Montag, 07. Oktober 2024
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Die Weißenseer Spitze kommt …

Weissenseer Spitze - Blick in die Gustav-Adolf-Strasse

Noch verhüllt ein Baugerüst das Gründerzeithaus an der „Weißenseer Spitze“. Das Wohnhaus in der Gustav-Adolf-Straße 169, Ecke Heinersdorfer Straße 1 wurde 1909 vom Architekten Andreé Wischkat geplant. Als
klassisches Wohnhaus mit gewerblicher Nutzung im Erdgeschoß prägt es städtebaulich das „Länderdreieck“
der drei Bezirke Weißensee, Pankow und Prenzlauer Berg.

Weissenseer Spitze - Blick in die Gustav-Adolf-Strasse
Weissenseer Spitze - Blick in die Gustav-Adolf-Strasse

Historisch wird die Bezeichnung „Weißenseer Spitze“ aus dem Kartenbild der alten Gemarkungsgrenzen der Ortsteile Pankow, Prenzlauer Berg und Weißensee abgeleitet, die von 1920 bis 2001 noch eigenständige Bezirke waren. Auf der Karte bildet die „Spitze“ hier den südlichen Punkt des Gründerzeitviertels von Weißensee. Die Spitze wird begrenzt durch die westliche Straßenseite der Prenzlauer Promenade, einem Teilstück der B 109, der östlichen Straßenseite der Gustav-Adolf-Straße und der Kreuzung Wisbyer Straße / Ostseestraße. Straßen und Plätze wurden hier nach Personen benannt, die sich um den Ausbau des gründerzeitlichen Stadtbezirk Weißensee verdient gemacht haben.

Verkehrsplanung und Caligariplatz

Zu Beginn der 1960er Jahre wurde die Straßenführung an der beschriebenen Kreuzung stark verändert. Durch den Abriss zweier Wohnhäuser und mit der Schließung der Heinersdorfer Straße entstand auf einem Teil des Areals ein Stadtplatz, der für Wochenmärkte und Veranstaltungen genutzt wird. Auf Anregung des daneben stehenden Berliner Kunst- und Kulturzentrum Brotfabrik wurde der Ort am 7. September 2002 in Caligariplatz umbenannt. Der Name erinnert an den Filmklassiker Das Cabinet des Dr. Caligari, der in den Filmstudios der Gemeinde Weißensee im Jahr 1919 entstand. Direkt gegenüber befindet sich das Gebäude des ehemaligen Kinos Delphi in der Gustav-Adolf-Strasse, das auch vor einer Wiederbelebung als Veranstaltungsort steht.

Gustav-Adolf-Straße

Die Gustav-Adolf-Straße ist nach Gustav Adolf Schön ((geboren am 25.10.1834 in St. Thomas (Dänisch-Westindien, heute Virgin Islands, gestorben am 12.4.1889 Paris) benannt. Er war zweitältester Sohn des Hamburger Großreeders August Joseph Schön und erlebte seine Kindheit auf den kleinen Antillen. 1872 kaufte er das Rittergut Weißensee und schuf mit der Parzellierung die Grundlage für den Verkauf und die spekulative Bebauung. Nach Gründung einer Baugesellschaft wurde er auch Gründer der Weißensee-Actiengesellschaft, die im damaligen Bezirk viele Immobilien und Firmenstandorte entwickelte.

In den letzten 20 Jahren ist die Weißenseer Spitze etwas in den Windschatten der Entwicklung geraten. Leerstand, Eigentümerwechsel und auch der Verfall des ehemaligen Stummfilmkinos Delphi schienen wie ein böses Omen zu sein, das über der Straße schwebte. Auch die Verkehrsplanung viel dazu beigetragen, die Aufenthaltsqualität und das wirtschaftliche Leben einzuschränken.

Inzwischen wandelt sich das Bild, das was vielerorts als Gentrifizierung beklagt wird, setzt nun auch in diesem Viertel ein. Die alte traditionelle Eckkneipe wurde zum 31.12.2012 gekündigt. Nun wird ein neuer Bauherr nach der Sanierung eine hochwertiges Restaurant eröffnen, wie zu erfahren war.
Die anderen Geschäftsleute haben aber noch einen ganzen Weg vor sich, bis die Strasse richtig floriert.

Gustav-Adolf-Strasse Ecke Lehderstrasse
Gustav-Adolf-Strasse Ecke Lehderstrasse

IG Weißenseer Spitze will das Viertel aufblühen lassen

Seit dem Frühjahr 2013 wandelt sich das Bild zunehmend. Das Stadtviertel wird zunehmend attraktiv. Die Einweihung eines Spielplatzes in der Lehderstrasse 68 setzte 2012 ein erstes Zeichen. Auch künden viele Baugerüste und Baustellen von einem Wandel. Am Hamburger Platz lockt zudem die Kunsthalle der Kunsthochschule Weißensee regelmässig viele Besucher an.
Die alte Idee ein Netzwerk aufzubauen, wurde wieder aufgegriffen. Im Frühjahr 2013 haben sich Bürger, Geschäftsleute und Künstler getroffen und ihre Vorschläge zusammengetragen. Im Sommer wurde in einer kleinen Gruppe der Plan geschmiedet. Der Projektantrag: „Die Spitze blüht auf — Wiederbelebung eines kranken Kiezes“ machte die Pankower Bezirkspolitik wach und weckte manche Unterstützer. ‘ ließ aufhorchen.

Im Rahmen des Förderprogramms „Lokales Soziales Kapital Berlin“ wird die als „Geschäftsstrasseninitiative“ gegründete Interessengemeinschaft Weißenseer Spitze für ein Jahr finanzielle Mittel aus dem Europäischen Sozialfond erhalten, um die geplanten Aktivitäten umsetzen zu können.

Augenoptikermeister Friedemann Preubsch ist so etwas wie der Koordinator der Initiative. Er hat viel Freizeit und Herzblut in das Projekt investiert und eine sympathische Unterstützergemeinde zusammengeführt.
Marion Koch von der Opernakademie unterstützt die Interessengemeinschaft nicht nur mit Rat & Tat, sondern stellt auch das Büro in der Gustav-Adolf-Strasse 165 zur Verfügung.

Hier sitzt die neue „Referentin für Kommunikation“, Agnes Leinweber jeden Donnerstag von 15-19 Uhr und managt die großen und kleinen Projekte und Events in der Geschäftsstrasse.

Zum Unterstützerkreis zählen auch Apotheker Dr. Kay Gehrke e.K. mit der Reseda-Apotheke, Marcus Schilling, mit der Multimedia Vertriebs GmbH Virtual World, dazu Grafikdesignerin Sandra Riedel, Manuela Schillmann mit dem Sanitätshaus LyfaPoint, die „Kleine Fachwelt“ von Dieter Hucke und Hasan Turan mit dem Nemo-Feinkost Partyservice.
Das neue Café „Meen Berlin“ von Livia Uttecht bringt schon erste neue Aufbruchstimmung in die Strasse, es wurde von der Jungunternehmerin erst am 15. Oktober eröffnet.

Der Name passt gut in die Strasse: „meen Berlin“! Die Gustav-Adolf-Strasse trägt viel Atmosphäre und hat auch die typische Berliner Mischung.

Gustav-Adolf-Strasse
Gustav-Adolf-Strasse - Geschäfte und Läden beleben die Strasse

Sympathische Aktionen an der Weißenseer Spitze

Schon seit mehreren Jahren gibt es in der Gustav-Adolf-Strasse eine Initiative, Hundekotbeutelspender zu finanzieren. Gewerbeinhaber und einige Anwohner helfen, die Kosten der Beutelnachfüllungen zu finanzieren.
„So macht es richtig Spaß, in der schönen Gustav-Adolf-Straße gefahrfrei zu laufen“, schreiben die Initiatoren in ihrem Werbeschreiben für das Projekt.

Die Initiatoren treffen sich jeden Dienstag im 18:30 Uhr in der Brotfabrik – und genau diese Kontinuität scheint auch das Erfolgsrezept zu sein. Denn jede Idee wird weiter vorangetrieben, auch wenn einer der Geschäftsleute einmal keine Zeit hat, und seinen Teil delegieren muss.

Ursprünglich sollte das Programm schon viel früher starten, doch eine geplante Zusammenarbeit mit Künstlern aus dem HOMEBASE-Projekt ging schief. Inzwischen hat sich die Kunsthochschule Weißensee eingebracht, und unterstützt die Entwicklung mit der „Kunsthalle am Hamburger Platz“, die als Ideenwerkstatt und auch als Ausstellungs- und Veranstaltungsraum genutzt werden kann.

Am 25. Oktober gab es ein erstes Konzert in der „Konzertreihe Lichtblick in Berliner Zeiten“ das die Opernakademie unter Leitung von Marion Koch arriegerte. Berliner Musik & Salonlieder der 20er Jahre im Zille-Stil wurden präsentiert.

Am 11.November 2013 fand der wohl größte und längste Lampionumzug in Pankow statt, der von der Gustav-Adolf-Strasse zum Antonplatz führte, und Weißenseer Spitze mit „Weißenseer City“ verband.

Gesundheitstag am 16.11.2013

Der erste große Event ist der Gesundheitstag am 16. November 2013, der von 10:00 bis 15:00 Uhr in der Kunsthalle am Hamburger Platz stattfindet. Augenoptik, Gefäßerkrankungen und Lymphologie stehen dabei thematisch im Mittelpunkt. Neben Vorträgen und Präsentationen können die Besucher auch einen Seh- und Venentest ausprobieren.

Daneben wird die neue Kunstausstellung „UHU – Weißer Vogel. Räuber. Herrscher der Nacht. Alleskleber. Oder: Werke unter Hundert Euro“ gezeigt.

Schon im Dezember soll es weitergehen: Am 1. Advent startet der Adventskalender und die Geschäfte in der Gustav-Adolf-Straße bieten während der Dezembertage viele Attraktionen vor ihren Geschäften.
Im Dezember gibt es auch Unterstützung vom Heimatverein Weißensee, der einen Vortrag in der Brotfabrik organisiert: 14.12.2013 – Jürgen Kirschke: 700 Jahre Weißensee um 16 Uhr.

Und auch im ehemaligen Stummfilmkino Delphi tut sich etwas: eine junge Truppe hat schon erste Theaterevents auf dem Plan, und sucht nach Möglichkeiten, die Fassadensanierung, Heizung und Schallschutz zu finanzieren.

Die neuen Aktivitäten im Delphi, der Start der Geschäftsstrasseninitiative, erste Neugründungen und fast fertiggestellte Fassaden hinter Baugerüsten signalisieren: die „Weißenseer Spitze“ kommt! m/s

Weitere Informationen:

http://www.weissenseer-spitze.de

Programm des Gesundheitstags am 16.11.2013

m/s