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“Alte Mitte – neue Liebe?”

Stadtdebatte Rathausforum:
“Alte Mitte – neue Liebe?”

Stadtdebatte Rathausforum 16.2.2015

Jeder Pankower fährt dran vorbei, wenn er auf dem Weg nach Mitte ist. Prenzlauer Allee und Greifswalder Straße laufen auf das “Rathausforum” zu, dem Riesenraum zwischen Fernsehturm und Spree. Wenngleich dort auch gerade gebaut wird, nämlich das Umfeld der Marienkirche aufgewertet wird und die neue U-Bahnstation vorm Roten Rathaus entsteht, ist die Frage nach einer Gesamtplanung bisher offen geblieben.

Stadtdebatte Rathausforum 16.2.2015
Stadtdebatte Rathausforum 16.2.2015: Senator für Stadtentwicklung und Umwelt Andreas Geisel (SPD) – Videostream Friedrich Ebert Stiftung

Ab April führt die Senatsverwaltung für Stadtentwicklung und Umwelt eine Stadtdebatte unter dem Titel “Alte Mitte – neue Liebe?” durch, bei der Fachleute und Bürger gleichermaßen über die Zukunft des Ortes mitbestimmen können.

Die auf Bürgerbeteiligung spezialierte Agentur Zebralog stellte am 16. Februar das “Prozessdesign” auf einer von der Friedrich-Ebert-Stiftung organisierten Veranstaltung im Umspannwerk Alexanderplatz vor.

Zebralog wurde von der Senatsverwaltung beauftragt, für die Beteiligung ein Format zu entwickeln. So wird es am 18. April zunächst eine Auftaktveranstaltung geben. Dann werden Onlinebeteiligung mit Präsenzveranstaltungen kombiniert, so dass sich jeder auf seine individuelle Weise einbringen kann.

Geplant ist zum Beispiel auch ein partizipatives Theater. Im Halbzeit-Forum und später im Abschluss-Forum werden die Erfahrungen und Ergebnisse aus den verschiedenen Veranstaltungen gebündelt.

Dezember 2015 ist Schluss. Dann wird es als Ergebnis Empfehlungen geben, die dem Abgeordnetenhaus vorgelegt werden. Es soll dann über die weitere Planung entscheiden.

2011 haben die Koalitionsparteien SPD und CDU sich das Ziel gesetzt, in dieser Legislaturperiode einen städtebaulichen Wettbewerb durchzuführen. Bisher gibt es aber keine politische Entscheidung, die eine grundsätzliche Richtung der Stadtentwicklung vorgibt.

Die Positionen der Experten sind extrem: Die einen wollen den Freiraum erhalten und qualifizieren. Die anderen wollen eine Bebauung des Rathausforums auf dem historischen Grundriss, des durch Krieg und DDR-Stadtplanung zerstörten Marienviertels.

So kann man im Koalitionsvertrag von 2011 lesen, wie wage die Politik ihr Ziel formuliert hat, sie traut sich weder in die eine, noch in die andere Richtung:

“Die Gestaltung des Rathausforums ist eine große Chance, das Areal zwischen Alexanderplatz und Humboldtforum nachhaltig zu beleben. In der konkreten Ausgestaltung wollen wir, dass die richtige Balance gefunden wird, zwischen der Sensibilität für die historische Gestalt der BerlinerAltstadt, einer möglichen baulichen Entwicklung und der Bewahrung bzw. Qualifizierung grün geprägter städtischer Freiräume. Auf dieser Grundlage soll ein städtebaulicher Wettbewerb durchgeführt werden.”

Rotes Rathaus bei Nacht
Rotes Rathaus bei Nacht; die große Leere bei Dunkelheit – Foto: André Franke

Noch ist also nichts konkretes entschieden. Einen Stadtdialog wie diesen hat es noch nie zuvor gegeben, in ganz Berlin nicht. Der Senat will mit dem Beteiligungsprojekt auch den Fehler vom Tempelhofer Feld korrigieren.

Für das Rathausforum jedenfalls gibt es Pläne im Sinne von unverbindlichen Vorschlägen und Entwürfen sehr wohl. Man erinnere sich an das Wasserbecken aus dem Jahre 2009 zum Beispiel. Alle in erster Linie über die Medien kommunizierten Entwürfe scheinen aber unvermittelt nebeneinander zu stehen.

Wasserfläche vor dem Roten Rathaus?
Wasserfläche vor dem Roten Rathaus? Visionen von David Chipperfield, Graft und Kiefer Landschaftsarchitekten eröffneten die Debatte 2009 – Ausstellung SenStadtUm

Für die Fachleute wird es gerade deshalb eine Herausforderung sein, die Bilder im Kopf und eingefleischte Positionen ein Stück weit aufzugeben. Stefan Evers, CDU-Sprecher für Stadtentwicklung im Abgeordnetenhaus, sprach am 16. Februar von einem “weißen Blatt Papier”, mit dem die Teilnehmer in den Dialog gehen sollten.

Aber das wird sich wohl als eine Illusion herausstellen.

Mehr Informationen:

Mehr zur “Kunst des Vergessens” im Stadtdialog Rathausforum auf www.Futurberlin.de

Im Beitrag “Partizipation des Vergessens” gibt Autor André Franke genauere Beobachtungen von der Veranstaltung “Berliner Mitte” der Friedrich-Ebert-Stiftung im Umspannwerk Alexanderplatz am 16. Februar 2015 wieder.