Donnerstag, 28. März 2024
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Bornholm-Laubenpieper
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Bornholmgärtner laden ein!

Am Sonnabend, den 27. September, von 14 bis 18 Uhr, laden über 40 Laubenpieper in den Kleingartenanlagen Bornholm I und II in ihre Gärten ein. Angekündigt ist ein „Tag des offenen Gartens“. Doch in den beiden großen Kleingartenanlagen zwischen Esplanade, Bornholmer Straße und Björnsonstraße in Prenzlauer Berg gibt es Streit, das Fest steht in der Kritik.

Bornholmgärtner laden ein!
Bornholmgärtner laden ein!
Pressefoto Jay Kaufmann

„Wir sind eine Initiative von Kleingärtnern zwischen Esplanade und Bornholmer Straße im Prenzlauer Berg. Der Verwertungsdruck auf Grundstücke in der Innenstadt nimmt ständig zu, unsere Gärten sind daher gefährdet. Darum wollen wir den Bewohnern unseres Kiezes zeigen, dass die Gärten wichtig für den grünflächenarmen Prenzlauer Berg sind – als grüne Lunge und als Naherholungsgebiet. Darüberhinaus haben die Anlagen durch ihre Lage an der früheren Mauer und am Berliner Mauerradweg auch historische und touristische Bedeutung,“ so kündigt die private Initiative mehrerer Kleingärtner ihren „Tag des Offenen Gartens“ auf einer eigenen Internet-Seite an.

Unruhe in den Kleingartenvereinen Bornholm I und II

Doch in den Kleingartenvereinen „Kleingartenanlage Bornholm I e.V.“ und „Kleingartenanlage Bornholm II e.V.“ gibt es Unruhe. Die Initiative um Jay Kaufmann und drei andere Gartenfreunde organisiert die Veranstaltung ohne Zustimmung des Generalpächters, dem „Bezirksverband der Kleingärtner Berlin Prenzlauer Berg e.V.“ – der die Verbandsvertretung für die beiden Kleingartenvereine inne hat, und schon seit 1923 die Interessen der Kleingärtner in den dichtbesiedelten Arbeiterbezirken Prenzlauer Berg und Friedrichshain als gemeinnütziger Verein vertritt.

Der Versuch des Vorstandes, das Fest in organisierte Bahnen zu bringen, scheiterte am 16.9.2014. Die Initiatoren erschienen einfach nicht zum vereinbarten Gesprächstermin – der Vorstand des Bezirksverbands der Kleingärtner Berlin Prenzlauer Berg e.V. ist verärgert und wundert sich, einfach von seinen Laubenpiepern und Unterpächtern eingeladen zu werden.

Die ehrenamtliche Vereinshierarchie steht nun praktisch Kopf – und die beiden Vorstände der Kleingartenvereine Bornholm I und II halten zum Bezirksverband Prenzlauer Berg, und haben sich distanziert.

Newcomer wollen den Kulturwandel

Jay Kaufmann und seine Mitstreiter machen sich für einen Kulturwandel stark: „Kleingärten sind nicht nur Privatangelegenheit, sondern sollen allen Kiezbewohnern nützen. Wir wollen uns für den Kiez öffnen – der Tag des offenen Gartens ist ein erster Schritt in diese Richtung. Langfristig wollen wir die Kleingärten weiter öffnen, beispielsweise Kitas und Schulen Angebote machen. Die Verankerung der Kleingärten im Kiez soll so weiter gestärkt werden.“

Doch damit erweisen sie sich innerhalb der Kleingartenvereine als kleine, aber individualistisch engagierte Minderheit, die das bisherige traditionelle Vereinsleben durcheinander bringt.

Kleingärtner halten dagegen

Die 1896 gegründete Kleingartenanlage Bornholm I e.V. an der Grenze des Stadtbezirkes Prenzlauer Berg / Pankow zum Bezirk Wedding hat sich nach der Wende langsam gewandelt, im Vereinsheim mit Vereinsplatz und Gaststätte „Bauernstube“ tagt man zwar öffentlich, und bekundet die Verbundenheit der Kleingärtner und mit den Bewohnern des Kiezes. Doch wirklich einladend für Außenstehende ist das eingezäunte Koloniegelände mit seinen Zuwegungen nicht.
Doch zu den regelmässigen traditionellen Festen öffnet man sich, und lädt zur Saisoneröffnung im Mai, Rosenfest, zum Kinderfest, Sommerfest, Erntedankfest und diversen anderen Veranstaltungen im Vereinsheim „Bauernstube“.

Auch der Verein Bornholm II blickt auf eine Geschichte bis 1896 zurück. Vor der Wende verlor die zugehörige Kleingartensparte viele Parzellen an den Neubau des benachbarten Botschaftsviertels in der Stavangerstraße und Ibsenstraße. Heute sieht sich der Verein auch durch Wohnungsbaupläne bedroht.
Der Verein hat sich in den letzten 10 Jahren unter großen Anstrengungen modernisiert, Wegeplatten wurden verlegt, das Vereinshaus renoviert und der Vereinsplatz verschönert. Die Anlage entwickelt sich damit zu einem Anziehungspunkt im Kiez – auch wenn der offene Charakter noch nicht richtig von außen erkennbar ist.
Auch in Bornholm II setzt man auf traditionelles Kleingarten-Leben: „Zur Festigung des Gemeinschaftslebens finden viele Veranstaltungen statt. So sind z.B. Pfingstkonzerte, Faschingsfeiern, Feierlichkeiten mit Senioren u. a. zur Tradition geworden“. Immerhin: man möchte „ganz im Sinne der Lokalen Agenda 21“ das Grün erhalten – und man will sich anstrengen:
„Deshalb verstärken wir unser Bemühen, mit Hilfe der Kenntnisse der Fachberater, die Anlage noch schöner, anziehender und die kleingärtnerische Nutzung der Gartenflächen effektiver zu gestalten.“

Der Kern des Konflikts

Im Gespräch mit Wolfgang Hartpfeil, vertretungsberechtigter Vorstand des Bezirksverband der Kleingärtner Berlin Prenzlauer Berg e.V. wurden der Kern des Konflikts besprochen.

Als Vorstand eines ehrenamtlich strukturierten Vereins mit Rechtspflichten als Generalpächter und als Verpächter an die einzelnen Kleingärtner ist der gemeinnützig arbeitende Bezirksverband gemäß §§ 2, 2.1 und 2.2. des Bundeskleingartengesetzes zur Verwaltung von Pachtverhältnissen in Kleingartenanlagen beauftragt. Er nimmt auch aufgrund bestehender Zwischenpachtverträge Pflichten gegenüber dem Bezirk Pankow wahr und ist im Rahmen seiner Selbstverwaltung auch zur Einhaltung öffentlicher ordnungsrechtlicher Vorschriften verpflichtet; etwa bei Sondernutzungen einer öffentlichen Grünanlage.

Für die weitgehend ehrenamtliche Selbstverwaltung der Kleingartenvereine gilt jeweils die Vereinssatzung, und deren Beschlußrechte, die rechtlich über die Mitgliederversammlung geregelt sind.

Das Funktionieren der Selbstverwaltung setzt jedoch voraus, dass die Mitglieder die entsprechende Vereinssatzung respektieren, und sich mit neuen Ideen und Vorschlägen im Vorstand und bei den Mitgliedern eine Mehrheit suchen, um Beschlüsse herbei zu führen.
Der Vorstand muß jedoch im Zweifelsfall auch ein Hausrecht wahrnehmen, wenn etwa gesetzliche Auflagen und Vorschriften verletzt werden. Der Verkauf von Obst muß ggf. als gewerbliche Nutzung genehmigt werden, für die Sondernutzung als Grünanlage müssen Gebühren entrichtet werden – und für Sicherheit, Rettungsvorsorge und Abfallbeseitigung haftet im Zweifelsfall sogar der Vorstand im Rahmen der ehrenamtlich übernommenen Zuständigkeiten.

Gegen Feste ist eigentlich nichts einzuwenden!

Bezirksvorstand Hartpfeil sagte „Gegen Feste ist eigentlich nichts einzuwenden“. Auch teilt er eigentlich die Anliegen der Initiative. Jedoch ist Hartpfeil in Sorge, dass die Gemeinschaft hier durch Einzelne in Anspruch genommen wird, ohne die Mehrheit von über 400 Kleingärtnern in Bornholm I und II zu beteiligen.
Hartpfeil ist sichtlich verärgert, dass die Initiative das Gespräch verweigert hat, und den letzten Gesprächstermin hat platzen lassen.

Die beiden Kleingartenvereins-Vorstände von Bornholm I und Bornholm II haben sich im Vorfeld auch schon entschieden, sie unterstützen die Aktion nicht. Aushänge und Plakate erklären ihre Standpunkte.

Verwundert ist Hartpfeil über das Verhalten der Initiative: „Erst sprechen die nicht mit uns als Zuständige, und dann laden Sie uns auch noch in die von uns an sie verpachtete Kleingartenanlage ein!“

Bezirksvorstand Hartpfeil will nun Anfang der nächsten Woche mit seinen Vorstandskollegen in einer Krisensitzung prüfen, was zu tun ist. Immerhin hat der Bezirksverband Hausrecht, und könnte es durchsetzen. Immerhin stellt die Initiative die kleingärtnerische Selbstverwaltung ganz grundsätzlich auf die Probe.

Der Spielraum reicht von Abmahnung und Androhung einstweiliger Verfügung bis zur Untersagung und Polizeieinsatz – oder nachträglicher Sondergenehmigung.

Letztlich hat keine der beiden Seiten ein Interesse, den Frieden in den beiden Kleingartenanlagen nachhaltig zu stören. Soviel ist schon sicher: „Spätestens auf dem Fest wird man miteinander reden müssen!“

Weitere Informationen:

Bezirksverband der der Kleingärtner Prenzlauer Berg e.V. – www.kleingarten-prenzlberg.de

Initiative Bornholmgärtner: Programm am den 27. September 2014, von 14 bis 18 Uhr:

– Schnippseljagd für Kinder
– 16 Uhr Klezmerkonzert unter Bäumen
– Wissenswertes von der 118jährigen Geschichte der Bornholmgärten
– Zirkusgarten mit Jonglierschule
– Gemeinsames Volksliedersingen
– Mitmachen bei der Apfel- und Birnenernte
– Flohmarkt
– Kaffee und Kuchen, Bratwurstgrill, Kürbissuppe vom Lagerfeuer

Dazu:
Einblicke in die verschiedensten Gärten – von dschungelig bis rechtwinklig – Fachsimpeln mit Gartenfreunden, Ideen sammeln u.v.m.

Infos zum Programm und Lageplan der offenen Gärten gibt es unter www.bornholmgaertner.de

m/s

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