Donnerstag, 28. März 2024
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Weinlese im Prenzlauer Berg

Weinbau in Prenzlauer Berg

Das Weinjahr in Prenzlauer Berg neigt sich dem Ende zu, noch helfen die rettenden Strahlen der Oktobersonne die Reifezeit zu versüßen. Doch am 20. Oktober 2013 endet das Weinjahr: im Volkspark Prenzlauer Berg ist dann Weinlese. Der „Weingarten Berlin e.V.“ lädt zur Weinlese ein.

Weinbau in Prenzlauer Berg
Weinbau in Prenzlauer Berg - der steilste Südhang am Wasserturm

Kleine Weingeschichte im Prenzlauer Berg

Die Weinlese hat in Pankow eine lange Tradition, die bis ins frühe Mittelalter reicht. Albrecht I. von Brandenburg, genannt auch „Albrecht der Bär“ (1110-1170) oder Albrecht von Ballenstedt, aus der Familie der Askanier, schuf die Ausgangsbedingungen. Er gründete nach der Vertreibung von Jaxa von Köpenick aus der Stadt Brandenburg im Jahr 1157 die Mark Brandenburg und leitete die Christianisierung ein. Klöster und Kirchen entstanden, und Zisterzienser und Prämonstratenser-Mönche legten erste Weinberge und Weingärten an.

Die Zisterziensermönche hatten schon 12. Jahrhundert Wein in der Mark Brandenburg gepflanzt. Neben der Eigenversorgung gewann Wein aus der Mark auch zunehmend an Bedeutung als Tausch- und Zahlungsmittel. Mit Weinbauern aus Franken und der Rheingegend kam das Wissen um die hohe Kunst der Rebenaufzucht nach Brandenburg, wurden neben den klösterlichen auch fürstliche Weinberge angelegt.

Weinbau am sonnigen Südhang des heutigen Prenzlauer Berg

Um 1550 wurde Wein aus der Mark Brandenburg nach Sachsen exportiert. Berlin besaß im Jahr 1565 70 Weinberge und 26 Weingärten, die vorwiegend entlang der sonnigen Barnim Hangkante lagen, die zum Urstromtal der Spree nach Süden geneigt ist, etwa zwischen dem heutigen Weinbergsweg und der Weinstraße in Prenzlauer Berg.
Hier konnte die für unsere Region beschriebene Rebsorte „Riesling“ optimal heranwachsen, weil sie genug Sonne und ein mildes, ausreichend feuchtes Klima fand.

Der Wein war entsprechend einer Polizeiverordnung nur für den gehobenen Stand vorbehalten. Bürgermeister, Ratsherren, Geistlichkeit, Professoren, Doktoren durften Wein trinken.

Die niederen Stände begnügten sich mit allerlei selbstgebrauten Bieren, in denen vor Einführung des Reinheitsgebotes auch Wildkräuter und berauschende Pflanzenteile vergoren wurden.

1578 wurde die ersten Weinmeisterordnung durch den Kurfürsten Johann Georg erlassen, die zum Aufschwung des Weinbaus weiter beitrug, weil sie die „Weinpanscherei“ unterband.

Kälteeinbruch und Kulturwandel

Im Jahr 1598 gehörte Berlin schon zu den bedeutendsten Weinbaugebieten in Brandenburg und erst der Klimawandel im 18. Jahrhundert mit strengen Frostwintern führte zu einem Rückgang des Weinbaus.

Später reduzierte die wachsende Bebauung und Verstädterung den Weinbau. 1782 gab es in Brandenburg nur noch 2343 Morgen Weinbauflächen. 9 Morgen davon lagen in Berlin. 1912 wurde nach dem Abriss des Restaurants „Zum Weinberg“ am Weinbergsweg auch die letzten Weinstöcke an dieser Stelle gerodet.

Erst 1999 wurden wieder 400 neue Rebstöcke im Prenzlauer Berg angesetzt. Der erste “Berliner Riesling” wurde daraus im Jahr 2003 gekeltert.
Im Jahr 2004 wurde schließlich der „steilste Südhang“ wieder für den Weinbau kultiviert. Der Bezirk Pankow und der Förderverein „Weingarten Berlin e.V.“ legten im Jahr 2004 zusammen mit Wiener Weingütern ein „Weingart’l“ am Wasserturm an.

Volkspark Prenzlauer Berg
Volkspark Prenzlauer Berg

Weinlese am 20. Oktober 2013

Der Förderverein „Weingarten Berlin“ e.V. lädt am Sonntag, den 20. Oktober ab 11.00 Uhr, zur Weinlese
in den Weingarten am Volkspark Prenzlauer Berg (Syringenplatz / Ecke Sigridstr.) ein.
Selbstverständlich wird auch über die Qualität des Weinjahres 2013 philosophiert. Dr. Frank Pietsch, Vorstand des Vereins wagte auch schon einen ersten Ausblick:
„Das Weinjahr 2013 wird recht gut, aber nicht übermäßig. Die Rebblüte setzte um zwei bis drei Wochen verspätet ein. Das hatte Auswirkungen auf die Reifezeit.“

Hier kann auch Lehrreiches zum Thema Weinbau erfagt werden, und Kontakt zu echten Weinkennern gefunden werden. Die wichtigste Regel: „Wein wird nicht einfach nur geerntet, er wird gelesen. Nur die reifen und gesunden Trauben kommen zum Keltern.“ Die BesucherInnen sind eingeladen, bei der Lese selbst mit Hand anlegen.

Der Wein wird übrigens in Sachsen hergestellt: die Kelterei liegt in Proschwitz bei Meißen. Und wer sich interessiert, kann zu einem Besuch in der Kelterei mitfahren.

Für Stimmung sorgen Rainer Micklisch und Sybille Thiele mit dem Leierkasten. Als Lohn gibt es einen guten Schluck Berliner Riesling aus dem Vorjahr.

Weitere Informationen:

www.berliner-riesling.de

Treffpunkt:
20.10.2013 – 11 Uhr
Weingarten am Volkspark Prenzlauer Berg, Syringenplatz / Ecke Sigridstraße

m/s