Freitag, 06. Dezember 2024
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Hanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst?

Hanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst?

Hanno Rauterberg sieht die Kunst neu in Gefahr. Der Autor blickt auf aktuelle Streitfälle, die ihn seine Frage stellen lassen und für ihn Zeichen eines ausgebrochenen Kulturkampfes sind: „Wie frei ist die Kunst? – Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus“.

„Gemälde werden abgehängt, Skulpturen vernichtet, Filmhelden ausradiert: Ein heftiger Kulturkampf durchzieht die Museen, Kinos und Theater. Sogar ein Gedicht wird übermalt. Droht das Ende der Kunstfreiheit, wie manche sagen? Eine Zensur von unten? Oder ist es höchste Zeit, wie andere meinen, dass die Kulturwelt der Metoo-Bewegung folgt und mehr Gleichheit einklagt? Hanno Rauterberg zeigt, was sich hinter der Debatte um Moral und Ästhetik verbirgt: Warum wirken Bilder so bedrohlich? Gefährdet politische Korrektheit die Autonomie der Künstler? Und wieso streiten wir gerade heute über diese Fragen? Ein Essay über die wichtigste Kunstdebatte seit Langem, die viel verrät über die Krise des Liberalismus und die neuen Tabus einer sich wandelnden Gesellschaft.“

Rauterberg verteidigt in seinem Essay mit messerscharfen Analysen die Kunstfreiheit gegen politische Einflußnahme. Im Internet sieht er die Entstehung von „Affektgemeinschaften“, eine Demokratisierung der Kunstdebatten, in denen auch Laien Gehör finden. Museen müssen nun mit einem Shitstorm der „sich selbst hysterisierenden Öffentlichkeit der Digitalmoderne“ rechnen. Der Autor sieht einen Trend „weg von der Ästhetik hin zur Ethik“. Statt über ästhetische Prinzipien – Form, Komposition, Originalität – drehen sich Diskussionen etwa darum, ob ein Werk die Gefühle einer gesellschaftlich benachteiligten Gruppe verletzen könnte. „Unter dem Regime der unguten Gefühle soll die Kunst gute Gefühle mobilisieren.“

Rauterberg sieht die Kunst abgleiten. Überall wo Kunst ihre Autonomie verliert, gerate sie womöglich „zur bloßen Illustration biografischer Befindlichkeiten“. Rauterberg weist dem Künstler neu auf seine Autonomie hin: „Allein in der Einbildungskraft vermag Kunst ihre Freiheit neu zu finden.“

Kritik:
»In diesem Sinne weist Hanno Rauterbergs Buch zugleich aber weit über die kleinlichen Kulturkämpfe der identitären Linken hinaus. Gut komprimiert können wir in diesem knappen Essay die Zeichen der Zeit lesen. Überschaubar, ohne rhetorische Gereiztheit im Ton, die bei diesem Thema verständlich wäre, und als ein Plädoyer für die Freiheit der Kunst gegen jegliche Bevormundung im Namen politischer und sonstiger partikularer Interessen.«
AISTHESIS – Texte zur Ästhetik, Philosophie und Kunstkritik sowie vermischte Bemerkungen

Über den Autor:
Hanno Rauterberg, geboren 1967, ist promovierter Kunsthistoriker und schreibt als Redakteur im Feuilleton der Wochenzeitung DIE ZEIT regelmäßig über Architektur und Stadtentwicklung.

Literaturhinweis:

Hanno Rauterberg

Hanno Rauterberg: Wie frei ist die Kunst?
– Der neue Kulturkampf und die Krise des Liberalismus
edition suhrkamp 2725,
Taschenbuch, 141 Seiten, 14,00 €
ISBN: 978-3-518-12725-4