/// Glosse /// – Berlin wird digital! Die Digitalisierung läuft auf vollen Touren! Überall kann man es sehen! „Be-Digital.Berlin“ – „Digitale Agenda“ – „Smart City“ – die Digitalisierung schlägt in die Metropole ein, wie ein Meteorit, bei dem es keine Explosion, keinen Krater, keine Schockwelle und keine Verletzten gibt.
Der Langenscheidt-Verlag hat „Smombie“ zum „Jugendwort des Jahres 2015“ gekürt. Die Jury in München kürte damit ein Wort, das aus den Wörtern Smartphone und Zombie zusammengesetzt ist. Es beschreibt jemanden, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.

Schon im Sommer 2013 zeigte Charlene Guzman in ihrem YouTube Video „I Forgot My Phone“ einen Tag aus ihrem Leben, der nur aus Situationen besteht, in denen ein Mensch sein Phone zur Kommunikation mit irgendwas nutzt (oft auch nur zum Anstarren), während der gelebte Augenblick mit Charlene – und damit sie! – ignoriert wird.
Inzwischen bevölkert die Generation „Kopf unten“ unsere Städte. Die beiden Künstler Jacob & Emil haben in Stockholm mehrere Warnschilder aufgestellt, die vor dem Phänomen warnen.

Smartphone verändert die „Smart City“
In Berlin führt das Phänomen inzwischen auch zu Reaktionen der Außenwerber. WallDecaux hat eine Kampagne an den BVG-Wartehallen gestartet, die auch Smartphone-User erreichen soll, und mit frechen Sprüchen und einem eingeblendeten Katzenbild um Aufmerksamkeit wirbt. Die Branche ist inzwischen in Sorge, denn die Beachtung von Außenwerbeflächen geht zurück. Je nach Standort laufen inzwischen je Stunde bis zu 30% Smartphone-User an Plakaten vorbei. Es ist ausgerechnet die aktive Zielgruppe, die Werbung erreichen soll.

Die große Sorge: Weniger Plakate – mehr Smartphone-Werbung in den mobilen Kanälen könnte zum Trend werden. Das aber bringt das fein kalkulierte Geschäft mit Außenwerbung und Kultur- und Brunnensponsoring in Berlin in Gefahr.
Smombies verändern damit die Stadt auf tiefgreifende Weise. Smart City – hard City!