von Daniel Wörle
Digitale und smarte Fahrtenschreiber gewinnen im 21. Jahrhundert an Wichtigkeit. Während Fahrtenbücher und Fahrtenschreiber peu à peu im Laufe des 20. und 21. Jahrhunderts verpflichtend wurden, haben sich seitdem zahlreiche weitere Use Cases entwickelt. Die Phase, in der diese Entwicklungen durch den Gesetzgeber losgetreten und begünstigt wurden, sind vorbei. Es hat sich ein völlig eigenständiger Markt um die Technologie der Tachographen herum entwickelt. Spediteure, Logistiker, Big Data Analysten, Versicherungskonzerne und Fahrer machen von der Fahrtenschreiberanalyse Gebrauch, um z. B. die Effizienz ihres Fuhrparks zu erhöhen, den Spritverbrauch zu senken, schnellere Routen zu finden usw. Welche weiteren Entwicklungsschritte hier in naher Zukunft zu erwarten sind und was das für den Markt der Tachographen bedeutet, erfahren Sie in diesem Artikel.
Die Aufgabe der Fahrtenschreiber
Die Aufgabe eines Fahrtenschreibers lässt sich einfach zusammenfassen. Dieser sammelt relevante Informationen über das Fahrzeug bzw. die Fahrt. Dazu kann Allgemeines gehören wie durchschnittliches Tempo, Ruhepausen oder die gefahrene Strecke. In spezifischen Fällen kann es sich um Informationen handeln wie, ob die Geschwindigkeitsbegrenzungen eingehalten werden, wie hoch die G-Kräfte sind, die auf das Auto einwirken uvm. Jene Daten lassen sich auf vielerlei Weise einsetzen, um Mehrwerte zu generieren. Auf die konkreten Anwendungszwecke kommen wir später noch zu sprechen.
Eine überraschend lange Geschichte
Die Historie des Fahrtenbuchs bzw. -schreibers reicht länger zurück als vielen bewusst ist. Bereits im 19. Jahrhundert wurden Fahrten mit der Eisenbahn protokolliert. Im Laufe des 20. Jahrhunderts wurden sie im Bereich der gewerblichen Fahrzeuge wie LKWs und Busse eingesetzt. Seit dem Jahr 2006 ist der digitale Tachograph verpflichtend für LKWs über 7,5 Tonnen sowie Omnibusse mit mindestens acht Fahrgästen.
Am Anfang war der Staat
Während der Gesetzgeber die Einführung und Verbreitung des digitalen Fahrtenschreibers lediglich losgetreten hat, hat sich daraus in der Zwischenzeit eine Eigendynamik am Markt entwickelt. Das Angebot an digitalen und smarten Tachographen, die immer mehr Daten aufzeichnen können, über zusätzliche Schnittstellen verfügen, mehr Speicherplatz bieten und sich auf einfache Art und Weise installieren lassen, wird immer größer. Das liegt daran, dass längst nicht mehr nur der Staat den Mehrwert der Systeme erkannt hat. Inzwischen gibt es die 2. Generation der intelligenten Fahrtenschreiber, die seit dem August 2023 zudem in neu registrierten Nutzfahrzeugen verpflichtend wurden.
Die Wirtschaft springt auf
Ein paar der Vorteile, die sich aus aufgezeichneten Fahrzeugdaten ziehen lassen, wurden bereits angesprochen: Für Unternehmer wie Spediteure steht zumeist die Überwachung und Optimierung der eigenen Fahrzeuge samt Fahrer im Mittelpunkt. In der jüngeren Vergangenheit haben sich zudem Branchen dieser Technologie geöffnet, von denen man es zunächst nicht erwarten würde. So bieten bereits die ersten deutschen Versicherer sogenannte Telematik-Tarife an. Diese belohnen sicheres, indem sie ihren Kunden individualisierte Tarife anbieten. Das funktioniert so: Eine Software liest und wertet die gesammelten Fahrdaten aus und berechnet anhand voreingestellter Algorithmen einen Score, der darüber entscheidet, ob der Fahrer einen sicheren Fahrstil pflegt oder nicht.
The sky is the limit
Software, Algorithmen, Telematik – und als nächstes folgt Künstliche Intelligenz. Diese macht es möglich, riesige Datensätze schnell und auf optimale Art und Weise auszuwerten. Mit jeder neuen Generation an Fahrtenschreibern, die es auf den Markt schafft, kommen zusätzliche Hardware- und Software-Features hinzu. Es sind noch eine Reihe von Innovationsschüben zu erwarten, bevor das Wachstum dieses Marktes an seine Grenzen stößt. Erste Automobilhersteller setzen auf integrierte Fahrtenschreiber. Tragbare Geräte machen es indes der Privatwirtschaft möglichst einfach, an die entsprechenden Daten zu gelangen. Tragbare sowie integrierte Tachographen warten mit wachsenden Umsätzen auf.
Ausblick: Europa (noch) vor der Welt
Ein Blick auf die Umsatzzahlen verrät: Europa hat am Markt der smarten Tachographen aktuell klar die Nase vor dem Rest der Welt. Vergleichbar stark ist nur Nordamerika. Der asiatische Raum hat noch viel Luft nach oben, holt aber in großen Schritten auf. Hier sind in naher Zukunft eine Reihe von technischen Evolutionssprüngen zu erwarten, die die anderen Märkte aufwirbeln. Ansonsten gilt: Das vollständige Leistungspotenzial der Technologie hat sich noch nicht entfaltet. In den kommenden Jahren werden die Themen Telematik, KI und intelligente Tachographen eine größer werdende Rolle spielen. Ein entsprechendes Wachstum in diesen Sektoren ist zu erwarten.