Freitag, 06. Dezember 2024
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Partizipativer „U“-topismus in Pankow

U10 - Tunnelende unter dem Alex

/// Kommentar /// – Auf Einladung zweier alter Hasen der Pankower Kommunalpolitik, dem Vorsitzenden der CDU-Fraktion Pankow, Johannes Kraft, und des Abgeordneten Dirk Stettner (MdA CDU), trafen sich in der letzten Woche in der Karower Stadtmission Vertreter von 17 Pankower Vereinen und Kiezinitiativen, um über die Zukunft Pankows zu sprechen. Die drängenden Verkehrsprobleme und die bevorstehenden Wohnungsbaupläne und die absehbare weitere Verschärfung der Verkehrsprobleme in der wachsenden Stadt sorgten für eine breite Übereinstimmung der Interessenlagen. Kraft und Stettner hatten aber noch eine „hidden Agenda“: sie wollen im Herbst 2021 ihre Wahlkreise gewinnen, und schrecken daher auch nicht vor populistischen Übermut in der Stadt- und Verkehrsplanung zurück.

Präsentiert wurde ein verkehrspolitischer Planentwurf des Karower BVV-Abgeordneten Kraft, der den Ortsteil Karow ins Zentrum der Welt setzt, und ganze zwei U-Bahn-Linien bis nach Karow und Buch bauen will.

Die U2 soll umgelenkt werden: statt nach Niederschönhausen, wie schon diskutiert, soll nun die Trasse nach Karow führen und einen Bahnhof Karow-Teichberg bekommen.

Aus der U10 vom Alexanderplatz bis nach Weißensee, die im 1953 und 1955 erstellten „200- km-Plan“ des Berliner Senats für die U-Bahn zu finden ist, wird nun der ganz große U-Bahn-Plan mit Verlängerung bis nach Buch.

Überschrieben war der utopische Gesprächsabend mit „Zukunftsvision Pankow 2030“. Gemessen an der Machbarkeit und Realitätsnähe hätte es aber auch „2050“ oder „St. Nimmerlein“ heißen können:

Die Verlängerung der U2 nach Karow würde über das Gelände des Pankower Tors führen, und die laufende Planung um Jahre verzögern. Denn alte Hasen in der Kommunalpolitik wissen: allein das Planfeststellungsverfahren benötigt wenigstens 5 Jahre. Zudem müsste die Streckenführung seitlich nördlich aus dem U-Bahn-Tunnel herausgeführt werden. Der längst geplante Verlauf der TRAM 109 zwischen Pankow und Pasedagplatz müsste im Planfeststellungsverfahren nochmals überprüft und wegen möglicher U-Bahn-Baugruben verschoben werden.

Auch der Neubau einer U-Bahn durch Weißensee ist ein Kunststück der Stadtplanung, denn die funktionierenden TRAM-Linien müssten während des U-Bahnbaus weiterfahren, was den U-Bahnbau mit Tunnelvortrieb praktisch unbezahlbar macht.

Für die im Westen vorgeschlagene Buslinie Blankenburg-Buchholz-Buch müssten im Berufsverkehr auch Busspuren angelegt werden, denn sonst stehen die Busse weiter im Stau.

Völlig außer Acht gelassen ist auch die Einbindung der Verkehrsplanungen im Bezirk Lichtenberg, die mit dem Bau der S75 zwischen Wartenberg und Sellheimbrücke auch in den ÖPNV hineinwirken und alle Planungen zwischen Schwanebeck-Lindenberg und Weißensee entlang der B2 beeinflussen.

Der mit großen Infrastrukturmaßnahmen betraute Staatsekretär Jens-Holger Kirchner (Bündnis 90/Grüne) hat in der Versammlung schon zum Besten gegeben, was geplant ist: „Hier wird die Post abgehen, dass die Schwarte kracht.“

Nun darf man gespannt sein, ob der Plan mit den zwei U-Bahnlinien aufgeht, und welche konkreten Umsetzungsvorschläge, Zeitpläne und Kostenschätzungen bis 2021 präsentiert werden.


Hinweis: Bezahlschranken und Stadtplanung
Der von Thomas Schubert am 19.10.2019, 08:46 in der Morgenpost publizierte Beitrag: „Pläne: U2 und neue Linie U10 sollen Karow und Buch anbinden“ mit dem Plan „Zukunftsvision Pankow 2030“ ist mittlerweise hinter der Bezahlschranke verschwunden. Da die Pankower Allgemeine Zeitung ohne Bezahlschranke arbeitet, und das Urheberrecht der Morgenpost beachtet, werden Screenshot des Plans nur auf direkte Anfrage an Leser und Abonnenten weiter gegeben.