Sonntag, 08. Dezember 2024
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für Geflügelhalter

Vogelgrippe – Informationen
für Geflügelhalter

Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems

Es gibt wieder neue Warnungen und Hinweise zum Auftreten von Vogelgrippe. Dr. Torsten Kühne, zuständiger Bezirksstadtrat für Verbraucherschutz, Kultur, Umwelt und Bürgerservice wies in der letzten Woche auf eine neue Risikobewertung hin und informierte die Öffentlichkeit.

Friedrich-Loeffler-Institut auf der Insel Riems
Friedrich-Loeffler-Institut
Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
Federal Research Institute for Animal Health
Insel Riems – Foto: Walter Graupner, Eggesin

Alle durch Influenza-Viren verursachten Geflügelkrankheiten sind bei in Gefangenschaft gehaltenen Vögeln eine anzeigepflichtige Tierseuche und bei Wildvögeln eine meldepflichtige Tierkrankheit. In Einzelfällen sind die Viren in den vergangenen Jahren auch auf Säugetiere und auf Menschen übertragen worden, deshalb wird das Auftreten der Krankheit besonders aufmerksam überwacht, denn Virusmmutationen können zur Gefahr für Menschen werden.

Vorsichtsmaßnahme: Aufstallung von Geflügel in Risikogebieten

„Vor dem Hintergrund des Nachweises des hochpathogenem aviären Influenzavirus H5N8 bei einem Wildvogel auf Rügen empfiehlt das Friedrich-Loeffler-Institut (FLI) die Aufstallung von Geflügel risikobasiert, zumindest für Geflügelhaltungen, die sich in Regionen mit hoher Wildvogeldichte oder in der Nähe von Wildvogel-Rastplätzen befinden.“

Aufforderung zur Meldung von Geflügelbeständen

Dr. Kühne erklärte weiter: „Im Verwaltungsbezirk Pankow liegen zurzeit keine Risikogebiete. Dennoch wird empfohlen, das Geflügel, sofern möglich, in geschlossenen Ställen oder unter einer Schutzvorrichtungen (§ 13 Abs. 1 Geflügelpest-Verordnung) aufzustallen. Darüber hinaus werden alle Geflügelhalter aufgefordert, Ihre Bestände unverzüglich beim Ordnungsamt Pankow, Fachbereich Veterinär- und Lebensmittelaufsicht, E-Mail vetleb@ba-pankow.berlin.de, Fax: 030 90295-5823), Fröbelstraße 17, Haus 6, 10405 Berlin unter Angabe von Art und Anzahl der gehaltenen Tiere sowie des Standortes anzuzeigen.

Vorsichtsmaßnahme zur Früherkennung

Weiterhin sind alle Erkrankungs- und Todesfälle sowie jeder Verdacht einer Erkrankung dem Ordnungsamt Pankow, Fachbereich Veterinär- und Lebensmittelaufsicht, (E-Mail: vetleb@ba-pankow.berlin.de, Fax: 030 90295-5823, Tel.: 030 90295-5130) zu melden. Erkrankte oder verendete Tiere dürfen ohne Genehmigung des Amtstierarztes nicht vom Standort entfernt werden.
Stadtrat Dr. Kühne weist aus gegebenem Anlass auch auf § 3 Geflügelpest-Verordnung (in der Fassung der Bekanntmachung vom 8. Mai 2013, BGBl. I S. 1212) hin, die für alle Geflügel-Halter gilt:

„Wer Geflügel nicht ausschließlich in Ställen hält, hat sicherzustellen, dass

1. die Tiere nur an Stellen gefüttert werden, die für Wildvögel nicht zugänglich sind,
2. die Tiere nicht mit Oberflächenwasser, zu dem Wildvögel Zugang haben, getränkt werden und
3. Futter, Einstreu und sonstige Gegenstände, mit denen Geflügel in Berührung kommen kann, für Wildvögel unzugänglich aufbewahrt werden.“

Schema: Influenzavirus
Friedrich-Loeffler-Institut, Insel Riems:
Schema Influenzavirus – Grafik: M.Jörn

Vogelgrippe-Virus – eine latente Gefahr

Vogelgrippe ist die umgangssprachliche Bezeichnung für eine Viruserkrankung der Vögel, die allgemein durch Influenza-Viren ausgelöst wird. Die Influenza-Viren sind hoch ansteckend, und haben viele verschiedene Stämme:

– Influenza-A-Virus H5N1 (gehäufter Übergang auf den Menschen seit 1997), siehe Vogelgrippe H5N1
– Influenza-A-Virus H7N9 (gehäufter Übergang auf den Menschen seit 2013), siehe Vogelgrippe H7N9
– Influenza-A-Virus H5N8 (mehrere Ausbrüche in europäischen Geflügelhaltungen ab Herbst 2014, siehe A/H5N8
– sowie durch weitere Subtypen des Influenza-A-Virus.

Das Influenza-A-Virus H7N9 gilt bei Hühnervögeln als ungefährlich (LPAI=Low Pathogenic Avian Influenza), da es bei diesen keine Krankheitssymptome verursacht. Doch das Virus kann sich wandeln, und sich in ein hoch pathogene aviäre Influenza (HPAI =Highly Pathogenic Avian Influenza) verwandeln. Deshalb ist es notwendig, weltweit alle massenhaften Geflügelerkrankungen zu beobachten und zu erforschen.

Das Friedrich-Löffler-Institut hatte beim letzten Ausbruch der Vogelgrippe am 8. April 2013 auf seiner Website Hinweise zur vermuteten Herkunft veröffentlicht, die zeigen, wie schwierig die mikrobiologische Identifikation der Viren ist:

„Genetische Untersuchungen[3] deuten darauf hin, dass es sich um eine bisher nicht bekannte Variante handelt, die aus einem aviären Reservoir stammt und Gensegmente dreier unterschiedlicher aviärer ‚Elternviren‘ trägt. Von den 8 Gensegmenten stammen 6 offenbar vom Subtyp H9N2, die für H7 und N9 kodierenden Gensegmente von unterschiedlichen anderen Vogelviren.“[4] Die als PB2, PB1 und PA bezeichneten Merkmale weisen die größte Nähe zu der 2012 bei Bergfinken isolierten Virusvariante A/brambling/Beijing/16/2012(H9N2) auf.[5] Bis zum Beginn des Infektionsgeschehens an der chinesischen Ostküste waren nur 25 Datensätze zu A/H7N9 in der GenBank hinterlegt.[6]“

Hinter der geringen Zahl von 25 Datensätzen zu einem Virustyp steht das Schicksal von vermutlich 25 Hühnern, die erkrankt und untersucht, und anschließend getötet und sicher entsorgt wurden. Es zeigt, wie genau heute bereits die Entstehung einer Tierseuche erkannt werden kann, und wie wichtig es ist, frühzeitig Untersuchungsmaterial zu finden. Die Geflügelhalter haben deshalb eine besondere Verantwortung, erkrankte Tiere zu erkennen, und auch tote Tiere für eine Untersuchung zu melden.

Kritik von Rassegeflügelzüchtern

Unter den Rassegeflügelzüchtern gibt es jedoch auch Kritik: Michael von Lüttwitz stellte etwa die Theorie von der Virusverbreitung per Vogelzug in Frage. Er schrieb am 27.11.2014:

„Hinzu kommt, dass bei einem Monitoring auf der Insel Rügen, auf der die infizierte Krickente abgeschossen wurde, seit dem 1. November dieses Jahres 238 Wildvögel auf das H5N8-Virus untersucht wurden. Dabei waren 237 Untersuchungen negativ, nur die erwähnte Krickente war positiv. Das bedeutet, wegen einer infizierten Wildente, deren Infektion sich am plausibelsten mit einer Ansteckung am Tötungsaktion der 30000 Puten in Mecklenburg-Vorpommern erklären lässt (der desinfizierte Mist lagert dort noch heute, nur abgedeckt mit einer Plastikplane auf einer Betonplatte, und kann bei einer möglichen Virusfreisetzung weitere Wildvögel infizieren), müssen Hunderttausende von Hühnern, Enten, Gänsen, Truthühnern und anderes Geflügel eingesperrt werden, obwohl die tierschutz- und artgerechte Haltung tagsüber ausschließlich mit Freilandaufenthalt praktiziert werden kann.“

Rassegeflügelzüchter wenden sich daher vorrangig gegen die Massentierhaltung, die selbst ein latentes Infektionsrisiko birgt.

Influenza-A-Virus H5N1

Das Virus Influenza A/H5N1 ist ein behülltes Einzel(-)-Strang-RNA-Virus aus der Familie der Orthomyxoviridae. Der Durchmesser des Virus beträgt etwa 100 Nanometer, es besitzt etwa 14.000 Nukleotide.

Der Erhalt der Infektionsfähigkeit des Erregers ist in der Außenwelt nicht sehr hoch. Desinfektionsmittel mit deklarierter Wirksamkeit für das Wirkungsspektrum „begrenzt viruzid“ machen es unschädlich.

Das Virus kann aber geschützt durch organisches Material wie Körpersekrete, Kot und Ähnliches – in Tierställen und insbesondere bei niedrigen Temperaturen einige Wochen überstehen. Infektiös bleiben die Viren bei 4 °C zum Beispiel ca. 30 bis 35 Tage in Kot, Geflügelfleisch oder gelagerten Eiern, bei 37 °C hingegen nur sechs Tage. Nach bisherigen Erkenntnissen sind die Viren nicht mehr infektiös, wenn sie Temperaturen über 70 °C ausgesetzt wurden, so dass eine Übertragung über durchgegarte Eier oder andere durchgegarte Geflügel- und Fleischprodukte als ausgeschlossen gilt.

Hühner in Freilandhaltung
Hühner in Freilandhaltung – Foto: BMELF-Pressefoto

Forschung zum Gesundheitsschutz von Tier und Mensch

Des Friedrich-Loeffler-Instituts (FLI) arbeitet als Bundesforschungsinstitut und selbstständige Bundesoberbehörde des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL). Im Mittelpunkt seiner Arbeit stehen die Gesundheit und das Wohlbefinden landwirtschaftlicher Nutztiere und der Schutz des Menschen vor Zoonosen, d. h. zwischen Tier und Mensch übertragbaren Infektionen. Diese Aufgaben sind im Tierseuchengesetz / Tiergesundheitsgesetz festgelegt.

Das FLI arbeitet mit rund 900 Beschäftigten in elf Instituten an fünf Standorten in den zugehörigen wissenschaftlichen, tiermedizinischen und mikrobiologischen Fachdisziplinen. Das Institut auf der Insel Riems in der Nähe von Greifswald ist besonders mit dem Monitoring, den Forschungen und der Risikoforschung zur Vogelgrippe befasst. Hier wird rundlagen- als auch praxisorientiert nach Möglichkeiten zur Früherkennung und Gefahrenabwehr geforscht. Dazu gehört auch im Ernstfall die Entwicklung und Vermehrung von Impfstoffen.

Als Bundesforschungsinstitut und selbstständige Bundesoberbehörde des Bundesministeriums für Ernährung und Landwirtschaft (BMEL) erarbeitet das FLI im Rahmen der Politikberatung auch Gutachten und Stellungnahmen, wie die aktuelle Risikobewertung zur Vogelgrippe.

Das Institut ist außerdem nationale Zulassungsstelle für veterinärmedizinische Infektionsdiagnostika. Darüber hinaus unterstützt das FLI die zuständigen Behörden wissenschaftlich bei der Durchführung der Regelungen der EU-Tierschutz-Schlachtverordnung (gemäß Artikel 20 der Verordnung (EG) Nr. 1099/2009).

Das FLI führt das OIE (Weltorganisation für Tiergesundheit) und das Nationale Referenzlabor für aviäre Influenzaviren („Vogelgrippe) und forscht seit Jahrzehnten auf diesem Gebiet.

Ziele der Forschungsarbeiten am FLI

Die Hauptaufgabe besteht im Schutz vor Infektionskrankheiten, Tierseuchen und Zoonosen. Erforscht werden deshalb Methoden zur besseren und schnelleren Diagnose. Ferner zählt dazu die die Erarbeitung von Maßnahmen zur Prävention und die Schaffung von Grundlagen für moderne Bekämpfungsstrategien.

Für die landwirtschaftliche Tierhaltung steht die Verbesserung des Wohlbefindens landwirtschaftlicher Nutztiere und die Erzeugung qualitativ hochwertiger Lebensmittel tierischer Herkunft im Mittelpunkt der Forschungsarbeit.
Dazu gehören die die Entwicklung tierschutzgerechter Haltungssysteme, der Erhalt der genetischen Vielfalt bei Nutztieren und die
effiziente Verwendung von Futtermitteln.

Weitere Informationen:

Vogelgrippe – aktualisierte Risikobewertung des FLI – PDF/2,6 MB.

Friedrich-Loeffler-Institut
Bundesforschungsinstitut für Tiergesundheit
Federal Research Institute for Animal Health
Südufer 10 | 17493 Greifswald – Insel Riems
Tel: +49 38351 7 1244 | Fax: +49 38351 7 1151
http://www.fli.bund.de/

Verband der Hühner- Groß- und Wassergeflügelzüchtervereine
zur Erhaltung der Arten- und Rassenvielfalt e.V. – www.vhgw.de

m/s