„Es zählt aktuell zu den wichtigsten bildungspolitischen Aufgaben, Schulen nicht nur ans Netz zu bringen, sondern auch mit der dazugehörigen neuesten Technik auszustatten. Den Schülern bringt das leider nichts.“ – So leitet ein kritischer Beitrag von Klaus Zierer in der WIRTSCHAFTSWOCHE eine Generalkritik an der Digitalisierung der Schulen ein.
Digitalisierung in der Schule: Smartphones & Tablets bringen Schülern nichts | Wiwo 13.7.2015 | Klaus Zierer
Die neuen Medien werden nicht hinreichend genutzt:
„In mittlerweile zahlreichen Studien der empirischen Unterrichtsforschung, zusammengefasst in den Werken John Hatties, konnte nachgewiesen werden, dass das Aufrüsten von Schulen mit Computern, Tablets und Smartboards Lernen nicht revolutioniert. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Allein das Aufstellen dieser neuen Medien führt nicht dazu, dass Lehrer ihren Unterrichtsstil ändern und dann das durchaus vorhandene Potenzial der neuen Medien ausschöpfen. Vielmehr werden neue Medien in erster Linie als Ersatz für traditionelle Medien genutzt: Der Computer als Lexikonersatz, das Tablet als Arbeitsblattersatz und das Smartboard als Tafelersatz.“
Grundsätzliche Bedenken werden auch hinsichtlich einer möglichen kognitiven Überforderung der Kinder geäußert:
„Häufig optisch und akustisch überfrachtet, durch ein Blinken hier und Ploppen dort, führen sie zu einem „cognitive overload“ und insofern zu einer Überlastung des Arbeitsgedächtnisses. Kinder und Jugendliche, die mit diesen Programmen arbeiten, verschwenden den Großteil ihrer kognitiven Leistungen damit, die Reize zu sortieren und zu selektieren, aber ohne dabei etwas zu lernen.“
Zierer ist skeptisch hinsichtlich hochfliegender Pläne:
„Wir warten also auf eine entsprechende digitale Revolution in der Pädagogik nun schon seit über zwanzig, dreißig Jahren, so dass man geneigt ist zu folgern: Sie wird in dieser Form auch nicht kommen.“
Besonders interessant: Die Vorsitzende der Kultusministerkonferenz hat sich gegen die Einführung eines Unterrichtsfachs Programmieren ausgesprochen.
Das ernüchternde Fazit: „Neue Medien sind wichtig für eine zukunftsfähige Schule. Sie sind aber nicht der Heilsbringer für alle pädagogischen Herausforderungen. Bildung bleibt im Wesentlichen eine Frage der gelingenden Interaktion zwischen Menschen.“