Im Atelierhaus auf Bötzow gab es gestern eine jener inzwischen schon denkwürdigen, opulent-sinnlichen Vernissagen, die die Location zu einem neuen Szeneort weihen sollen. Es ist gar nicht so leicht, auf die Einladungsliste zu kommen, aber gestern bliebt der Zuspruch etwas unter den Erwartungen. Die Eröffnung rang mit vielen anderen Events der Fashion-Week um Aufmerksamkeit: ADLON, Daimler-Benz, BILD, und viele andere exklusive Mode-Events zogen Gäste ab.
Sie haben viel verpasst! Das verrückte Ambiente der alten Brauerei, kristallisch leuchtende Fotokunstwerke der beiden Künstlerinnen, eine faszinierende Lichtregie und ein absolut aufmerksames Serviceteam schufen eine unglaubliche, spannende und doch kontemplative Atmosphäre.
Zum Empfang gab es fein abgestimmte alkoholische Cocktails, die zu Batterien von 200 Gläsern aufgetürmt waren. Im Le Croco Bleu nebenan servieren dazu Gregor Scholl und sein Barchef Michael Hanke exklusiv den „Flavour of Freedom“ mit frischen Blaubeeren, eingelegten Zitronen und Mais-Whiskey.
In das Halle strömte das Publikum zusammen, einige bekannte Gesichter aus Film und TV waren zu sehen.
Namen werden hier nicht genannt – die Atmospäre der Bötzow-Events ist dezent, udn privat und duldet keine Paparazzis. Das Wunderblock-Team von Stefan Peichl führte unsichtbare Bildregie, und ein vielbeschäftigter Fotograf fing die markanten Szenen und Gesichter exklusiv ein.
Die Bilder können nach Art des Hauses später auf der Internetseite von Bötzow und in der Dokumentation besichtigt werden.
Die Gäste waren gekommen, um die Fotokunst von Eva Hassmann und Flavia Da Rin zu bestaunen, die inzwischen zu beachtlichen weltweiten Ruhm gelangen, indem sie sich selbst per Selbstauslöser und digitaler Mehrfachbelichtung in alltägliche, nicht alltägliche und surreale Szenen versetzen.
Nach etwas länger als üblicher Wartezeit führte Prof. Hans-Georg Näder in das Oevre ein – und berichtete, wie er in einer seiner Lieblingstädte Buenos Aires mit den beiden Künstlerinnen zusammentraf – und das aktuelle Projekt gemeinsam ausheckte.
Die beiden Künstlerinnen würdigte Dr. Lisa Zeitz – Chefredakteurin der Zeitschrift Weltkunst, die gerade ein ganzes BERLIN-SPEZIAL veröffentlicht hat. Die rennomierte Zeitschrift strebt längst nach Berlin: die Redaktion ist schon hier, der Verlag residiert noch in der Buceriusstraße in Hamburg.
4. Juli 2013 – Independence Day – Eine Ausstellung mit Photographien
von Eva Hassmann und Flavia Da Rin
Atelierhaus auf Bötzow Berlin, Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Die Künstlerinnen Eva Hassmann (Deutschland) und Flavia Da Rin (Argentinien) erkunden in photographischen Selbstinszenierungen die Rolle der Frau – die damit verbundenen Klischees und Rollenbilder sowie das Potential zur Befreiung des eigenen Blicks.
Eva Hassmann
Eva Hassmann ist als Schauspielerin, Regisseurin und Produzentin in der Welt des Films zu Hause. Seit drei Jahren inszeniert sie ihre traum- und albtraumhaften Frauen-Bilder auch im stillen Bild der Photographie. „Independence Day“ ist ihre erste Ausstellung mit diesen Arbeiten. In starkfarbigen Einzelbildern erzählt Hassmann Storys mit offenem Ende, die von Orten und Begegnungen in den USA, dem Land der unbegrenzten Möglichkeiten, inspiriert sind. In ihrer ersten Serie „House Wives“ steht die Rolle der Frau im
Mittelpunkt: Die unscheinbare Hausfrau, das naive Mädchen im Rotkäppchenkostüm, die platinblonde Sexbombe oder die gehetzte Schöne – alle verkörpert von Eva Hassmann selbst – posieren in einer trügerischen Kleinstadtidylle wie von David Lynch oder vor
spektakulärer Naturkulisse auf dem Highway.
Traum und Wirklichkeit fließen in Versatzstücken aus Märchen, Film- und Photogeschichte zusammen. Die nur scheinbar starken oder hilflosen Frauengestalten geben in ihrer Überzeichnung Rätsel auf. Sie stehen für die selbstbewusste Forderung, althergebrachte, kulturell verwurzelte Frauenbilder in Frage zu stellen und neu zu formulieren: Independence Day zeigt den weiblichen Blick auf das eigene Rollenbild.
Flavia Da Rin
Auch die argentinische Künstlerin Flavia Da Rin war von Beginn ihrer künstlerischen Arbeit an ihr eigenes Modell. Sie hat ihr eigenes Bild gleich mehrfach in ihren den Tableaux vivants, den lebenden Bildern der Photogeschichte gleichenden Bilderzählungen
inszeniert. Die frühe Serie „Ohne Titel“ von 2001 – 2003 zeigt Da Rin als ihr multiples Alter Ego, ein junges Mädchen zwischen Kindheit und Erwachsensein, in Szenen des Gesprächs oder der Ruhe, im Einüben neuer Verhaltensmuster und immer auf der Suche
nach der Antwort auf die alte Frage „Wer bin ich?“. Die „Fairy Tales“ von 2008 führen dagegen Bewegung und Dramatik ein: Zarte Mädchenfiguren, die ebenso aus einem Märchen wie aus einem Manga-Comic stammen könnten, digital bearbeitet zu einem Hybrid aus Zeichnung und Photographie, ziehen den Betrachter mit ihrem Blick aus übergroßen Kinderaugen in ihren Bann. Er nimmt die losen Fäden der Erzählung auf, um sie selbst in seiner Phantasie zu vollenden.
Kulinarische Inszenierung
Tim Raue und sein Küchenchef Michael Jaeger vom La Soupe Populaire im Atelierhaus auf Bötzow kreierten auch für diese Ausstellung eigens spezielle Gerichte.
Zum gibt es zum Independence Day einen Veggi-Burger, der auch Fleischfans überzeugt, eine Kreation mit einem riesigen Mushroom und feinsten Saucen, Salat und Gewürzen. Serviert wurde wie üblich in einer Schüssel, übrigens feinstes KPM-Porzellan.
Im zweiten Durchgang gab es eine Burger-Creation mit Hackfleisch, die etwas rauhbeinigen Fleischliebhaber kamen auch hier voll auf den Geschmack. m/s
Independence Day – Eine Ausstellung mit Photographien von Eva Hassmann und Flavia Da Rin
Atelierhaus auf Bötzow Berlin, Prenzlauer Allee 242, 10405 Berlin-Prenzlauer Berg
Öffnungszeiten der Ausstellung: 05. Juli bis 29. September 2013
Donnerstag bis Sonntag 12–18 Uhr im Atelierhaus auf Bötzow
Der Eintritt ist frei
Zur Ausstellung erscheint ein Katalog in der Edition Bötzow Berlin.
INDEPENDENCE DAY auf BÖTZOW
Herausgegeben von Prof. Hans Georg Näder und Sebastian Peichl
Vorwort von Prof. Hans Georg Näder; mit Beiträgen von Carolin Förster und Ulf Saupe.
Deutsch/Englisch, 2013
ISBN 978-3-941847-18-7