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am grünen Band

NATO-Draht
am grünen Band

Nato-Draht am grünen Band

Ein unscheinbares grünes Gittertor mit NATO-Draht unterbricht das „Grüne Band Berlin“. Radfahrer und Spaziergänger werden an dieser Stelle während des Sonntagsausflugs zu weiten Umwegen gezwungen. Der direkte Weg in die große zusammenhängende Grünfläche „Nasses Dreieck“ nördlich der Gleisgabelung zwischen Nordbahn und Stettiner Bahn ist seit 2011 versperrt. Seit Jahren schon wird die vom Senat von Berlin angekündigte Entwicklung des „Grünen Bandes“ an dieser Stelle verzögert.

Nato-Draht am grünen Band
Seit 2011 verschlossen: Tor mit Nato-Draht am S-Bahn-Gleichrichter-Unterwerk

Das „Grüne Band Berlin“ verläuft vom Nordbahnhof über die Gedenkstätte Berliner Mauer in Berlin-Mitte, den Mauerpark und den Schwedter Steg. sowie Bösebrücke an der Bornholmer Straße bis zum Nassen Dreieck. Von hier aus soll es weiter zum Nordrand der Stadt führen, und den ehemaligen Grenzstreifen zwischen Pankow und dem Bezirk Reinickendorf zu einer grünen Erholungs-Achse entwickeln. Ziel ist es, mit dem Fahrrad und zu Fuß den offenen Landschaftsraum des Berliner Barnim erreichen zu können, der Ziel vieler Ausflüge und wichtiges Naherholungsziel ist.
In einer mehrteiligen Artikel-Serie in der PANOWER ALLGEMEINEN ZEITUNG wird dem aktuellen Zustand des Grünen Bandes in Pankow nachgespürt.

Das „Grüne Band Berlin“ setzt sich unmittelbar nach der Bösebrücke S-Bahnhof Bornholmer Strasse fort. Wer sich mit dem Fahrrad oder zu Fuß entlang des grünen Bandes nach Norden bewegt, gelangt an die Gabelung der Bahntrassen in Nordbahn und Stettiner Bahn. An der Ecke „Dolomitenstrasse“ und „Esplanade“ gibt es eine Unterführung für Radler und Fußgänger, die sich in direkter Linie der Strasse „Esplanade“ westlich anschließt.
Hier muß man sich entscheiden – ob man da „Nasse Dreieck“ östlich über die Dolomitenstrasse, Maximilianstrasse und Brehmestrasse anfährt – oder ob man der Unterführung folgt und dann auf Weddinger Gebiet der Grüntaler Strasse und Steegerstraße bis zur Wollankstraße folgt.
Erst nach Unterquerung der Nordbahn kann man wieder auf das „grüne Band“ gelangen, das unmittelbar neben der Nordbahn der Trasse des altes Grenz-Postenweges folgt.
Bequemer ist der östliche Umweg – der über die ruhige Brehmestrasse führt – und an der Wollankstrasse zum „grünen Band“ neben der Nordbahn hinführt. Hier kann man von der Brehmestrasse aus auf das „Nasse Dreieck“ gelangen.

Das Nasse Dreieck

Das Nasse Dreieck ist eine große, wildwachsende Grünfläche im „Dreiländereck“ zwischen Wedding, Prenzlauer Berg und Pankow. Das ehemalige Grenzgelände wurde nach der Wende sich selbst überlassen, so dass eine einzigartige, steppenähnliche und offene Landschaft entstehen konnte. Inzwischen ist das Nasse Dreieck wichtiges Naherholungsgebiet für Anwohner und Teil der grünen Lunge Berlins. Das Nasse Dreieck wurde bis Mitte 2011 als Grünfläche und Joggingstrecke, aber auch als „Gründurchgang“ und wichtige Abkürzung für Fußgänger und Radler, von der Bevölkerung rege genutzt.

Nasses Dreieck - Blick in Richtung Nordbahn - Foto: Grünzüge Berlin
Nasses Dreieck Nordbahnblick Foto: Grünzüge für Berlin

Unmittelbar in der Südspitze des „Nassen Dreiecks“ steht ein wichtiges S-Bahn-Gleichrichter-Unterwerk, das durch einen Zaun und Stacheldraht vor Einbruch, Vandalismus und Grafitti-Sprayern geschützt werden muß.
Seit Mitte 2011 wird der Zugang im Süden durch die Deutsche Bahn, die Eigentümerin dieses Abschnitts, mit dem Gitter-Tor und NATO-Stacheldraht verwehrt. Vertreter der Deutsche Bahn, die die Eigentümerin der Fläche, argumentieren, die Sperrung sei aufgrund der illegalen Müllentsorgung erfolgt. Daneben hat der Bezirk Pankow auch kein Geld, um etwa die Grünfläche in seinen Bestand zu übernehmen. Und so wartet man deshalb in Pankow auch auf eine Initiative der Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umweltschutz – die hier mit dem „Grünen Band Berlin“ auch eine übergeordnete Grünplanung zwischen drei Bezirken angestoßen hat und dafür Finanzmittel bereitstellen soll.

S-Bahn-Gleichrichter-Unterwerk im Süden des "Nassen Dreieck"
S-Bahn-Gleichrichter-Unterwerk im Süden des „Nassen Dreiecks Foto: Grünzüge für Berlin

Das Nasse Dreieck erfüllt mitten im „Dreiländereck“ zwischen den Stadtteilen Pankow, Prenzlauer Berg und Wedding eine wichtige Verbindungsfunktion – sowohl für Anwohner, als auch für Besucher auf den Spuren des Grünen Bandes Berlin. Eine offene Freifläche mit ihrem offenen Wildwuchs, einer Graslandschaft und in der Mitte einige Bäume und Büsche, findet man in so zentraler Lage kein zweites Mal in der Hauptstadt.
Die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt setzt sich übrigens auch für die Weiterentwicklung des grünen Bandes ein: „Für die Planung und Sicherung der Qualität und Vielgestaltigkeit des Mauergrünzugs bitten wir um Ihre Mitwirkung und Ihr bürgerschaftliches Engagement. Teilen Sie uns Ihre Ideen mit und engagieren Sie sich für die Erhaltung Ihres zukünftigen Grünzuges!“ (Die Frist für die Einreichung endete übrigens am 31.10.2012 – aber man wird sicher auch noch später Anregungen aufnehmen).

Und sie erhält tatkräftige Unterstützung vom „Berliner Bürger-Netzwerk für Grünzüge„, das sich aus der Berliner Landesarbeitsgemeinschaft für Naturschutz (BLN), dem Naturschutzbund Deutschlands (NABU), der Grünen Liga, der Initiative und „Transition Town Pankow“ und engagierten Bürgern zusammemsetzt.

Die Initiative arbeitet seit langer Zeit für die Umsetzung des „Grünen Band Berlin“ und hat auch Vorschläge für die konkrete Problemlösung auf den Weg gebracht. So hat man in der BVV-Berlin-Mitte einen Vorschlag eingebracht, das Problem des „wilden Mülls“, durch neue „umlegbare Sperr-Poller“ an der Grüntaler Strasse zu verhindern, um dort eine illegale Zufahrt mit dem Auto zu blockieren.

Die Gründe für die Verzögerungen der Grünplanungen sind übergeordneter Natur: Berlin hat große Finanznot – und man will deshalb eine kreative Finanzierung umsetzen:
Der Senat will die Finanzierung auf sogenannte Ausgleichsmaßnahmen stützen, die bei einem Ausbau an anderer Stelle durch Investoren finanziert werden müssen. Am Nassen Dreieck stützt man sich konkret auf das Planfeststellungsverfahren „Dresdener Bahn“ im Süden Berlins – das aber noch Jahre braucht und sehr strittig ist.

Eine Möglichkeit, den Durchgang bereits jetzt zu öffnen, wurde von der Bezirksverwaltung in Pankow jedoch bislang abgelehnt. Der Bezirk argumentiert, das Anliegen der Bürger rechtfertige den Aufwand für die Erhaltung eines öffentlichen Durchgangs nicht.
Das Bürgernetzwerk für Grünflächen hat deshalb interveniert, und eine Unterschriftenaktion gestartet und über eine offene Petition gesammelt.

Am Donnerstag, den 08. November 2012 lud das Berliner Netzwerk für Grünzüge am Nassen Dreieck gemeinsam mit den beteiligten Bündnispartnern BLN (Berliner Landesarbeitsgemeinschaft für Naturschutz e.V.), GRÜNE LIGA, NABU und der Initiative Transition Town Pankow zum Pressetermin und zur Unterschriftenübergabe.

Unterschriftenübergabe am 8.11.2012
Unterschriftenübergabe am 8.11.2012 Foto: Grünzüge für Berlin

Im Rahmen einer Ortsbegehung vor der Unterschriftenübergabe legten deren Vertreterinnen und Vertreter gemeinsam mit dem Baustadtrat Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Die Grünen) auch Lösungen dar, die dem Bezirk Pankow und der Deutsche Bahn eine Wiederöffnung der rund 100 Meter langen Durchwegung ermöglichen können.
Zugleich wurden die gesammelten 1086 Unterschriften öffentlich an den Pankower Bezirksstadtrat Jens-Holger Kirchner an der Infosäule „Grünes Band Berlin“ übergeben. Diese Infosäule steht an der Ecke Esplanade/Dolomitenstrasse und kündet schon vom Grünen Band Berlin. „1086 Unterschriften sind ein deutliches Zeugnis, dass es sich hier nicht um ein Einzelinteresse handelt. Die Verantwortlichen vom Bezirk Pankow und der Deutschen Bahn sollten nun endlich konstruktiv an einer Lösung arbeiten, das erwarten auch die über tausend Unterstützer!“, so Stefan Werner, einer der Initiatoren der Initiative.

Die Öffnung des Durchgangs am Gleichrichter-Unterwerk der S-Bahn sollte auch nicht an Kostenfragen scheitern – denn auch in Pankow könnte man innerbezirkliche Ausgleichsmaßnahmen in dieses Gebiet umlenken. Hier könnte auch wieder eine durchgehende Grün-Verbindung zwischen Prenzlauer Berg und Pankow geschaffen werden. Das ist auch eine politische Herzensangelegenheit! m/s

Kontakt und weitere Informationen:

Grünes Band Berlin – Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt

Berliner Netzwerk für Grünzüge
c/o Berliner Landesarbeitsgemeinschaft
für Naturschutz e.V. (BLN)
Potsdamer Str. 68
10785 Berlin
gruenzuege@grueneliga.de
www.gruenzuege-fuer-berlin.de

Weitere Artikel zum Grünen Band:
Mauergrünzug “Grünes Band Berlin” PANKOWER ALLGEMEINE ZEITUNG vom 25. 07. 2012
Dreiecksknoten im grünen Band PANKOWER ALLGEMEINE ZEITUNG vom 7. 08. 2012

m/s