Stadttore sicherten einst die mittelalterliche Stadt vor ungebetenen Eindringlingen. Mit der zunehmenden Urbanisierung aber bekamen Stadttore eine neue Funktion: auf Postkarten, Internetseiten und Drucksachen laden sie Bürger, Gäste und Touristen zum Besuch ein. Viele Städte bauen ihr Stadtimage auf Stadttoren auf – auch der Bezirk Pankow macht da keine Ausnahme.
Stadttor in Prenzlauer Berg
Auch in Prenzlauer Berg gibt es ein „Stadttor“, doch es ist sonderbar häßlich anzuschauen. In der Prenzlauer Allee, gegenüber der Einmündung der an die romantische Ostsee erinnernden „Hiddenseer Strasse“ prangt das „potthäßliche“ Eingangstor zum Pankower Bezirksamtsgelände in der Fröbelstrasse.
Hier befinden sich die Pankower Bezirksverordnetenversammlung, das Bürgeramt Prenzlauer Berg, Ordnungsamt und Straßenverkehrsbehörde mit regem Besucherverkehr.
Weiterhin sind hier die Abteilung Soziales, Gesundheit, Schule und Sport des Bezirksamtes Pankow, die Abteilung Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice des Bezirksamtes Pankow zu finden.
„Stadttor Prenzlauer Berg“ – Eingang zum Bezirksamtsgelände Fröbelstrasse in beklagenswertem Zustand
Auch das für Investoren und Firmen und die Neuansiedlung bedeutsame Wirtschaftsamt residiert hinter diesem Tor.
Sogar das tic Kultur- und Tourismusmarketing Berlin-Pankow hat hier seinen Bürositz in der Fröbelstraße 17, Haus 2, Raum 202.
Dessen Mitarbeiter betreten das Bezirksamtsgelände immer über den Eingang Diesterwegstraße, und sind vermutlich in den letzten 20 Jahren noch nie von der Prenzlauer Allee zu ihrem Büro gelangt.
Denn es wäre ihnen sonst längst aufgefallen, in welch beklagenswerten Zustand sich das zum Helmholtzkiez öffnende „Stadttor Prenzlauer Berg“ befindet.
Grafittis und Tags zieren das Eingangstor, und Torpfeiler und Pförtnerhaus. „Seid bereit …“ so steht es rechts – und mag noch originell klingen. Nicht einmal die CDU-Fraktion hat sich bislang an der Fortsetzung des Spruchs gestoßen: „… gegen die Aggression der CDU“.
Selbst der Bürgermeister, Stadträte, Stadtverordnete, Behördenmitarbeiter und Personalräte haben bislang keinen ausreichenden Anstoß an dem Zustand genommen.
Allgemeine Unmutsäußerungen gibt es gleichwohl, aber irgendwie hat man sich an diesen schrecklichen Zustand gewöhnt.
„Der Bezirk hat kein Geld“ … vielleicht muß das auch einmal „demonstriert“ werden?
Aber eigentlich soll das Bezirksamtsgelände auch abgegeben werden, gibt vielleicht sogar gewisse Distanzierung zum „Genius loci“?
In 20 Jahren hat es nicht einmal für ein ästhetisches, barrierefreies Leitsystem gereicht. Wie zur Pionierzeit der Erfindung des Fotokopierers findet man überall im Haus „fotokopierte DIN A 4 Seiten“, mal schwarz auf bunten Papier, mal laminiert, mal hinter verzagt angebrachten Glaskästen. Und manchen Stadtrat findet man nur mit kombinatorischen Pfadfinder-Geschick, wenn man den Geländeplan fotografisch im Kopf speichert, nach der Haus-Nummer sucht – und dann erst im ersten Stock die Zimmer-Nachweise der Dienstzimmer erblickt. Besucherfreundlich – barrierefrei – Bürgerkommune? Fehlanzeige!
Zukunft des Thälmannparks
Zum „1. öffentlichen Workshop im Rahmen der Voruntersuchung „Thälmannpark“ hätte eine gute Chance bestanden, sich auch dieses Themas anzunehmen – aber offensichtlich stört es selbst die Anwohner nicht.
Sehr verwundert zeigten sich jedoch einige Teilnehmer des Workshops über das „negative Stadtimage“ des Thälmannparks, das sogar zu einer schwierigen Schülerbelegung der dem Tor nahegelegenen Schule führte. Liegt es vielleicht auch an dem Zustand des Tores?
Der Vorschlag für das „integrierte Stadtentwicklungskonzept“ Thälmannpark wird daher hier direkt und unmittelbar nachgereicht:
„Renoviert das Tor!“
Hinter dem Tor kann man schließlich auch eine schöne Überraschung erleben, wenn man den Mut fasst, und das Gelände erkundet:
Eine touristische Sehenswürdigkeit
Das 1889 von Baustadtrat Hermann Blankenstein entworfene Gebäudeensemble entfaltet bei Sonnenlicht und in der Abendsonne ein wunderschönes Farbenspiel von Backsteinarchitektur und wild rankenden Wein.
Im Innenhof blühen die Rosen – und umranken ein Kunstwerk von Martin Wilke und Thomas Richter, das 1988-89 aus Stahl, Holz, Sandsteinentstand. Es trägt den Namen “ Das Schiff zur Rettung der Unschuld der Kunst“ und verleiht dem Innenhof vor dem Haus 6 eine geradezu mythische Aura.
Bezirksamt Pankow, Innenhof vor dem Haus 6: Das Schiff zur Rettung der Unschuld der Kunst v. Thomas Richter u. Martin Wilke
Das Gelände zwischen den Bezirksamtsgebäuden ist zugleich nach Verwaltungsschluß ein beschaulicher Ort, dem auch etwas mehr Lebendigkeit zusteht. Ein kleines zur Abendsonne exponiertes Cáfe, ein kreativer Markt und auch Musik könnten aus diesem Ort ein Stück lebendige Stadt machen!
Ein erster Lichtblick zeichnet sich ab, auch die BVV-Fraktionen denken bereits nach! Im Gespräch mit Rona Tietje während der Senioren BVV wurde beim letzten Punkt schnell Einigkeit erzielt!
– Michael Springer –