Stadler und die BVG haben am Montag die „Zug(k)unft“ der Berliner U-Bahn vorgestellt. Ab 2022 erhalten die Berliner Verkehrsbetriebe (BVG) die ersten neuen U-Bahn-Wagen der Baureihen «J» und «JK» von Stadler. Das U-Bahn-Netz der deutschen Hauptstadt erhält damit eine neue Fahrzeugflotte.
Von den zwei Baureihen «JK»für das Berliner Kleinprofilnetz (U1 bis U4) und «J»für das Großprofil (U5 bis U9) werden während der Laufzeit des Rahmenvertrages bis zum Jahr 2030 voraussichtlich bis zu 1500 Wagen gebaut.
Die neuen Baureihen werden von Stadler in Berlin-Pankow entwickelt und gefertigt. Die feste Mindestbestellmenge umfasst 606 Wagen und kann im Rahmem des Stadtwachstums aufgestockt werden.
Zum Vergleich: der aktuelle BVG-Fuhrpark umfasst über alle Baureihen und alle -jahre hinweg, über rund 1300 Wagen.
Bis zu rund drei Milliarden Euro wird die BVG in den kommenden Jahren in die Erneuerung der U-Bahn-Flotte investieren.
Startschuss für den Berliner U-Bahn-Großauftrag
Ramona Pop, Senatorin für Wirtschaft, Energie und Betriebe sowie Aufsichtsratsvorsitzende der BVG sagte: „Der Großauftrag ist ein doppelter Gewinn für Berlin. Mit der neuen U-Bahngeneration wird der Hauptstadtverkehr in unserer wachsenden Metropole leistungsstärker und klimafreundlicher. Mit diesen wichtigen Investitionen sorgen wir für moderne Mobilität und machen den ÖPNV für die Berlinerinnen und Berliner noch attraktiver. Zusätzlich sichern wir viele Arbeitsplätze in einem Unternehmen, das in Berlin tief verwurzelt ist.“
Peter Spuhler, Verwaltungsratspräsident und Group CEO ad interim von Stadler: „Wir sind sehr stolz, mit dem Gewinn eines der grössten bisherin Europa vergebenen Lieferaufträge die erfolgreiche Zusammenarbeit mit der BVG fortzusetzen und an unserem Standort in Berlin-Pankow die neue U-Bahn-Flotte für die deutsche Hauptstadt zu bauen. Unsere Vorbereitungen laufen auf Hochtouren –sowohl im Fahrzeugprojekt als auch am Standort selbst, wo die Bauarbeiten an unserem Neubau zur Erweiterung der Kapazitäten zügig und planmäßig vorangehen.“
2022 kommen die ersten 24 Wagen auf die Schienen: je zwölf für das Klein-und für das Großprofil sollen im Herbst 2022 aus dem Berliner Stadler-Werk an die BVG überführt werden.
Nach einem mehrmonatigen Testbetrieb, intensiven Prüfungen und der Zulassung beginnt ab Ende 2023 die Serienlieferung. Vereinbart ist eine Lieferung von vier Wagen alle fünf Werktage.
Anschließend können bis in das Jahr2030 weitere Serienfahrzeuge aus dem Rahmenvertrag abgerufen werden.
Dr. Rolf Erfurt, Vorstand Betrieb der BVG: „Die U-Bahn ist ein wichtiger Baustein des ÖPNV in Berlin mit täglich über 1,6 Millionen Fahrgastfahrten. Ich bin froh, dass wir trotz der Corona-Krise den größten Auftrag für neue U-Bahnen in der Geschichte der BVG vergeben haben. Das ist ein klares Zeichen für einen modernen ÖPNV in Berlin und eine wichtige Investition in die BVG. Gebaut werden nun zwei Typen von Zügen, für das Klein-und für das Großprofil. Dabei setzen wir auf eine intensive und gute Zusammenarbeit mit Stadler.“
Jure Mikolčić, CEO vonStadler in Deutschland: „Ich bin überzeugt, dass wir mit den Fahrzeugen der neuen Generation einen maßgeblichen Beitrag zum Fahrkomfort der Berliner Fahrgäste leisten werden. DieWurzeln von Stadler liegen im sogenannten Tailor-Made-Bereich, also inder Konstruktion und Fertigung von Zügen, die exakt auf die individuellenBedürfnisseeiner Stadt zugeschnitten sind. Daher freuen wir uns umso mehr, mit der neuen Baureihe U-Bahnen für das Klein-und Großprofil zu liefern, die genau zu Berlin passen.“
U-Bahn-Modell zum Anfassen kommt zuerst
Die Fahrgäste können sich schon im Herbst ein lebensgroße Modell eines U-Bahn-Wagens anschauen. Es hat einen weitgehend funktionsfähigen Fahrerstand und einem teilfunktionsfähigen Fahrgastraum mit Türen und Licht, der für Tests und zur Festlegung von Designs und Ausstattungsdetails dient.
Neu gesammelte Erfahrungen mit dem U-Bahn-Modell fließen direkt in die Fahrzeugentwicklung ein.
Großauftrag mit großen wirtschaftlichen Vorteilen
Dere Großauftrag für Stadler bietet mehrere Vorteile: zwei Baureihen für Groß- und Kleinprofil werden aus einer Hand gebaut. Wirtschaftlich und im späteren Betrieb bieten viele gleichartige Bauteile Kostenvorteile.
Die Arbeit in den Werkstätten wird erleichtert. Baugleiche Fahrzeuge und ein neuartiges, modulares Konzept erlauben bessere betriebliche Flexibilität im Betrieb und in der Wartung.
Beiden Baureihen haben End-und Mittelwagen, aus denen im Großprofil durchgängige Zwei-, Vier-und Sechs-Wagen-Fahrzeuge gebildet werden. Im Kleinprofil sind durchgängige Zwei-oder Vier-Wagen-Fahrzeuge möglich, aus denen wiederum auch Sechs-oder Acht-Wagen-Einheiten gekuppelt werden können.
Größter Wert wird auf die Zuverlässigkeit der Fahrzeuge gelegt. Parallel zum Bau und zur Lieferung der Züge übernimmt Stadler auch die Ersatzteilversorgung über eine Laufzeit von circa 32 Jahren.
Alle benötigten Ersatzteile für Inspektionen, Instandhaltung und Hauptuntersuchungen zählen dazu. Aber auch die Lieferung aller für die Behebung von Vandalismus- und Unfallschäden benötigten Ersatzteile.
Stadtler erweitert seine Fertigungskapazität in Pankow
Stadler erweitert für die Abwicklung des Großprojekts Berliner U-Bahn seinen Standort in Berlin-Pankow. Auf rund 24.000 Quadratmetern entsteht derzeit eine neue Produktions-und Inbetriebsetzungshalle, inklusive Büro-und Sozialraumflächen. Stadler investiert dafür bis zu 70 Millionen Euro.
In Abhängigkeit vom künftigen Auftragseingang soll in weiteren Schritten unter anderem ein Logistikzentrum hinzukommen.
Stadtler ist Systemanbieter im Schienenfahrzeugbau mit Hauptsitz im ostschweizerischen Bussnang mit mehreren Produktions-und Engineering-Standorten. Weltweit arbeiten an über 40 Servicestandorten über 11.000 Mitarbeiter. Mit dem Großauftrag für die Berliner U-Bahn und dem Bau der neuen S-Bahn zählt Stadler nunmehr zu den Branchenführern in Europa, der in enger Zusammenarbeit mit Siemens eine breite Palette von Bahnen, Intercity-Zügen, Regio-und S-Bahnen, U-Bahnen, Tram-Trains und Trams herstellt.
Weitere Informationen:
ww.stadlerrail.com