Anna-Lisa P. wohnt im Tiroler Viertel in Pankow. Viel Freizeit will sie in diesem Jahr auf dem nahen grünen Stadtplatz mit ihrem kleinen Sohn verbringen. Doch der Zustand gefiel ihr nicht, zuviel Schmutz, herumliegende Scherben, Papierfetzen und von den Krähen aus den offenen Papierkörben stiebitzten Abfällen lagen herum.
„Aufräumen!“ – das müsste sich doch organisieren lassen, dachte sie sich, und griff zu Telefonhörer, um eine „Putz- und Aufräumaktion zu organisieren.
Unterstützung kam von der berlinweiten Initiative “WirBerlin”, die schon lange in Zusammenarbeit mit der Berliner Stadtreinigung Kiezinitiativen unterstützt. Beate Ernst, Vorsitzende des wirBERLIN e.V. und Projektleiter Sebastian Weise sagten ihre Hilfe zu.
Am vergangenen Sonntag wurden die Initiative mit Material unterstützt: rote Besen für die Erwachsenen, kleine gelbe Besen für Kinder, Greifzangen, Müllbeutel, Arbeits- und Schutzhandschuhe und leuchtendorange Warnwesten wurden bereit gestellt.
Schon fast zwei Stunden vor dem Starttermin um 14 Uhr wurden erste Kiezbewohner aktiv, und fragten nach Werkzeug. Bis um 14 Uhr baute sich eine bunte Schar von rund 50 Helfern auf, die sich in mehreren Gruppen über den ganzen Park verteilten, und Abfall und Müll sammelten, Wege und Treppen putzten und fegten.
Zwischen Vinetastraße und Esplanade
Das Tiroler Viertel liegt im Südosten des Ortsteils Pankow und grenzt nördlich der Bornholmer Brücke direkt an Prenzlauer Berg. Bei der Erschließung erhielten alle Straßen Namen mit Bezug zur österreichischesn Provinz Tirol. Mitten im 37 Hektar großen „Tiroler Viertel“ liegt ein kleiner Tafelberg, von den Anwohnern auch Brennerberg genannt.
Eigentlich heißt der viereckige 150 mal 180 Meter große Platz „Andreas-Hofer-Platz“. Der Berg entstand erst, als die Trümmer des zweiten Weltkriegs hier aufgeschüttet wurden, und hier auch ein Park mit Rodelberg entstand. Im Volksmund wurde der Berg nach dem berühmten Grenzpaß zwischen dem österreichischen Bundesland Tirol und der zu Italien gehörenden Autonomen Provinz Bozen – Südtirol benannt.
Kleine „Kehrenbürger“ und ihre Fundstücke
Die leuchtenorangenen Warnwesten trugen die Aufdrucke der BSR-Aktion „Kehrenbürger“ und sorgten für Sichtbarkeit und das nötige Gemeinschaftsgefühl, um an diesem kalten und sonnigen Tag aufzuräumen.
Mit dem Grünflächenamt war abgesprochen, das Laub des letztes Herbstes in den Grünflächen liegen zu lassen, die natürliche Kompostierung soll ihren Lauf nehmen, und die biologische Vielfalt der Bodenorganismen erhalten. Doch auf gepflasterten Flächen und den Treppen wurde fleissig gefegt.
Ein alter Computermonitor wurde gefunden, das größte Fundstück war eine Radkappe. Viel Mühe machten der von Krähen und Wind verfrachtete Papiermüll und Kunstreste, die sich über den Hang verteilt hatte. Auch Glasscherben und Flaschenreste wurden abgesammelt. Der Park soll für spielende Kinder wieder sicherer werden.
Kaffee und Kuchen als Lohn
Auf einem provisorischen Tisch wurden selbstgebackener Kuchen, Muffins und Kaffee und Getränke gereicht. Die Sonne spielte den ganzen langen Tag mit, und es sah so aus, als ob die großen und kleinen Helfer neben frischer Luft und Bewegung auch etwas „Alpensonne“ auf dem Brennerberg getankt haben.
Zufriedende Organisatoren und eine neue Kiezinitiative in Pankow
Anna-Lisa P. strahlte, sie war richtig zufrieden. Die Aktion war gelungen, und einige Eltern der Klecks-Grundschule trafen hier erstmals in der Freizeit zum Gespräch zusammen. Eine neue Kiezinitiative findet sich zusammen, das Tiroler Viertel rückt nun etwas mehr in die Öffentlichkeit, viel Aufbruchstimmung war schon auf dem Brennerberg zu spüren.
Das Problem der offenen Papierkörbe will sie noch zur Sprache bringen: „Die Krähen machen immer alle Mühen schnell zunichte!“ – Das Pankower Grünflächenamt könnte sich hier hilfreich einsetzen. Zwei orange Papierkörbe der BSR am Platz wären auch nicht schlecht, unten an den Parkzugängen. Anna-Lisa Pasiziel will sich kümmern, und den Service der BSR kontaktieren, es müsste doch möglich sein, so auch die Hundebesitzer zu mehr Rücksicht zu bewegen, denn die Wege rund um den Andreas-Hofer-Platz sind „Problemgebiet“.
Für Beate Ernst vom „wirBERLIN e.V.“ war die Aktion auch ein voller Erfolg, der aus dem Stand gelang. Bisher war die in Berlin-Dahlem ansässige Initiative noch nicht so weit im „Nordosten“ Berlins aktiv. Sebastian Weise war auch erstaunt, wie gut die Aktion gestartet ist. Auf jeden Fall wird man nun auch weiter Pankow „auf dem Schirm“ haben, und ist auch bereit, weitere Initiativen zu unterstützen.
Zur Ehrenrettung der Pankower Kommunalpolitik war noch ein prominente Helfer auf dem Platz: Knut Lambertin, stellvertretender Kreisvorsitzender der SPD-Pankow fegte „heimlich“ ohne Warnweste mit, die Warnwesten für Erwachsene waren alle schon weg, und die verbliebenen Kindergrößen wollten ihm nicht passen.
Weitere Informationen:
wirBERLIN e.V. | Bernadottestraße 6 | 14193 Berlin | www.wir-berlin.org