Donnerstag, 03. Oktober 2024
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Schwerwiegende Manipulationen an US-Fahrzeugen

Pickup-Truck mit Smoke-Stack

Sie hassen Barack Obama, sie empfinden den Staat als ein überflüssiges Gräuel, wehren sich gegen Bevormundung. Sie sind weiße Amerikaner, konservativ und manche sind auch Libertarier, die liberale Demokraten und Linke hassen, und sie als «Tree Huggers» verabscheuen. Natürlich beharren sie auf dem Recht auf Waffenbesitz, und besitzen gewaltige Mengen Waffen, Maschinenpistolen und Munition. Einige von ihnen wappnen sich gegen Katastrophen und das Armageddon. Klimawandel wird aber als großer Betrug angesehen.

Pickup-Truck mit Smoke-Stack
Coal Roller: Pickup-Truck mit Smoke-Stack in voller Fahrt – Foto: Youtube-Screenshot

Den Umweltschutz geißeln sie als großen «Krieg gegen Kohle». Noch mehr ärgern sie aber Steuerrabatte für Hybridautos, und sie kämpfen gegen Elektroautos und die Ikone aller Hybrid-Fahrzeuge, den Toyota Prius.

Selbstverständlich fahren sie große Autos, sehr große Autos: gigantische Ford F 150 Diesel-Pickups, GMC, Chevrolets – und sie tricksen nicht heimlich, sondern rüsten diese ganz offen zum „Coal-Roller“ um.

Für weniger als 500 Dollar gibt es Bausätze, um Motoren und Auspuffanlagen zu „tunen“. Der simple „Smoke Switch“ gaukelt der Motorelektronik vor, mehr Kraftstoff zu verbrauchen als nötig. So wird bei Vollgas viel zu viel Dieseltreibstoff eingespritzt, der unvollständig verbrennt und als gewaltige Abgaswolke tiefschwarz aus den Auspuffrohren qualmt.

Brutaler Rauch kommt aus dem aufgebauten senkrechten «Smokestacks», wenn die Dieselpartikelfilter des Trucks ausgebaut sind. Aufgemotzte „Big-Blocks“, das sin 6,9 Liter Achtzylingder-Motoren mit größeren Injektoren, mit für höhere Drücke ausgelegten Kraftstoffpumpen – oder mit Wasser/Methanol-Einspritzsystem, hüllen die Umgebung in besonders fetten Rauch.

Bei YouTube sind die Videos zu sehen, besonders Szenen wie „Prius Repellent“ haben es den Graswurzel-PS-Hooligans angetan:

„Auf Knopfdruck können Sie Ihre Gegner so in einer Wolke von dickem schwarzem Ruß hinter sich lassen. Doch vergessen Sie nicht, den Auspuff sauber zu machen, um die Behörden zufriedenzustellen“, warnen Internetratgeber der Tuning-Freaks.

«Roll coal the right way» – die Dieselruß-Fans tragen ihre Vorliebe gern mit großen Aufklebern auf den Heckklappen mit. Besonders beliebt: «Prius Repellent».

Fährt ein umweltfreundlicher Toyota Prius zu dicht auf, wird es dem „Umweltschützer“ gezeigt: ein Schalter wird umgelegt, und der „feindliche Toyota-Fahrer“ wird mit großen Russ- und Rauchmengen eingedeckt, die sogar auf dem Lack kleben bleiben. Es ist also besser abzubremsen und auf Abstand zu gehen. Die Pickup-Fahrer amüsiert das natürlich und es wird zum «Spiel der Straße».

Volkswagen hat nun zugegeben, ganz ohne Nachrüstsatz nur mit Software heimlich getrickst zu haben. In USA kommt das nicht gut an. Hier ist man offen, direkt und bekennt frei seine Lebensart.

Auf der Lieblings-Website www.dieselbub.com können all die US-Serien-Pickups wie FORD Superduty, RAM-Trucks, GMC-Trucks und Chevrolet Silverrado gekauft werden. Motoren und Zubehör wie Ford 6,9l IDI Dieselmotoren, Bigblocks, Cummins, Power Stroke-Motoren und das monströse Tuning-Zubehör sind ganz frei verkäuflich.

Erst ab Mitte Juli reagierte das US-Diesel Technology Forum mit einer Stellungnahme: „Diesel Technology Forum Statement on “Rolling Coal”: “For the last decade the industry has invested billions of dollars to produce diesel engines that today are near-zero in emissions. That’s why they’re called clean diesel.”

Clean Diesel: All of the Power, None of the Smoke – diese Kampagne scheint an Volkswagen USA vorbei gegangen zu sein. Neben hohen Strafen und Schadensersatzforderungen könnte nun in USA auch noch der Spott über mißglückte Umweltschutzanstrengungen hinzukommen.

„The germans können nicht mal richtig die Luft verpesten, dafür braucht es echte ´murican Rednecks` und den Ford F-150, wenn wir mit dem fertig sind ballern da die Rußwolken raus, aber *legal*;“ schrieb DexterFilmore im heise Onlineforum.

m/s