kann daher bei einer ausgewogenen und am Bestand orientierten Planung auch eine städtebauliche Qualitätsverbesserung herauskommen. Insofern ist das begonnene Planverfahren auch eine Chance für Anwohner, Investoren und für die Verwaltung, die nach den Worten von Stadtrat Jens-Holger Kirchner auch ein „lernendes System“ ist.
Ziel der Planungen
Das Ergebnis des ISEK soll Hinweise auf notwendige Verbesserungsmaßnahmen in der Umgebung der Elisabeth-Aue ergeben. Ferner erwartet die Senatsverwaltung die Benennung der Rahmenbedingungen für die beabsichtigten Planungen auf der Elisabeth-Aue.
Das es sich um eine landeseigene Fläche handelt, und der Senat bisher fast ausschließlich Wohnungsbauplanung auf landeseigenen Flächen plant, liegt hier ein besonderer Konfliktfall vor. Denn die Elisabeth-Aue unterliegt bislang bedeutsamen umweltrechtlichen Zweckbindungen. Auch ein geltender Staatsvertrag mit dem Land Brandenburg benennt die Elisabeth-Aue aus Teil des Naturparks Barnim.
Um auch die Umgebung zu betrachten und weitere „Bedarfe“ zu klären, wurden parallel auch weitere Fachgutachten zu den Themen Verkehr und Landschaftsökologie beauftragt.
„Ziel ist, gute Voraussetzungen für eine lebendige Nachbarschaft in einem neuen Quartier und den heutigen Ortsteilen zu schaffen.“ Für die Anwohner, Investoren und wirtschaftlichen Interessenträger geht es auch um die städtebauliche Zukunft eines für Pankow zentralen Bereiches. Da die Pankower Parteien bislang noch keine städtebauliche Leitbild-Diskussion geführt haben, und niemand bisher ein „ordnendes Gesamtkonzept“ für den starken Einwohner-Zuwachs formuliert hat, darf man sich auf eine mühselige, konflikt- und arbeitsreiche Diskussion einstellen.
Die Beauftragung der Arbeitsgemeinschaft Kohlbrenner ist jedenfalls ein vielversprechener Schritt, der das Verfahren mit der notwendigen Fachkompetenz ausstattet. Vielleicht wird auch ein Weg zu einem neuen städtebaulichen Leitbild gefunden.
Der Lohn eines Leitbildes ist immer „Planungssicherheit“ für die nächsten überschaubaren Zeiträume – ein Faktor der für die Herausbildung von Wohnwert und Nachbarschaft unschätzbar wertvoll ist.
1. Beteiligungswerkstatt zum ISEK Elisabethaue
Sonnabend, den 12. März 2016, 11 bis 16 Uhr
in der Treffpunkt-Gemeinde in Französisch Buchholz,
Hauptstraße 64, 13127 Berlin
Geplanter Ablauf:
In den ersten beiden Stunden werden viele Informationen übermittelt und Fragen beantwortet. Nach einem Mittags-Imbiss sind Arbeitsgruppen für den intensiven Austausch geplant.
In den Gruppen zu den Orteilen Blankenfelde, Französisch Buchholz, Niederschönhausen und Rosenthal können sich Bewohnerinnen und Bewohner der jeweiligen Ortsteile zusammenfinden.
Weitere thematische Arbeitsgruppen „Verkehr“, „Landschaft“ und „Bildungs- und Kulturinfrastruktur“ und selbst gewählten Themen können gebildet werden.
Konkret geht es in jeder Gruppe um die Fragen:
– Welche Qualitäten und welche Defizite sehen Sie in Ihrem Ortsteil bzw. im ISEK-Gebiet?
– Wo sehen Sie Notwendigkeiten zur Verbesserung?
– Welche Chancen und Befürchtungen verbinden Sie mit einer Bebauung der Felder der Elisabeth-Aue?
– Welche Anregungen und Ziele möchten Sie für die künftige Entwicklung einbringen?
Weitere Informationen und Info-Flyer
1. Beteiligungswerkstatt zum ISEK Elisabethaue – Link
Französisch Buchholz – bitte erst fertig bauen! | 6.5.2015 | Michael Springer | Pankower Allgemeine Zeitung