Die Digitalisierung hat einen neuen Typus des Kapitalismus hervorgebracht: Unternehmer und Eigentümer großer Vermögen, die neben hohen materiellen Werten aus vielen digitalen Zahlen und „Nullen vor dem Komma“ zusammengesetzt werden.
Die Vermehrung der natürlichen Zahlen vor dem Komma macht noch Sinn, doch mit der Zeit stellt sich unausweichlich die Sinnfrage.
Manche Superreichen mögen sich den Kopf zerbrochen haben: Wie kann ich Neid und Hass und Verbrechen entgehen? Wie kann ich mehr Zuspruch bekommen, statt in Anonymität zu flüchten?
Der Tag an dem große Vermögen und Besitz zur Last werden, kommt unausweichlich, wenn solche Fragen erst einmal Raum gewinnen.
Der Gedanke liegt nahe: wenn ein statisches Vermögen zur Last wird, kann ein sozialer Aufstieg in die Sphäre der „Philantropen“ ein vernünftiger verhaltensökonomischer Weg sein.
Anerkennung, Ruhm und Ehre können wachsen. Das Streichen von Nullen wird zum sozialen Kapital, das Aufmerksamkeit, Gehör und Einfluss sichert. Vor allem wird das „Vermögen“ aktiviert, in „Fähigkeit“ umgesetzt. Statt Nullen horten, Gutes tun – und trotzdem viele Fähigkeiten mit Wirkung einsetzen.
Karl Marx hat dieses Ende des Kapitalismus nicht vorhergesehen: Schumpetersche Unternehmer, Allein-Erben und Privat- und Familienunternehmer gehen heute eher den Weg in den „Philanthrokapitalismus.“
Der böse und brutale Kapitalismus muss sich auf „Kapitalgesellschaften“ und beinharte Manager stützen, die das Prinzip der Vermehrung „natürlicher Zahlen und Nullen vor dem Komma“ perpetuieren können.
Doch ist der Philanthrokapitalismus wirklich ein Ausweg? Ein Beitrag in der ZEIT wirft Fragen auf.
Milliardäre: Sie wollen nur unser Bestes
Uwe Jean Heuser, Caterina Lobenstein, Felix Rohrbeck und Marcus Rohwetter | 13.8.2016 | ZEIT
„Mit unternehmerischen Methoden wollen Milliardäre wie Bill und Melinda Gates globale Probleme lösen. Nun kommt die Bewegung auch in Deutschland an. Doch ist der Menschheit damit wirklich geholfen?“