Die Humboldt-Universität zu Berlin spricht sich für respektvollen Umgang aus und verurteilt Angriffe auf Lehrende scharf. In einer Presseinformation bezieht die Humboldt-Universität zu Berlin Stellung zu dem Angriff von vier maskierten Personen auf Professor Markus Egg, der wegen seiner Mitgliedschaft in der AfD angegriffen wurde. Egg ist seit 2013 Mitglied der AfD in Pankow und dort Sprecher des Bezirksvorstandes. Egg hatte auch für die BVV-Pankow kandidiert – war jedoch nicht gewählt worden.
Am 8. November 2016 war Egg in einem Seminar von vier markierten Personen angegriffen und mit Wasser überschüttet worden. In einem zurückgelassenen Flyer waren Egg und die AfD kritisiert worden.
Stellungnahme der HU-Berlin
„In den vergangenen Wochen kam es erneut zu Angriffen auf Mitglieder der Humboldt-Universität zu Berlin (HU). Sie werden auf Webseiten, in Blogs oder in den sozialen Medien diffamiert und auch mit direkter Gewalt in den Räumen der HU bedroht.
Die HU ist ein Ort freien und unabhängigen wissenschaftlichen Austauschs. Die Voraussetzung dafür ist, dass jedes Mitglied unserer Universität ohne Angst wissenschaftliche Auffassungen äußern und zur Diskussion stellen kann. Mitglieder der Universität können Religionen, Parteien oder Vereinen und Verbänden angehören, solange diese auf der Basis von Rechtsstaatlichkeit und Verfassungsrecht stehen und politische Überzeugungen keinen Einfluss auf Forschung und Lehre haben.
Wir werden es nicht dulden, wenn gegen elementare menschliche und demokratische Grundsätze an unserer Universität verstoßen wird. Wir lehnen jeden Angriff auf die Unversehrtheit unserer Mitglieder – das sind Lehrende wie Studierende und alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter – ohne Ansehen der Person strikt ab. Wir verurteilen tätliche Angriffe auf Mitglieder unserer Universität – unabhängig von politischen Differenzen – auf das Schärfste.
In ihrem Leitbild bekennt sich die HU klar zu einer „weltoffenen Universität, an der verschiedene Lebensentwürfe und Kulturen aufeinander treffen. Die Vielzahl von Biographien schafft eine produktive Atmosphäre, die von der Universität genutzt wird, um die Gestaltungskraft jedes Einzelnen zu fördern“.
Die HU steht für Freiheit und Toleranz auf der Grundlage gegenseitiger Achtung und Anerkennung. Das bedeutet, konkurrierende Ansichten auszuhalten und Differenzen in den argumentativen Streit zu überführen. Gewalt und Extremismus haben keinen Platz an der Humboldt-Universität zu Berlin.“
Freiheit der Andersdenkenden und Diktatur des maskierten Proletariats
Rosa Luxemburgs Großzitat von der „Freiheit der Andersdenkenden“, und ihr gleichzeitiges Eintreten für die Diktatur des Proletariats rufen auch knapp 100 Jahr nach ihrem gewaltsamen Tod gewaltbereite Wirrköpfe auf den Plan, die sich politisch selbst ermächtigen und durch ihre Tun selbst die Freiheit einschränken. Die Akteure des maskierten Proletariats sollten das Zitat aber nochmals in Gänze nachlesen:
Rosa Luxemburg: „Freiheit nur für die Anhänger der Regierung, nur für Mitglieder einer Partei – mögen sie noch so zahlreich sein – ist keine Freiheit. Freiheit ist immer Freiheit des anders Denkenden. Nicht wegen des Fanatismus der ‚Gerechtigkeit‘, sondern weil all das Belebende, Heilsame und Reinigende der politischen Freiheit an diesem Wesen hängt und seine Wirkung versagt, wenn die ‚Freiheit‘ zum Privilegium wird.“
Wilhelm von Humboldt (1767 – 1835), deutscher Gelehrter, Staatsmann und Namensgeber der Universität brachte es vor rund 180 Jahren kurz und lakonisch auf den Punkt:
„Gelehrte dirigieren ist nicht viel besser als eine Komödiantengruppe unter sich zu haben.“
Weitere Informationen
Dienstvereinbarung für ein respektvolles Miteinander an der HU (PDF)